Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Arten der Diskussion

Beatrix, Thursday, 27.06.2002, 01:37 (vor 8567 Tagen) @ Rüdiger

Als Antwort auf: Arten der Diskussion von Rüdiger am 26. Juni 2002 19:49:02:

Hallo Rüdiger!

Deine kommunikative, friedfertige Art zu diskutieren in allen Ehren - aber ehrlich, wundere ich mich nicht, daß Du es schwer hast, in der Politik zu reüssieren.

*g* Hab ich das behauptet? Ich kann mich nur erinnern, daß ich die Eisschrankatmosphäre der letzten Fraktionssitzungen erwähnt habe. Was mir dort fehlt, ist die persönliche Art, miteinander umzugehen. Außerdem bin die einzige, die aus dem klassischen Berufszweig der Grünen stammt, während die anderen in Wirtschaft und Technik beschäftigt sind.
Was meine Anliegen isgs. betrifft, bin ich durchaus schon weitergekommen. Da läuft aber viel im pers. Gespräch und nicht in der Öffentlichkeit - wobei ich aber grundsätzlich dieselben Ansichten vertrete, egal ob im Zweiergespäch oder in der großen Runde. Ich rede halt sehr offen, und nicht alle vertragen das in der Gruppe unter Zeugen. Dann lieber, wenn s sosnt keienr mitkriegt.

Diskussion ist nun mal, nun ja, ein elegantes Wortgefecht mit dem Florett, und ab und zu holt auch mal einer den Säbel raus .... ;-)

Tja, offenbar ist es das für Dich und viele Männer, und für einige Frauen auch. Kann ich aber nichts mit anfangen. Lehne ich auch total ab, schon wegen der (seel.) Verletzungsgefahr. Es gibt ja auch Leute, die im Spiel oder beim Sport gerne ihre Kräfte messen. Aber auch damit hab ich nichts im Sinn, und meine Tochter übrigens auch nicht. Sowie die das Wort "Wettkampf" hört, ist ihr Interesse an der Sache sofort und restlos erlahmt.

Jaaa, Deine Art zu kommunizieren schätze ich auch, beim Kaffee oder bei einem Bierchen oder Cocktail, wenn man privat Rat sucht ....

Das geht auch ohne Ratsuchen. :-)

Aber die Diskussion in der Öffentlichkeit, sei es im Gemeinderat oder in einem Forum, folgt bereits anderen Gesetzen.

Behauptest Du. Was erst noch zu beweisen wäre. ;-) Und zwar daß es immer so ist, auch in Gruppen, die mehrheitlich von Frauen aufgesucht werden. Übrigens mache ich einen klaren Unterschied zwischen Forum und Gemeinderat. In letzterem werden nun mal Entscheidungen getroffen, da muß Überzeugungsarbeit geleistet werden. Ich beobachte aber, daß leider die meisten Frauen - außer mir - gar nichts sagen, sondern lieber hinterher mit Fraktionskollegen die Themen noch mal aufbrühen und sich dann womöglich (männl.) Verbündete suchen, die in der nächtsten Sitzung oder im Stadtrat genau das auf den Punkt bringen, was sie selber gerne durchgesetzt hätten. Das finde ich nicht fair. Ich kann es aber nachvollziehen, da es leider immer noch so ist, daß Männer in vielen Gruppen mehr Autorität haben und sich besser durchsetzen.
Was nun die Internetforen betrifft, so kenne ich an von Frauen dominierten Foren nur Mayas Exentreff und von viel früher her die Brigitte-Community, in der ich gelegentlich gelesen habe. Und dort laufen keine Gefechte ab, sondern es wird sehr viel Persönliches berichtet. Man unterstützt sich gegenseitig, gibt sich Ratschläge, läßt andere am eigenen Frust und der eigenen Freude teilhaben usw.

Adenauer: "In der Politik geht es nicht darum, Recht zu HABEN, sondern Recht zu BEHALTEN."

Find ich beides falsch. Es sollte gar nicht darum gehen, Recht zu haben oder zu behalten. Sondern darum, daß die Mehrheit aller mit den Beschlüssen zufrieden ist, daß möglichst viele zu Wort kommen und die Beschlüsse von möglichst vielen getragen werden. Und v.a. sollte es um die Sache gehen und nicht um die persönliche Profilierung Einzelner. Sowas hasse ich. Ich finde es auch super, wenn bei manchen Aktionen Vertreter aller Fraktionen zusammenarbeiten. Und ich freu mich, daß wir in der Hinsicht in letzter Zeit schon einiges erreicht haben. Es weht ein neuer Wind, noch leicht, aber spürbar. :-)

Das mag bedauerlich sein, aber es ist nun mal so.

Nein, das ist nicht grundsätzlch so. Je mehr Menschen diese Form des Machtspiels ablehnen und sich stattdessen auf Demokratie einlassen, desto schneller werden sich demokratische Strukturen, wird sich Kooperation und verbesserte Kommunikation verbreiten.

Politik ist das geduldige Bohren harter Bretter, und das heißt auch: Harter, zäher KAMPF, Kampf um jeden einzelnen Menschen, um jedes Menschen Geist.

Warum? Ich bin nicht der Teufel, der hinter der armen Seele her ist. Jeder Mensch muß für sich selbst entscheiden, wo er hin will und welche politische Gruppe ihm am besten zusagt. Hier bei uns im Ort stehen wir Grünen mit unserem pers. Engagement für unsere Sache. Ich hab mir auch vorgenommen, besseren Kontakt zu meinem Wahlbezirk aufzunehmen und überhaupt noch mehr als vorher ansprechbar zu sein. Bürgernähe, unbürokratische und konzertierte Aktionen zu einem kurzfristigen Projekt, aber auch Dranbleiben an einem Sachthema, das einem wichtig ist und immer wieder drauf zu sprechen kommen - das finde ich wichtig!

Erzähl den Menschen MIT KONKRETEN BEISPIELEN, wo es (angeblich oder wirklich) männerbevorzugende Maßnahmen gibt, bemühe Dich, geistig Territorium zu besetzen, so lange, bis Du die Mehrheit hast.

Nein, ich mag schon diese militaristische Ausdrucksweise nicht. Ich will nichts besetzen. Besetzung bedeutet Unfreiheit! Mir sind Machtpolitiker aller Art absolut zuwider. Ich lehne deren Vorgehen 100%ig ab, finde es menschenverachtend. Und ich will nicht irgendwo die Mehrheit, ich will einen Gruppenkonsens. Das ist viel demokratischer!

Mit einer gemütlichen Kaffeekränzchen-Mentalität geht das leider nicht, so entspannend und angenehm das auch wäre.

Sagst Du. Ich bleibe aber dabei. Ich werde diese Machtspielchen nicht mitspielen, sie lieber als solche entlarven. Und immr wieder auf die eigentlichen Themen zurückkommen. Irgendwann zahlt sich das aus. Ich bin zäh- ;-)

Denn wo es um Machtfragen geht, geht es ans Eingemachte, und da hört die Gemütlichkeit leider auf, und der Streß beginnt. Ist leider so ;-)

Ja, ist wirklich oft so. :-( Und deshalb lehne ich diese Art von Umgang miteinander entschieden ab. Machtstreben ist so ziemlich das schädlichste, was es gibt.

Ich fürchte, Du bist ein wenig zu sanft und zu gut für diese Welt ;-)

Nö, bin ich nicht. Aber ich hasse Polemik. Die finde ich unter aller Sau. Politiker im Wahlkampf machen sich auf diese Weise nur äußerst unglaubwürdig und verlieren immer mehr an Ansehen. Ich werde mir diejenigen rauspicken, die in der Lage sind, sachlich und fair miteinander umzugehen. Und ich kann nur allen Verantwortlichen raten, wann immer sie solches konstruktives Verhalten erleben, dieses zu fördern und zu mehren. Wenn man kooperative, konstruktive und demokratische Verhaltensmuster positiv verstärkt, können sie durchaus etwas bewirken. :-)

ciao
Beatrix


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