Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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@Alex

Garfield, Friday, 21.03.2003, 14:43 (vor 7727 Tagen) @ Alex

Als Antwort auf: Re: @Susu, @Alex von Alex am 21. März 2003 09:57:28:

Hallo Alex!

"Viel zu wenige Menschen machen sich Gedanken, wie dumm und unsinnig so manches Verhalten ist."

Das Problem besteht eben darin, daß wir nichts weiter sind als die geistig höchstentwickelten Tiere auf diesem Planeten. In früheren Zeiten hatten alle diese negativen Verhaltensweisen, über die wir hier schreiben, durchaus ihren Sinn und ihre Berechtigung. Und in gewisser Hinsicht haben sie sie durchaus auch noch heute. Viele Menschen sind nach wie vor schon rein instinktiv bestrebt, ihre Erbanlagen weiter zu geben. So mancher "normale" Mann wird einen Mann wie Jaye Davidson durchaus attraktiv finden - nur Kinder kann er mit ihm nun einmal keine zeugen. So gesehen ist es durchaus natürlich, solche Menschen abzulehnen. Alles, was nicht vom äußeren Anschein her in's Schema "zur Familiengründung geeignet" paßt, wird als "unnormal" eingestuft und somit instinktiv abgelehnt.

Damit will ich das nicht befürworten, aber es ist leider nur allzu menschlich, so negativ auf alles "Unnormale" zu reagieren. Das steckt tief in uns allen drin. Ab einem gewissen Intelligenzgrad kann man solche negativen Instinkte vielleicht ganz gut kontrollieren, aber sie sind mehr oder weniger immer da...

"Real ist für TG, dass sie so, wie es ihrem Wesen entspricht nicht leben können, OHNE das Geschlecht zu wechseln, weil die Ablehnung der Umwelt dann noch stärker wäre. Außerdem darfst Du nicht vergessen, dass es auch unter TG genauso viele Klischeegläubige gibt, wie in der Durchschnittsbevölkerung auch."

Das sehe ich auch so. Die Frage ist aber: Wie kommt ein Mensch erst einmal zu dem Wunsch, eben nicht seinem offiziellen Geschlecht entsprechend leben zu wollen? Dazu wird doch nun gerade kaum jemand erzogen. Der Wunsch kommt oft einfach von innen heraus, resultiert also ganz offensichtlich eben nicht immer aus irgendeiner Erziehung, sondern zumindest in vielen Fällen aus dem, was dieser Mensch eben schon von Natur aus IST.

"Kennst du die Sorte von Menschen, die nach außen hin offen sind, tolerant und wissend auftreten und die in dem Augenblick in dem sich z.B. die Tochter als lesbisch outet ausflippen und zur intolerantesten Spezies mutieren? Diese Art hat etwas scheinheiliges. Es ist teilweise "In" tolerant zu sein.... aber wehe, wenn es mich persönlich betrifft."

Ja, das ist noch ein weiteres Problem. Aber ich denke, selbst solche nur oberflächlichen Veränderungen sind schon ein Anfang. Man muß dabei immer auch bedenken, daß erwachsene Menschen ja schon jahrzehntelange Beeinflussung durch die Umwelt hinter sich haben, in positiver wie in negativer Hinsicht. Das kriegt man nicht einfach so von heute auf morgen wieder raus. Wenn man sie wenigstens schon mal dazu gebracht hat, über bestimmte Mißstände nachzudenken oder manche Äußerungen oder Verhaltensweisen vielleicht einzuschränken, hat man schon viel erreicht. Die nächste Generation wird dann schon weniger negativ beeinflusst, und so ändert sich dann mit der Zeit eben doch einiges wirklich und nicht nur zum Schein.

"Anfänglich würde es schon helfen, wenn Intoleranz öffentlich verurteilt würde und z.B. nicht zum Verlust des Jobs führen könnte. Ich erinnere da an eine TG Bürgermeisterin Michaela Lindner. Was hatte sich da verändert? Die politische Meinung wohl kaum."

Ja, und es war gut, daß damals groß darüber berichtet wurde. Das hat mit Sicherheit viele Menschen zum Nachdenken gebracht.

"Und nicht aus eigenem Antrieb, sondern zum Wohle des Kindes handeln würdest."

Wie schon geschrieben hätte ich kein Problem damit, wenn mein Kind transsexuell, homosexuell oder sonst etwas wäre. Und wenn jemand sonst damit ein Problem hätte, dann würde der sich damit nur selbst in ein schlechtes Licht rücken. So gesehen würde ich erstmal dahin tendieren, da nichts operieren zu lassen. Das Problem, das ich damit hätte, wäre eben nur in diversen Vorurteilen in der Gesellschaft begründet.

"...während die nicht-operierten oft sehr zufrieden leben, wenn es ihre Erziehung zulässt ein stabiles Selbstbewußtsein aufzubauen."

Ja, eben - WENN! Die Erziehung kommt aber nicht nur von Eltern oder Lehrern, sondern in nicht unerheblichem Maße auch von Mitschülern, gleichaltrigen Freunden usw. Gerade Kinder in jungen Jahren verfügen weder über die nötige Lebenserfahrung noch über die geistigen Fähigkeiten, um ihre Instinkte zu kontrollieren. Folglich leben sie sie voll aus, und jedes Kind, das irgendwie "unnormal" ist, bekommt das mehr oder weniger zu spüren. All die schönen Sprüche von Toleranz und Akzeptanz interessieren da einen Scheißdreck. Besonders fatal ist das, weil gerade die Kindheitsjahre einen Menschen entscheidend fürs spätere Leben prägen. Wenn ein Kind jahrelang von anderen Kindern systematisch fertiggemacht wird, bleibt nichts mehr übrig, was man noch als Selbstbewußtsein bezeichnen könnte. So ist das Leben - hart, aber dafür auch ungerecht.

Freundliche Grüße
von Garfield


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