Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Exkurs: SM (und andere sexuelle Orientierungen) als Krankheit

Alex, Friday, 14.03.2003, 14:13 (vor 7734 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Re: Exkurs: SM (und andere sexuelle Orientierungen) als Krankheit von Arne Hoffmann am 14. März 2003 11:11:08:

Hi Alex,

Zu einer Diagnose gehört ZWINGEND ein Leidensdruck oder eine Gefährdung von sich oder der Umwelt - ist dieses nicht vorhanden, gibt es keine Diagnose und somit auch keine "Krankheit".

Volle Zustimmung. Diese beiden Kriterien halte ich auch für maßgeblich, um von einer Krankheit sprechen zu können. Und meines Wissens ist das inzwischen auch weitgehender Konsens, zumindest in der Sexualwissenschaft.
Herzlicher Gruß
Arne

Ja, nur einige Psychiater pathologisieren noch alles was nicht ihrer Vorstellung vom "genormten" Menschen entspricht, den es, das wissen wir alle, ja nicht gibt. Das sind dann Therapeuten die sich darauf einlassen z.B. Homosexualität "wegtherapieren" zu wollen, anstatt dem "Patienten" Wege zu aufzuzeigen, wie er das Leben zufrieden und glücklich meistern könnte. Wenn man als vielleicht leicht labile Persönlichkeit an ein solches Relikt gerät, würde der sogar eine Vorliebe für Nudelsuppe oder für graue Socken pathologisieren.... und damit in meinen Augen schwere Schäden anrichten.
Vor allem im letzten Jahrhundert führte dies ja zu äußerst gefährlichen Auswüchsen.

Bei der Definiton von Leidensdruck ist aber übrigens auch wieder Vorsicht geboten. Die Übergänge von Leiden durch mangelnde Selbstakzeptanz und Leiden durch ein intolerantes Umfeld sind fließend.
Und das Leben in einem ultrakonservativen Umfeld kann z.B. u.U. ein Leid erzeugen, das nicht unbedingt als pathologisch zu betrachten wäre.... dennoch allerdings behandlungsbedürftig, da es ja bei dem betreffenden Menschen leidvolle Konsequenzen hat.
An diesem Punkt haben wir dann ein Problem: Die KK würde eine Therapie aufgrund einer Diagnose z.B. "F64.1 - Transvestitismus unter Beibehaltung beider Geschlechtsrollen" bewilligen(, und denjenigen auch so speichern). Eine korrekte Diagnose sollte aber eigentlich auf "F32.- Depressive Episode" lauten, da der Leidensdruck ja nicht durch mangelnde Selbstakzeptanz, sondern durch das Umfeld entstanden ist, der Transvestitismus also eher sekundär ist.
F32 wird aber von den KK's meist ohne Zusatzdiagnose, oder "besondere Schwere" abgelehnt, mit der Begründung für Selbsterfahrungs-Therapien nicht zuständig zu sein.

Liebe Grüße

Alex


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