Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ihr müßt - im guten Sinne - wie Kinder werden !

Student(t), Monday, 07.04.2008, 18:13 (vor 5880 Tagen) @ Garfield

Ich erwarte aber
von dir, daß du meinen Nichtglauben genauso akzeptierst, wie ich deinen
Glauben akzeptiere.

Freundliche Grüße
von Garfield

Hallo Garfield !

Um im Bilde zu bleiben: Ich sehe mich in der Sonne stehend und dich in einer dunklen Höhle angekettet, wo dich nur Schattenbilder erreichen. Nun verlangst du von mir, ich solle deine Sicht als gleichwertig betrachten mit meiner Sicht. Das geht aber doch gar nicht !

Ich unterstelle, daß du es dir selber nicht leicht machst, d.h. daß du dich bemühst, meiner Einstellung gerecht zu werden. Wahrscheinlich wird dein Gefühl mit deiner Einsicht kämpfen. Dein Gefühl sagt dir demnach: Dieser Christ (es mag Student sein, oder wer auch immer) ist im Grunde hochmütig, selbst wenn er im persönlichen Umgang noch so bescheiden auftreten sollte. Dein Verstand hingegen wird dir vielleicht sagen: Dieser Christ kann gar nicht anders, als sich für den Menschen mit dem weiteren Horizont zu halten. Er hat eine fixe Idee und ist insofern unzurechnungsfähig.

Nun zeigt schon die alltägliche Erfahrung, daß wir alle einen unterschiedlich weiten Horizont haben. Muß das denn aber ärgerlich sein ? Mein Sohn z.B. ärgert sich keineswegs darüber, daß ich ihm in vieler Hinsicht (noch) voraus bin. Im Gegenteil, er würde die mit meiner Reife verbundene Verantwortung gar nicht auf sich nehmen wollen, vor Allem auch nicht ertragen können.

Kinder sind auf ihre Weise demütig, und das macht sie liebenswert. Wohlgemerkt: Wir lieben sie nicht, weil sie "blöd" sind, sondern wir lieben sie, weil sie uns nicht übelnehmen, daß wir ihnen überlegen sind.

Ich behaupte, daß Atheismus in der Regel - auch dein Atheismus - darauf beruht, daß viele Menschen ein Wesen, das ihnen in seiner ontischen Beschaffenheit überlegen ist, nicht gut ertragen können. Sie würden Gott akzeptieren, vielleicht sogar bewundern, ja anbeten, wenn er seine Allmacht demonstrieren würde; wenn er ewige Höllenstrafen glaubhaft machen würde.

Aber ein Gott, der sich widerstandslos kreuzigen läßt und sich dennoch für "das Licht dieser Welt" hält und für "den Weg, die Wahrheit und das Leben", der ist ihnen in unerträglicher Weise vorbildlich. So hoch möchten sie nicht streben. Unterdrückt sein, ja, notfalls ja. Aber nicht aufgerufen sein, eigenverantwortlich einen größeren Grad an Vollkommenheit zu erreichen und sich an der tatsächlichen eigenen Unvollkommenheit messen zu lassen. Sie können sich nicht vorstellen, erst auf dem Weg zu sein und dennoch geliebt zu werden.

"Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, gelangt ihr nicht ins Himmelreich" (= könnt ihr keine gottgewolte Evolution durchlaufen) - der Sinn dieser Aussage Jesu wird viel zu oft mißverstanden. Aber damit ist sehr schön gesagt, worum es geht !

Gruß
Student


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