Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Wenn Schwachsinn anfängt, schön zu werden

Chato, Monday, 07.04.2008, 09:44 (vor 5881 Tagen) @ Nihilator

Moin Nihi!

Allerdings ist mir natürlich klar, daß Du das leugnen mußt und warum.

Aha. Leugne ich das denn? Und wenn ja: warum? Ich meine... bloß damit ich das endlich auch mal erfahre *g*

Es geht dir um Gottesbilder, also um Vorstellungen, die sich Menschen von etwas völlig Unvorstellbarem machen. Wenn du mir das jetzt vorhältst, daß die das getan haben, muß ich wohl wieder erst einmal beteuern, daß ich überhaupt nichts dafür kann, also regelrecht unschuldig bin. Danach verweise ich auf das 1. Gebot, auf das ich ja schon zuvor verwiesen und über es gesagt hatte, daß es dasjenige sei, das am häufigsten übertreten werde. Als Grund dafür nannte ich die notorische menschliche Schwierigkeit damit, etwas einfach mal sein zu lassen, auch wenn man es tun könnte. Daran, daß das Bilderverbot existiert, und zwar in allen drei monotheistische Religionen, die ja alle an denselben Einen Gott glauben, ändert diese menschliche Schwierigkeit natürlich nicht das Geringste. Es wird halt dauernd übertreten. Punkt. Schade. Den Schaden hat nämlich nicht Gott, der diesen dringenden Rat herzensgut gemeint hat, sondern die Menschen, die ihn nicht beherzigen und das betreffende Gebot dauernd übertreten.

Der christliche Glaube unterscheidet sich von den beiden anderen Monotheismen nicht dadurch, daß an einen "anderen" Gott geglaubt würde, sondern dadurch, daß wir Christen daran glauben, daß Gott, da er um die notorische Schwäche des Menschen im Zusammenhang mit dem Bilderverbot weiß, selbst Mensch geworden ist und damit ein menschliches Bild des Unvorstellbaren in die Welt gesetzt hat, nach dem der Mensch sich richten kann, ohne damit gegen das Bilderverbot zu verstoßen. Natürlich muß man daran glauben, denn wenn man nicht daran glaubt, nutzt es einem logischer- und verständlicherweise nichts. Aus Erfahrung kann ich mit Gewißheit sagen, daß, wenn man es glaubt, es einem ganz außerordentlich nutzt. Freilich nicht bei allen Fragen (zum Beispiel, wie man Millionär wird oder wie man sich immer und mit allem durchsetzt oder welches Kleid frau am besten steht usw.), sondern "nur" bei der Frage, wie man einer Welt entrinnt, in der sowas von irgendwelcher Bedeutung ist. Wer einer solchen Welt gar nicht zu entrinnen wünscht, braucht auch nicht Christ zu werden, denn dann wären die ganzen Mühen und Anstrengungen, die das (auch) bedeutet, eh vergebens. Der christliche Glaube ist nur für diejenigen etwas, die ihn brauchen. Wer ihn nicht braucht, braucht sich also weiter keine großen Gedanken wegen ihm zu machen. Sofern er nicht doch noch irgendwann anderen Sinnes wird. Das soll gelegentlich vorkommen.

Diejenigen Götter, die dann noch übrigbleiben, sind genau Einer.

Sagt wer?

Ich.

Und wieso ist diese Aussage von Dir legitimer und wahrer als von einem Mono- oder Polytheisten, der anderen
Göttern anhängt und, ganz genau wie Du, die alleinige Richtigkeit seiner Entscheidung zu spüren meint?

Von "spüren" habe ich nirgends geredet, Nihi. Was ich dazu sagen könnte, behalte ich, jedenfalls an solchen Orten wie diesem hier, eh lieber für mich, weil mir andernfalls garantiert irgendein Berufener letztgültig erklären wird, was ich in Wahrheit gemeint habe. Bloß damit ich auch endlich mal über mich informiert bin, natürlich... :-)

Für dich ist meine Aussage freilich nicht legitimer als die anderen Aussagen, denn du siehst das ja von außen. Das kann also überhaupt nicht anders sein und ich verstehe es mühelos. Aber für mich ist sie es halt. Was für dich legitim ist und was nicht, entscheidest du selbst, denn du allein wirst schließlich damit glücklich oder unglücklich werden, und nicht ich. Dasselbe gilt sinngemäß für die von dir angeführten Mono- und Polytheisten. Vielleicht wiederhole ich es hier einfach zum meinetwegen x-ten Mal: es geht mir nicht darum, dir oder sonst irgendwem von außen etwas "aufzudrücken", sondern allenfalls darum, dazu zu verführen, sich selbst Klarheit darüber zu verschaffen. Ich verticke kein Sauerbier.

Was ich allerdings als für jeden Menschen gültig dezidiert behaupte, ist, daß persönliche Klarheit in dieser Frage, auch wenn sie inzwischen wirklich schwer zu finden ist, die wesentliche und wichtigste Klarheit überhaupt ist, die ein Mensch gewinnen kann - und muß, weil er sonst nämlich draufgeht, sprich: es bei dem bleibt, womit sein irdisches Dasein endet. Weil es dazu eine Alternative gibt, gibt es eigentlich keine Alternative dazu, sich selbst um die betreffende Klarheit zu bemühen. Sie betrifft schließlich einen selbst und nicht andere.

Deshalb ist es mir letztlich egal, ob andere sich nun darum bemühen mögen oder nicht. Ich fände es eben bloß nicht so besonders nett von mir, wenn ich über diese Alternative kein Wort verlöre, nur weil einem die Leute dann üblicherweise mit ausgefahrenen Krallen fauchend ins Gesicht springen... :-)

Nicht genug damit, hingst Du doch wohl selbst einmal sehr intensiv einer ganz anderen Religion an. Und ich möchte
wetten, daß Du damals mit der gleichen Vehemenz die alleinige Richtigkeit dieses Weges verfochten hast oder hättest.

Fällt dir nichts auf, Nihi? Vielleicht bin ich ja nicht blöd und das, was ich dazu zu sagen habe, beruht ursächlich überhaupt nicht auf der dauernd von da und dort unterstellten Verblödung, sondern auf Erfahrung. Ich habe keinem je dazu geraten, meine Erfahrung als die seine anzusehen, sondern dazu, diese Erfahrungen selbst zu suchen und sie zu machen. Weil es nützlich ist, die richtige Erfahrung am Anfang und nicht am Ende zu machen - und sie dann, wenn man reif genug ist, sie zu begreifen, auch tatsächlich machen zu können - rate ich persönlich dazu, mit der christlichen anzufangen. Aber das ist bloß ein Rat, also etwas recht Friedliches, finde ich, das man mir eigentlich nicht zum Vorwurf machen kann, oder? Wer woanders anfangen möchte, ist dadurch doch nicht gezwungen, dieses zu unterlassen. Ich selbst habe als Zen-Mönch vieles gelernt, das mir bis heute nützlich ist. Aber ich bin heute eben keiner mehr. Und das hat präzise Gründe, über die ich volle Klarheit besitze. Andere benötigen diese Klarheit über meine Gründe nicht, da es ja meine Gründe sind und nicht die von anderen Leuten.

Ich vermute, Lude hat was gegen "ausgedachte Götter"? Ich auch... :-)

Nun, das wird man wohl so sehen müssen, um überhaupt glauben zu können. Mir ist das nicht möglich, da meine Perspektive
eine andere ist. Ich sehe kein Alleinstellungsmerkmal des Christentums, nirgends.

Es ist so, wie du sagst: Du hast eine andere Perspektive als ich und siehst deshalb kein Alleinstellungsmerkmal des christlichen Glaubens. Es wäre ja auch mehr als merkwürdig, wenn das anders wäre. Wenn du das ändern wolltest, müßtest du selbst deine Perspektive ändern - du, und nicht ich - oder es eben bleiben lassen, was für mich, wie gesagt, keinen Unterschied macht. Ich sehe das genauso wie du. Was ist daran schwer zu verstehen?

Widerspruch freilich beim ersten Satz: Ich "muß" das nicht so sehen, "um" glauben zu können, weil ich dieses Problem gar nicht habe, sondern ich sehe es so aufgrund meiner Glaubenserfahrung. Das Müssen und die Finalität ist ein Problem nicht meiner, sondern deiner Vorstellungswelt. Über letztere kannst du etwas aussagen, über erstere nicht.

Wenn Du magst, sieh Dir dieses Video einmal an (erste halbe Stunde ca.) und erklär mir, woher diese Inflation von
Jungfrauengeburten am 25.12. und von nach drei Tagen wiederauferstandenen Kreuzigungsopfern kommt. Kannst Du
widerlegen, was da dargelegt wird? Ist Jesus einzigartig und hat mit all diesen viel älteren Vorbildern und den astronomischen
Hintergründen nichts zu tun?

Interessantes Zitat am Anfang: "Sie werden es schwierig finden... Jene, die Autorität als die Wahrheit betrachten, anstatt Wahrheit als die Autorität." Rein und für sich betrachtet, also ohne den konkreten Kontext, daß derjenige, der es an den Anfang seines Filmes gesetzt hat, für sich eben jene Wahrheit beansprucht, die er anderen dann bestreitet, enthält der Satz eine Wahrheit. Im Kontext ist er allerdings nicht wahr, sondern eine der vielen Blüten von "68": Autorität ist böse und unwahr (und sowieso patriarchal), denn die Wahrheit ist ffrrrrreeiiiiii! Wahrheit ist das, was ich mir selber ausdenke, falls ich Wege finde, andere davon zu überzeugen? Nein! Der coole Satz: "Ich muß euch einfach die Wahrheit sagen, Leute, ich muß euch die Wahrheit sagen", ist nun einmal nicht wahr, wenn dann nicht tatsächlich die Wahrheit gesagt wird.

Aber der erste Satz aus dem ersten Zitat: "Sie werden es schwierig finden.", der ist sehr wahr und ist eine handfeste Drohung und um eben die geht es diesem Film: Man möge schwierig finden, was an sich einfach ist, und nicht mehr herausfinden aus all dem menschengemachten Elend. Im Himmel sitzt natürlich nicht "ein unsichtbarer Mann, der alles beobachtet". Das ist Verballhornung der Religion, also unwahr, also bereits Grund genug, für die übrigen eineinhalb Stunden auch keine "Wahrheiten" mehr zu erwarten, die jene erste übertreffen.

Nein, Gottes "Zehner-Liste" enthält keine Verbote, sondern gutgemeinte Empfehlungen des Herstellers für ein glückliches Leben seiner Geschöpfe - mit der Freiheit, sie zu ignorieren und die Konsequenzen selbst auszubaden, denn genau das und nichts anderes ist Freiheit. Da müßte man sich also schon mal gleich zu Anfang entscheiden, was man ihm nun vorwerfen möchte: Die guten Ratschläge oder die Freiheit. Beides auf einmal geht nämlich logischerweise nicht.

Den "spitzenmäßigen, bundesligareifen Schwachsinn" sehe ich somit bereits an dieser Stelle nicht bei dem, was der Autor angreift, sondern bei ihm, dem Champion selbst, und zwar wegen der Art, wie er angreift. Nihi, das ist schlicht und einfach ein ganz platter, atheistischer Propagandaschinken auf Brezelbub-Niveau, Dutzendware, wie sie seit gut 200 Jahren im Massen hergestellt wird, heute freilich götzenkistenmäßig suggestiv, also so, daß der, der ihn sieht, subjektiv den sicheren Eindruck gewinnt, er sähe gerade die Wahrheit. Dagegen kommt man nur noch in Einzelfällen an und bloß dann, wenn sich der andere wider Erwarten noch eine Kritikfähigkeit bewahrt hat, die auch gegen mediale Suggestionen resistent ist. Für die anderen heißt es: "Gute Reise, Leute! Wir werden uns wohl leider nicht wiedersehen."

Der "spezielle Platz voll Feuer, Rauch, Folter und Qualen", an dem man "zu leiden, zu brennen, zu schreien und zu weinen" hat und in den angeblich Gott die Menschen verdammen würde, ist in dem Sinne inexistent, als er kein positiver "Ort" ist, sondern das (negative) Fehlen Gottes. Ein seelischer "Ort", an dem Gott nicht ist, also zum Beispiel diese gottlose Welt, ist per definitionem "die Hölle". Mit dem Propaganda-Hohngelächter im Anschluß an die Höllenvisionen und dem roten Kitschherzchen: "Aber er liebt dich!", verdammt sich der Autor des Filmes selbst. Gott tut alles Erdenkliche, diesen Horror dem Menschen, der ihn dabei bekanntlich wütend abweist, gleichwohl zu ersparen. Er ließ sich dafür sogar umbringen und nahm die ganze klägliche Gottesferne der arroganten Menschen in einen Tod hinein, aus dem er ihnen das ungeschuldete Angebot eines erneuerten Lebens macht. Mehr Liebe geht einfach nicht! Wer dennoch nichts von Gott wissen möchte, der soll und wird auch die Folgen tragen, die schlicht und einfach darin bestehen, daß er für immer ohne Gott bleibt, also genau das "bekommt", wofür er sich sein Leben lang mit ganzer Hingabe eingesetzt hat.

Die Hölle ist das, was übrigbleibt, wenn man Gott subtrahiert. Punkt. Sie ist damit im genauesten Wortsinn eine "Erfindung des Menschen" - nicht so, daß er etwas Fiktives dazuerfunden hätte, was in Wahrheit inexistent ist (man schaue einfach aus dem Fenster, um das bestätigt zu finden), sondern so, daß der Mensch sie tatsächlich und real erfunden hat und sie natürlich nicht mehr los wird, wenn er sie überhaupt nicht loswerden will. Anders kann das gar nicht sein. Höbe Gott nämlich die Willensfreiheit des Menschen auf und ersparte ihm, was er selbst begehrte, erschuf und bis zum Ende unbedingt behalten wollte, dann höbe er den Menschen selbst auf. Und das geht bei einem geistigen Wesen nun einmal nicht, das der Mensch ja auch (und am Ende ausschließlich) ist.

Vorgestern sagte ich es erst: "Der Mensch ist frei! Die volle Bedeutung dieses ungeheuerlichen Satzes, so fürchte ich, ist den wenigsten bewußt. Wäre es anders, dann wären sie nämlich nicht gottlos." Damit meinte ich genau diese Zusammenhänge. Der dringende Rat an den Menschen zur Vorsicht vor der Hölle ist der dringende Rat an den Menschen zur Vorsicht vor sich selbst. Wir werden im Moment des Todes ganz und gar für voll und absolut ernst genommen. Was wir uns selbst erwählt haben, das wird uns auch zuteil, und läßt sich danach nicht mehr ändern, weil es "danach" keine Zeit mehr gibt, in der noch etwas geändert werden könnte.

Warum sind solche Brezelbuben wie der Autor des Films eigentlich derart emsig unterwegs und dauernd am missionieren? Weil sie wissen, daß sie nur noch wenig Zeit haben und in ihrer gespenstischen Ewigkeit nicht so allein sein möchten. Eine stärkere Motivation läßt sich allerdings kaum denken. Freilich sollte der, dem dieses "Angebot" gemacht wird, sorgfältig erwägen, ob er tatsächlich dieselbe Motivation wie zum Beispiel der Autor dieses Filmes hat. Wenn nicht, dann sollte er sich beizeiten nach einer Alternative umsehen, denn so besonders viel Zeit dafür hat nun keiner mehr. Und die Ausgänge beginnen, sich beschleunigt aus dieser Welt zurückzuziehen.

Danach erfahren wir dann, warum Gott angeblich so hinter dem Menschen her ist: "Er braucht Geld!" Aha. Weißt du, warum ich hinsichtlich der kurzfristigen Aussichten dieser verblödeten Welt derart pessimistisch bin, Nihi? Weil solch ein Schwachsinn von Leuten tatsächlich geglaubt wird, die sich sonst immer ausgerechnet darüber aufregen, daß irgend jemand an etwas glaubt, das nicht nach den Marktgesetzen funktioniert. Also zum Beispiel und vor allem an Gott. Ach, was soll ich überhaupt noch viel dazu schreiben? Kann man Schwachsinnige davon überzeugen, daß sie schwachsinnig sind? Nein, natürlich nicht, sie sind ja schwachsinnig. Ist es vielleicht nicht weniger schwachsinnig, es dennoch zu versuchen? Könnte sein, ja. Aber welche Alternativen gibt es denn noch?

Danach erzählt der Autor was vom antiken Sonnenkult und daß er den gut verstehen kann, weil die Sonne ja die Gräser wachsen läßt und die Kälte vertreibt. Hochintelligent das. Hätte er's nicht gesagt, dann hätte ich das bestimmt nie erfahren. Sonne, Mond und Sterne waren für die frühen Menschen nicht "Vertreter" irgend eines unsichtbaren Schöpfers oder Gottes, wie der Film-Brezelbub, von irgendwelchen Kenntnissen nicht verunreinigt, behauptet, sondern "Götter". Horus hat als Sonne nicht Gott "repräsentiert", sondern er war in der Vorstellungswelt der Ägypter ein Gott. Die behaupteten Parallelen zu Jesus Christus sind übrigens frei erfunden, sprich: gelogen. Ich verweise ausnahmsweise einmal auf die Wikipedia, um den Schwachsinn etwas abzukürzen, denn er ist die Mühe nicht wert (dito Attis, Krischna, Dionysos, Mithra).

Einzig beim (römischen!) Mithras, dem "Sol invictus", gibt es gewisse, wenn auch freilich nur formale und ganz äußerliche Parallelen zu Jesus Chistus. Und warum? Weil die formale Ausgestaltung des römischen Mithraskultes, bei totaler Fremdheit im Inhalt, zu Teilen bei den Christen abgekupfert worden ist. Dieser spätrömische Kult hat mit dem persischen Mithras nur noch den Namen gemein. Er kam in der frühen Kaiserzeit überhaupt erstmals auf, entwickelte sich also zeitlich parallel mit dem Christentum als Geheimkult von römischen Legionären und hat als "kaltlösliche Instant-Religion" (etwa im Sinne heutiger "Esoterik" wie z.B. bei der Anthroposophie) von diesem eben ein paar einzelne, rein äußerliche Elemente übernommen, wie das der Heilige Hieronymus und auch Tertullian verschiedentlich beklagt haben. Und nicht umgekehrt! Keinesfalls hat der "originale" (indo-persische) Mithras die geringsten Ähnlichkeiten mit jenem spätrömischen Legionärskult des "Mithras sol invictus" und also auch nicht mit dem Christentum, von dem letzterer einzelne Versatzstücke übernommen und bei sich eingebaut hatte.

Der Trick geht also im Prinzip so: Es wird behauptet, das Christentum sei von früheren, antiken Kulten abgekupfert worden. Das ist zwar eine gnadenlos schwachsinnige Behauptung, die maximale Unkenntnis voraussetzt, aber man hat ja beliebig Zeit und auch die Budgets, sie später so oft zu wiederholen, bis der Schwachsinn zur allgemeinen Norm geworden ist. Früher oder später wird er das mit dieser Methode nämlich unfehlbar werden. Nun nimmt man fünf antike Götzen, bei denen vier genau Null der behaupteten Parallelen aufweisen. Die fünfte hat solche aus vorchristlicher Zeit ebenfalls nicht zu bieten, sondern nur in ihrer nachchristlich exportierten Variante. Aber das braucht man ja nicht gleich jedem zu sagen. Es geht schließlich bloß um den "Eindruck" und um "Emotionen", die man herstellen möchte. Falls doch mal jemand nachbohren sollte, verweist man einfach auf den Sol invictus, leugnet alles über seine historischen Hintergründe, insinnuiert, daß das bei den anderen vier alles genauso gelte und läßt dann eine lange Liste antiker Götternamen über den Bildschirm rauschen, während die Stimme aus dem Off raunt, was man jetzt bitte mit eigenen Augen erkennen möge: alle Religionen sind gleich, gleich schwachsinnig, gleich böse und gleich verlogen. Sagt der Lügner. Und nicht nur der Lude aus dem Internet glaubt das sofort. Weil: Man soll ja an nichts glauben, weil Glauben das Wissen beleidigt, und so.

So wird heute fachgerecht in Großserie beschissen. Götzenkiste halt. Aber Doofe sind ja auch dazu da, beschissen zu werden. Finden jedenfalls die Brezelbuben, die solche Filmchen machen. Und die, die ihnen das glauben, finden das auch, weil sie ja nicht offiziell als doof gelten, sondern untereinander etwas darstellen möchten. Freilich, letztere wissen meistens nicht einmal, daß sie das in Wahrheit auch finden, sondern sie finden es eben "nur so". Den Machern solcher Filmchen reicht das natürlich aus, denn ihr Zweck ist damit schließlich erfüllt.

Ich bin jetzt bei Minute 16 des Films angekommen und stoße auf eine dreiste Plumplüge resp. Verdummarschung nach der anderen. Nein, Sirius und die drei Gürtelsterne des Orion stehen nicht bloß am 24. Dezember, sondern immer in einer Linie, und das nicht etwa nur vor 2000 Jahren, sondern auch heute noch. Das sind nämlich Fixsterne. Und die heißen deshalb so, weil sie wie am Himmel fixiert erscheinen, sich also gegeneinander über sehr, sehr, sehr lange Zeiträume hinweg nicht erkennbar bewegen. Und ja, es gibt durchaus eine andere astrologische Konstellation, die den "Magoi" (Magiern) aus dem Osten als Hinweis auf die "Geburt eines Königs der Juden in Bethlehem" galt, eine Konjunktion von Jupiter und Saturn im Sternzeichen Fische im Jahre 7 v. Chr., und zwar am 5.6, am 21.9. und am 15.12.. Laß sie dir mal vorführen, wenn du in einem Planetarium bist. Und, ja, schon wieder ist die Bibel beim Lügen ertappt worden: Wie kann Jesus 7 Jahre vor Christi Geburt geboren worden sein? Da stimmt doch was nicht! Das ist doch alles Schmu! Gell?

Und, nein, die Bibel berichtet nirgends von einem 25. Dezember als Geburtstag Jesu, stimmt. Aber die Christen wollten dieses Fest später eben trotzdem feiern. Auch wenn sie den Tag nicht "wissenschaftlich beweisen" konnten (und schon diese Idee allein einfach irre gefunden hätten), wollten sie ihn nicht einfach ausfallen lassen. Weil das mit modernster Technik ausgestattete Standesamt von Bethlehem, in dem sowas selbstverständlich wie heute penibel vermerkt war, im Jahre 70 während des Jüdischen Krieges von den Römern niedergebrannt worden war, mußten sie sich irgendein Datum dafür ausdenken. Hah! Schon wieder gelogen also! Und was nehmen sie typischerweise für ein Datum dafür? Natürlich den 25. Dezember, an welchem die Tageslänge am kürzesten ist und danach wieder zunimmt. Typisch Horus! Da sieht man's wieder mal! Alles geklaut!

Als ich jung war, reichte noch das Stichwort "Bildzeitungsniveau" aus, um Leute, die was auf sich hielten, vor solch naivem Leichtglauben zu warnen. Heute ist Bildzeitungsniveau durch die Götzenkiste und ihre medialen Möglichkeiten zum allgemeinen Standard geworden und gilt als Ausweis für "überragendes Wissen". Hauptsache, man ist "kritisch" und "hinterfragt" alles. Wissen braucht man dafür rein garnichts. Wer irgend etwas anderes behauptet als die Götzenkiste, beweist damit der "demokratischen Mehrheit" schlagend, wie hoffnungslos doof er ist, und weil diese Mehrheit heute für solche Fragen zuständig ist, ist er doof. Deshalb breche ich die Kommentierung dieses Filmchens bei Minute 19 ab und rate dazu, demnächst mal Erich von Däniken zu lesen oder die Area 51 in Arizona zu besuchen. Da wird man noch über ganz andere Sachen "aufgeklärt".

Wer blöd sein und es unbedingt bleiben möchte, der darf das. Auch das ist Freiheit - inklusive der Konsequenzen freilich, denn die gehören immer und unerbittlich zur Freiheit mit dazu. Man kann nicht oft genug darauf hinweisen, weil fast niemand mehr mit selbstkritischer Vernunft hinhört, wenn man es wieder einmal sagt. Man könnte sich übrigens auch den Film "Jud Süß" von Veith Harlan ansehen. Der funktioniert nämlich ganz ähnlich. Aber damals gab's noch kein Internet und kein "Digi", sonder bloß Zelluloid und Handarbeit. Damit kam man noch nicht so besonders weit. Aber die Zeiten ändern sich bekanntlich und alles wird immer besser. Der Fortschritt läßt sich halt nicht aufhalten.

Anstatt mir also sinnloser- und nutzloserweise die Finger wund zu schreiben wegen solchem Schrott, verweise ich lieber noch ein wenig auf die Wirkweise des Prinzips "Götzenkiste": Behaupte einfach irgendwas, ganz egal wie bescheuert und abstrus es ist, und mach ein nettes Filmchen draus, mit vielen, bunten Bildchen, suggestiver Musik und lässig engagierter Stimme aus dem Off, und dir glaubt das Zeug garantiert jeder Volltrottel, der es nicht besser weiß - also so gut wie jeder - und weil heute immer mehr Leute von immer weniger noch eine Ahnung haben, darf der Scheiß, den du derart unter die Leute bringst, gerne immer noch einen Tacken dämlicher werden. Die Leute, die sich durch dich schlaugemacht fühlen, werden nämlich alle deine Lügen mit desto größerem Eifer und heftigster Emotion überall in ihrer Umgebung weiterverbreiten, schon um nicht vor anderen unwissend, sondern wissend zu erscheinen. Die "Umgebung" ist durch das Internet heute ziemlich groß geworden und umfaßt den ganzen Planeten. Das begünstigt eine geistig inzestuöse Monokultur natürlich ganz außerordentlich und beschleunigt sich exponentiell, je mehr davon bereits in Umlauf ist, denn wer noch widerspräche, müßte ja Charakter und Kenntnisse haben, was aber beides desto mehr abnimmt, je mehr dieses Prinzip der brutalprimitiven Lügerei bereits zur Gewohnheit geworden und allgemeinen anerkannt ist. Wegen der nichtigen Eitelkeit derart vieler Menschen werden am Ende deine Lügen als die vollkommene Wahrheit gelten und die Wahrheit selbst wird als schändlichste aller Lügen von ihnen allen so wütend bekämpft werden, wie du selbst niemals wütend sein könntest.

Und wenn eine deiner zahllosen Lügen doch mal, wenn auch mit enormem Arbeitsaufwand widerlegt worden ist? Was ist dann? Dann kommt doch alles raus? Oder nicht? "Keine Sorge, das ist heute anders. Das gilt dann in dem Fall eben als "nicht so wichtig". Warum? Weil sich schon längst derart viele Leute damit identifiziert und es bereits selbst als "ihre außerordentlichen Kenntnisse" verbreitet haben, daß es ihnen persönlich sehr peinlich wäre, dies ab nun immer eine Lüge zu nennen. Das wäre auch viel zu anstrengend und mit der Bequemlichkeit nicht zu vergleichen, der Lüge einfach das Etikett Wahrheit aufzukleben. Sei dir sicher: so gut wie keiner wird daran zu knibbeln versuchen, schon aus Eigeninteresse nicht." Das ist das Brezelbub-Prinzip. Es beherrscht die Hölle und wird für all diejenigen unaufhörlich, die gerne in die Hölle rein und danach nicht wieder raus möchten. Ich sagte es oben schon, wie die Hölle funktioniert und wie die Sache zu verstehen ist.

Der Gottglaube der Juden und nach ihnen der Christen und der Mohammedaner ist natürlich kein Rückschritt hinter animistische Mythologien, sondern erkennt die Gestirne und den ganzen Kosmos erstmals als Schöpfung. Der "unsichtbare Gott", von dem der atheistische Propagandafilm faselt, taucht erstmals bei den Juden als Idee auf und danach hat keiner mehr einen zweiten "erfunden", denn das geht vom Prinzip her nicht, weil der Eine Gott nicht "ausgedacht" ist.

Wahrheit kann nicht noch wahrer gemacht, sondern nur degradiert werden. Der Eine Gott ist nicht aus Naturbeobachtungen "entstanden", sondern hat sich selbst übernatürlich offenbart. Das tut er noch heute bei denen, die es ihm wert sind. Also gewiß nicht den Autoren solcher Filmchen.

Der jüdische Monotheismus war seinerzeit einfach unerhört und stand in derartigem Gegensatz zu allen anderen antiken Religionen, daß die Griechen die Juden zum Beispiel als "Atheisten" bezeichnet haben. Das war ihnen einfach unzugänglich.

So, das reicht mir für heute! Jetzt habe ich wieder viele Stunden völlig sinnlos verpulvert für nichts und wieder nichts und nehme mir fest vor, damit in Zukunft einfach aufzuhören. Wer etwas "bewiesen" haben möchte, der soll sich solche Beweise in Zukunft gefälligst selber besorgen oder halt irgendwas glauben. Mir persönlich kann das vollkommen egal sein, denn mir fehlt ja nichts.

Um das zu glauben, muß man eben GLAUBEN.

An solche Filmchen? Eben. Jeder, wie er will.

Gruß vom
Nick

--
___________________________________________________
Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


gesamter Thread:

 

powered by my little forum