Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Wer ist "Wir"?

Ekki, Thursday, 10.04.2008, 16:56 (vor 5878 Tagen) @ Robert

Hallo Robert!

Hi Ekki,

Daraus leiten sich aus meiner Sicht zwei "kategorische
Imperative"
ab:

Erstens das absolute Toleranzgebot gegenüber jeglicher Religion:
Eine persönliche Gotteserfahrung schadet niemandem und kann deshalb
auch nicht Gegenstand von Kritik oder Verboten sein - ausgenommen
diejenigen Fälle, in denen ein Mensch aufgrund seiner Gotteserfahrung
glaubt, gegen seine Mitmenschen in aggressiver und destruktiver Weise
vorgehen zu müssen.

Zweitens die strikte Beschränkung der Religion auf die
Privatsphäre: Das Unterfangen, höchstpersönliche und sich jeder
Vermittelbarkeit entziehende Erfahrungen für allgemeingültig zu
erklären, ist bestenfalls lächerlich und überflüssig, und je nach
der Art des von der jeweiligen Religion Gepredigten eben auch
gefährlich.


Meine vollste Zustimmung.

Das erste Postulat ist in unserer Gesellschaft erfüllt.


Naja, viele Religionsformen werden heute immer noch als "Sekten"
diffamiert.

Wobei durchaus die Frage ist, ob es zwischen "Sekten" und Religionen einen anderen Unterschied gibt als denjenigen, daß "Religionen" sich machtpolitisch durchgesetzt haben, und "Sekten" eben nicht.

Wer imstande ist, sich von dem Herrschaftsanspruch der in seinem Wohngebiet herrschenden Religion so weit zu lösen, daß er ohne Ehrfurcht über ihre Aussagen nachdenkt, dem werden die Augen aufgehen.

Nicht atheistische Propaganda, nein - das Lesen "heiliger" Bücher ohne den Dunstschleier religiöser Ergriffenheit ist der beste Weg in die Areligiösität.

Oder anders ausgedrückt:

Die unfaßbare Abstrusität religiöser Lehrgebäude zeugt am meisten gegen Religionen - und nicht etwa das abstoßende Verhalten vieler hauptamtlicher Religionsfunktionäre.

Die Erfüllung des zweiten Postulats wäre mehr als dringend
geboten
.


Das würde aber auch bedeuten, jede Religionsorganisation
abzuschaffen, bzw. zumindest ihr öffentliches Auftreten zu beschränken.
Christliche Kirchen und der Islam haben sich aber einen Missionsauftrag auf
die Fahnen geschrieben.

Sehr richtig - sie selbst (d.h. die Religionsgemeinschaften) haben sich diesen Missionsauftrag auf die Fahnen geschrieben - nachdem alle, die dieses Geschreibsel nicht haben wollten, mehr oder weniger dezent (mund)tot gemacht wurden.

Es ist unfaßbar, daß die christlichen Kirchen - namentlich die katholische - nach zwei Jahrtausenden, in denen sie unter ihren Gegnern unzählige Märtyrer produziert haben, ihre Legitimität noch immer aus den ersten drei nachchristlichen Jahrhunderten beziehen, in denen in großem Stil Christenverfolgungen stattfanden.

Immerhin:

Ein Johannes Paul II. hatte die Größe zu einem "Nostra Culpa" zur Zweitausendjahrfeier, in dem er Abbitte tat für das Leid, das vielen Menschen von Söhnen und Töchtern der Kirche zugefügt worden sei.

Ein gewisser Herr Ratzinger soll Gerüchten zufolge davon gar nicht begeistert gewesen sein.

Ob das nun stimmt oder nicht:

Die in dem "Nostra Culpa" zum Ausdruck kommende respektable Haltung ist in den christlichen Kirchen keineswegs Allgemeingut - und das betrifft nicht nur die katholische Kirche.

Gruß

Ekki

--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.


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