Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Hinweis

Arne Hoffmann, Tuesday, 25.06.2002, 23:32 (vor 8568 Tagen) @ Beatrix

Als Antwort auf: Re: Hinweis von Beatrix am 23. Juni 2002 11:55:35:

Hi Beatrix!

Ich bin Satiriker, du kannst Spott nicht ab. Ich reagiere allergisch auf diese furchtbare Ach-ich-armes-Opfer-Haltung, du fühlst dich damit wohl. Sieht so aus, als wären unsere Kommunikationsstile in dieser Hinsicht schwer vereinbar. Sowas passiert.

Ich weiß allerdings nicht, wie du jemals Erfolg in der Politik haben willst, wenn du Ironie, Spott oder Parodie als halbe Menschenrechtsverletzung empfindest. Kabarett und Satire beispielsweise arbeiten grundsätzlich mit solchen Mitteln. Wenn männliche Politiker Zielscheibe sind, haben sie genügend Abstand zu sich selbst, um mitzulachen. (Frauen sind interessanterweise weit weniger Zielscheibe.) Wer sowas als Menschenverachtung und Verunglimpfung seiner gesamten Person betrachtet, macht sich in der Regel nur zusätzlich lächerlich.

Ich habe in den letzten Tagen von verschiedenen Männern, ob im Web oder per Telefon, die Rückmeldung erhalten, dass sie nicht mehr wissen, wie sie mit dir umgehen sollen, ohne dass du gleich wieder pikiert bist. Du betrachtest es ja sogar als eine "Verletzung deiner Grenzen", wenn hier jemand die Grünen kritisert, weil du dich dermaßen mit dieser Partei identifizieren würdest. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder schleicht das halbe Forum wie auf Eiern um Beatrix herum, oder wir ziehen da UNSERE Grenze. Weil sonst das Spiel immer weiter geht: "Nein, sag das nicht, sonst bin ich beleidigt. Nein, das auch nicht." Unsere Grenze brauchst du natürlich auch nicht zu akzeptieren, sondern kannst so weitermachen wie gewohnt. Dann brauchst du dich aber nicht zu wundern, wenn du als stellvertretend für den Feminismus gesehen wirst, denn genau dieses Dauer-Beleidigt- und Dauer-Empört-Sein stößt etliche Männer und Frauen daran ab. Und du brauchst dich auch nicht zu wundern, wenn du bei dieser Vorgehensweise in Gesprächen mit Männern ständig auf die Nase fällst.

Du kannst also - statt ständig nur die Lehrerin zu spielen - unsere Kritik ernst nehmen und auch mal an dir arbeiten, oder du kannst das alles als unverschämte Zumutung zurückweisen. Das ist mir eigentlich egal, denn es gibt nur eine Person, für die diese Entscheidung wirklich wichtig ist, und das bist du.

Du hättest die ganze Situation von Anfang an mit einem Fingerschnippen auflösen können, wenn du gesagt hättest: Okay, mit meiner Behauptung, es flössen ständig Gelder in Projekte, die nur den Männern zugute kommen, hab ich Blödsinn erzählt. Ich hab das in irgendwelchen feministischen Texten gelesen und automatisch übernommen, das aber nie wirklich hinterfragt. Sowas ähnliches ist euch bestimmt auch schon passiert, also hört bitte endlich auf, auf diesem einen Fehler herumzuhacken, als ob es nichts Wichtigeres gäbe. Stattdessen scheinst du zu denken: In einer Diskussion beweist man Behauptungen mit Belegen und Argumenten. Ich habe aber keine Belege und Argumente für diese Behauptung. Also ... liege ich falsch? Nein, Gott behüte: Also kann die Vorannahme, dass man in einer Diskussion Behauptungen mit Belegen und Argumenten belegt, nicht stimmen. Lieber stellst du die Definition von "Diskussion" grundsätzlich in Frage stellen, als dass du einen Schnitzer zugibst. Eine solche Haltung bietet sich für meine Ironie sehr an, ohne dass ich deshalb gleich die ganze Beatrix zur Witzfigur erklären möchte.


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