Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Wie versprochen: Grundsatztext

Arne Hoffmann, Monday, 10.03.2003, 17:37 (vor 7738 Tagen) @ Alex

Als Antwort auf: Re: Wie versprochen: Grundsatztext von Alex am 10. März 2003 13:12:25:

Hi Alex,

och... Spaß machts trotzdem... bin ich nun [weiblich]? Weil ich Kommunikation betreibe, ohne ein spez. Ziel im Auge zu haben? *schmunzel*

Sowas würde MIR ja nieee einfallen ... :-)

Jo :-) Fein! Ich hab halt nicht wirklich argumentiert, sonden meist persönliches Wissen genannt.

Aber das fand ich ja gerade interessant, da die Überschneidungen zwischen spontaner Beurteilung aufgrund persönlicher Erfahrung und den vorliegenden Forschungsergebnissen zu sehen. Wir haben da sozusagen zwei Formen von Realität: Die wissenschaftliche Realität und die Erfahrung-im-Alltag-Realität einerseits. Beide sagen uns, dass z. B. Frauen nicht treuer als Männer sind. Andererseits haben wir aber die Medienrealität, wo in Büchern zur Geschlechterfrage, in Nachmittag-Talkshows und Fernsehfilmchen weit überwiegend der Mann als untreuer Fremdgeher dargestellt wird. So sickert diese zweite Realität anscheinend in die Köpfe vieler Leute ein.

Was mich an etwas anderes in diesem Zusammenhang erinnert: Das Wissenschaftsmagazin "Geo" hat im Jahr 2000 von einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach berichtet, in der es unter anderem darum ging, das bei Deutschlands Frauen vorherrschende Männerbild zu ermitteln. Das Ergebnis war höchst aufschlussreich. Zwar konnte man über die Eigenschaften, die Frauen bei Männern generell wahrnahmen, zusammenfassen: "Fast alle herausragenden Konturen sind negativ." Männern wurde von weiblicher Seite vorgeworfen, wehleidig zu sein, stur, egoistisch, großspurig, nörgelnd und untreu. Dieses Bild entpuppte sich aber sofort als völlig übersteigerte Karikatur, sobald diese Frauen nach konkreten Männern aus ihrem Bekanntenkreis gefragt wurden. Die durch Medien und politische Gruppen erzeugten Klischeebilder ließen sich nicht mehr aufrechterhalten. "Wehleidigkeit" beispielsweise wurde jetzt statt von 63 Prozent nur noch von 29 Prozent der Befragten als typisch männlich benannt, "Sturheit" schwand von 61 auf 36 Prozent, "Untreue" von 41 auf 14 Prozent. Fazit: "Frauen erleben Männer konkret als offenbar weniger untreu, sehr viel einfühlsamer und sehr viel zuverlässiger, als sie generell unterstellen." Bedenklich ist, dass diese eigenen, persönlichen Erfahrungen an den sexistischen Vorurteilen bislang nichts zu ändern scheinen.

Eine Studie zeigt oder beweist zunächst mal garnichts. Sie ist i.d.R. eine stat. Auswertung einer großen Datenmenge mittels der Tendenzen interpretiert werden. Sowohl bei der Datenerfassung als auch bei der Auswertung und der Interpretation war kein Leser anwesend und kann somit auch nicht beurteilen, welche möglichen Fehler darin enthalten sind. Somit ist man als Leser entweder auf Vertrauen oder auf eigene Recherche angewiesen. Wenn eigene Recherche zu aufwendig wäre hilft nur die Glaubwürdigkeit der Quelle ABZUSCHÄTZEN und sich nicht ZU SEHR auf diese zu verlassen.

Klar. Zumal ja auch eine weitere Trivialisierung in der Berichterstattung stattfindet. Meinetwegen werden für eine Studie 300 Frauen und Männer befragt, 54 Prozent der Männer erweisen sich in der Befragung als beruflich besonders ehrgeizig gegenüber nur 49 Prozent bei den Frauen, und zum Schluss haben wir in einer Zeitschrift die Meldung "Studie beweist: Männern ist Karriere wichtiger als Frauen". Da repräsentieren dann eine Handvoll Leute ein ganzes Geschlecht.

*schmunzel* ich auch nur durch einen Zufall, der ihr schwer zu schaffen gemacht hat. Wir kannten uns und begegneten uns ohne dies zu wissen im A3-Chat. Ich hab sie erkannt. Hab kein Problem damit, ist ja ihre Neigung... und so is sie ne ganz Nette.

Ich hab mich schon gefragt, wie du überhaupt davon erfahren hast. "Na, was isst denn du am liebsten?" - "Och, ich mag Scheiße ganz gern." - "Ehrlich? Also mir schmeckt das viel zu säuerlich; ich hätte auch Angst vor Hepatitis und so." - usw.

Nö! Wo denn? Nur wenn ich Homosexualität als etwas statusmäßig unter mir stehendes betrachte. Tue ich das nicht, kann ich einfach sagen: Da liegst Du verkehrt. Und das Thema ist durch.

Wenn es durch ist, ist es ja auch gelöst. Aber wenn du beispielsweise Belgier bist und unaufhörlich als "Franzose" angesprochen wirst ... oder du bist Therapeut und jemand bezeichnet dich andauernd als "Psychologe" ... oder du zählst dich zur Linken, aber irgend jemand will dir ständig einreden, dass du als Männerrechtler gefälligst zur Rechten gehörst ... meiner Erfahrung nach fühlen sich Leute von falschen Zuordnungen auch dann genervt, wenn damit _keine_ Abwertung verbunden ist. Ein FtM wird es möglicherweise auch irgendwann dicke haben, wenn man ihn weiterhin als Frau bezeichnet - auch wenn er Frauen nicht als minderwertig empfindet.

Schafft es damit wirklich jemand Dir diese Vorzüge auszureden? Wohl kaum, oder? So labil scheinst Du mir nicht.

Von mir persönlich spreche ich doch in diesem Zusammenhang gar nicht. Das "Bündel im klassischen Sinne männlicher Verhaltensweisen" ist ja nicht mein Bündel. Das war nur eine Beobachtung.

Bei Femis wie bei Maskus stört mich, dass mehr gegeneinander als miteinander diskutiert wird. Es erinnert mich manchmal an Kindergarten: "Mein Bauklötzchen, Dein Bauklötzchen". Sowas kann man in möglichst objektiven Grundsatzüberlegungen nicht brauchen. (...) Bei emanzipatorischen Maskus scheint mir die "Bauklötzchen"-Mentalität noch stärker verbreitet und auch schon eine Art Ideologie zu sein.

Das ist eine hübsche Metapher, aber so unkonkret, dass ich keine Ahnung habe, ob ich sie richtig verstehe. Könntest du das ein bisschen ausführen?

Herzlicher Gruß

Arne


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