Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: @Alex

Garfield, Thursday, 27.03.2003, 14:50 (vor 7721 Tagen) @ Alex

Als Antwort auf: Re: @Alex von Alex am 21. März 2003 14:31:35:

Hallo Alex!

"Woher weißt Du das? Jaye hat Statements hierzu abgelehnt. Mir ist nicht bekann, welche Genitalien er besitzt, auch nicht, ob er Eizellen produziert oder eine Gebärmutter hat, ebensowenig wie ich weiß ob er spermienproduzierende Hoden besitzt, oder beides."

Ich weiß es nicht. Aber schon rein instinktiv stufe ich ihn gerade deshalb eben nicht als für mich geeigneten Partner ein.

"Ich tippe eher auf Ideologien als Ursache dieses Übels. Im Tierreich ist solches Verhalten eher selten, soweit ich weiß. Da sinkt dann lediglich die Attraktivität für einen potentiellen Partner, wenn ein Schlüsselreiz fehlt, oder schwächer ausgebildet ist."

Ja, sicher spielen Ideologien da auch eine Rolle. Aber die Tatsache, daß es eben auch im Tierreich Tiere gibt, die bestimmte genetisch festgelegte Bedingungen nicht oder nicht weit genug erfüllen und deshalb sexuell für ihre Artgenossen weniger attraktiv sind, zeigt doch, daß es eben nicht nur Ideologien sind, die da wirken.

Denn wenn ein Tier ein anderes Tier als sexuell unattraktiv betrachtet, ist das doch auch eine Form der Ablehnung. Wenn solche eher unattraktiven Tiere trotzdem ab und zu Sex haben, dann liegt das doch nur daran, daß der jeweilige Sex-Partner eben gerade sonst kein attraktiveres Tier in greifbarer Nähe hat. Derselbe Effekt tritt auch bei Menschen z.B. in Gefängnissen auf. Dort ist die Häufigkeit homosexueller Kontakte weitaus höher als in der Außenwelt, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Weil einfach meist nur Partner des eigenen Geschlechts greifbar sind. Im Tierreich findet man das auch. Man kann z.B. keinen klein gewachsenen Kaninchen-Bock mit anderen Böcken in eine Bucht sperren. Der kann sich dann nämlich aufgrund seiner körperlichen Unterlegenheit nicht wehren, so daß die anderen ihn ständig bespringen und ihm dabei irgendwann mal Knochen brechen. Kühe (und damit meine ich jetzt wirklich weibliche Rinder) bespringen sich auf der Weide auch gegenseitig.

Bei Menschen kommt natürlich noch das Bewußtsein dazu, das aber durch gesellschaftliche Normen und Klischees beeinflußt wird. So kann diese instinktive Ablehnung gegen alles Andersartige dann verstärkt werden und es kann dann auch zu gewalttätigen Übergriffen kommen. Aber das resultiert dann nicht nur aus Ideologien, Normen oder Klischees, sondern ganz wesentlich auch daraus, daß die Ablehnung eben schon unbewußt vorhanden ist.

Das kriegen durchaus auch schon Menschen zu spüren, die einfach nur vom Äußeren her unattraktiv sind. Unter Kindern kommt es (vor allem in der Pubertät) häufig vor, daß Kinder, die als weniger attraktiv gelten, ausgegrenzt und/oder sogar körperlich angegriffen werden.

"In anderen Kulturen waren z.B. Hermaphroditen sehr angesehen."

Das ist ein interessantes Argument. Damit muß ich mich mal näher befassen. Kannst du mir dazu noch mehr Infos geben?

"Meines Erachtens entsteht der Wunsch daraus, dass eine scharfe Trennung von "Tugenden" und "Verhaltensregeln" vorgenommen wurde, die so, meiner Meinung nach, nicht mit dem Geschlecht, sondern nur mit dem individuellen Wesen in Verbindung gebracht werden kann."

Hm, ich meinte das so: Bevor ein Mensch überhaupt soweit ist, darüber nachzudenken, ob er oder sie vielleicht lieber dem jeweils anderen Geschlecht angehören würde, muß dieser Mensch doch irgendwann an einen Punkt gekommen sein, wo ihm oder ihr klargeworden ist, daß das eigene Wesen nicht so richtig mit den für das ihm zugeteilte Geschlecht gültigen Normen übereinstimmt. Daß eben die von der Gesellschaft zugeteilten Tugenden und Verhaltensregeln so nicht passen. Das bedeutet aber, daß dieses eigene Wesen an sich eben gerade nicht von der Gesellschaft geformt wurde, sondern daß es von Geburt an da war.

Das wiederum bedeutet, daß das Geschlecht keineswegs anerzogen ist, sondern von Geburt an festgelegt, wobei es dann aber eben tatsächlich mehr als zwei Geschlechter gibt. Wenn man verschiedene Eigenschaften herauspicken würde, die jeweils typisch für die Modelle des "Mannes" und der "Frau" sind, und man würde alle Menschen nach diesen Kriterien beurteilen und sie entsprechend dem Maß ihrer Übereinstimmung mit einem dieser beiden Modell-Geschlechter in ein Diagramm eintragen, dann würde man meiner Meinung nach am Ende eine Grafik erhalten, in der sich jeweils ein dichter Haufen von Punkten im Bereich zwischen etwa 75 und 90% Übereinstimmung mit dem jeweiligen Geschlecht befindet. In Richtung 100% und 0% würde die Verteilung der Punkte dann immer dünner werden.

"Aber ab einem gewissen Maß von "nicht in die Schublade passen" wird derjenige möglicherweise an Trans* denken."

Ja, das kann ich mir durchaus vorstellen.

"...mehr Ideologien als Instinkte sind meiner Meinung nach die Ursache des Übels.... und die werden von Eltern an ihre Kinder weitergegeben."

Jain. Die Ideologien sind nur die direkte Ursache. Die Instinkte sorgen aber erstmal dafür, daß die Ideologien einfach unbesehen übernommen werden.

"Ich denke ich bin daran gewachsen und hab vielleicht mit dadurch einen äußerst sensiblen Sinn für soziales Verhalten und insbesondere für Gerechtigkeit entwickelt, was zumindest die zu schätzen wissen, die mich mögen."

Ja, das wirkt auf jeden Menschen anders. Es hängt vor allem davon ab, wie intelligent die Mitmenschen sind, also wie weit sie dazu fähig sind, ihre primitiven Neigungen zu kontrollieren. Ich habe aber in meiner Schulzeit durchaus Kinder erlebt, die durch ihre Umwelt enorm geschädigt waren. Z.B. hatte ich in meiner Abi-Zeit mal jemanden in der Klasse, der jahrlang in einem Kinderheim gelebt hat. Der Junge war kaum noch fähig, mit anderen Menschen normal zu kommunizieren. Nur wenn man mit ihm allein war, konnte man mit ihm normal reden. Ansonsten hat er sich wegen jeder Kleinigkeit gleich persönlich angegriffen gefühlt, und ist dann auch häufig aggressiv geworden. Nicht weil er von Natur aus so war, sondern weil er sich im Laufe der Zeit so sehr daran gewöhnt hat, daß alle auf ihm herumhacken, daß ihm das mittlerweile völlig normal erschien. Der arme Kerl ist durch seine Kindheit für's Leben gezeichnet. Und dabei hatte er noch nicht mal eine Behinderung oder sonst etwas "Unnormales". Er hatte nur seine durch die Zeit im Heim verkorkste Psyche, und er sah nicht gerade aus wie Brad Pitt und war darüberhinaus auch noch eher klein und schmächtig, so daß die Mädels auch nicht gerade auf ihn flogen. Aber das hat schon völlig ausgereicht, um ihn überall zur Witzfigur zu machen. Wenn er auch noch homo- oder gar transsexuell gewesen wäre oder sowas in der Art, dann hätten ihn seine werten Mitmenschen wohl bis zum Selbstmord getrieben.

Und wenn ich mal Kinder habe, möchte ich auf keinen Fall, daß sie sowas auch durchmachen müssen.

Freundliche Grüße
von Garfield


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