Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Logorrhoe 1. Teil

Garfield, Monday, 25.09.2006, 17:01 (vor 7013 Tagen) @ Maesi

Hallo Maesi!

"Erstens einmal hat das oben Beschriebene mit den von Dir erwaehnten 'Schwarzgeld-Konten' der PDS (sie die ueberhaupt existieren) wenig zu tun."

Ob die PDS Schwarzgeld-Konten hat, weiß ich nicht. Bei der CDU ist jedenfalls "Schwarzgeld" gefunden worden, und soweit ich mich erinnere, danach auch bei der SPD.

"Die sogenannten 'Superreichen' haben ihr Vermoegen tatsaechlich zum grossen Teil in der Wirtschaft in Form von Beteiligungen plaziert. Was daran schlecht ist, erschliesst sich mir nicht, denn jeder der seine Kohle auf einem Bank- oder Postkonto deponiert hat, macht ja auch nichts anderes."

Ja, Oma Krause macht mit ihrem Sparbuch de facto dasselbe. Nur bekommt sie für ihre 1000 Euro dann so etwa 1-3 % Zinsen. Selbst wenn man die so erzielten Zinseinkünfte vervielfacht (schließlich hat nicht nur Oma Krause ein Sparbuch), kommt man dabei auf keine Summe, die das Wirtschaftssystem aus dem Gleichgewicht bringen könnte. Dazu kommt noch, daß viele Sparer mit normalen Einkommen ja andererseits auch erwerbstätig sind und somit Zinsen erwirtschaften. Selbst Oma Krause hat für ihre Rente wahrscheinlich auch mal Beiträge gezahlt und dabei mit ihrer Arbeit ebenfalls Zinsen erarbeitet. Und wenn ihr Enkel in Hartz IV hängt, kein nennenswertes Vermögen hat und über einen 1-Euro-Job ausgebeutet wird, dann erarbeitet er sogar Zinsen, ohne welche zu kriegen.

Bei Superreichen mit Milliarden-Vermögen sieht das anders aus. Deren Zinseinkünfte sind weit höher, und die tun mehrheitlich überhaupt nichts dafür, um diese Zinsen mit zu erwirtschaften. Wenn diese Superreichen nun immer höhere Gewinne erwarten und auch bekommen und es gleichzeitig immer weniger Menschen gibt, die das effektiv erwirtschaften, dann ist das ein zunehmendes Problem.

"Zweitens ist mir schleierhaft, was Du unter 'imaginaeren Geldkreislaeufen' und 'imaginaeren Gewinnen' verstehst."

Gewinne, denen direkt keine entsprechende Leistung gegenüber steht. Wenn du, ohne einen Finger dafür zu rühren, pro Sekunde 1000 Euro bekommst, dann tust du ja nichts dafür.

"Wenn die Gewinne der 'Superreichen' tatsaechlich zu einem guten Teil 'imaginaer' (also bloss in der Phantasie) existieren, wie sollte dann die Allgemeinheit diese eingebildeten Gewinne durch reale Produktionsleistungen decken muessen?"

Weil diese Gewinne ja eben real ausgezahlt werden. Und je höher sie ausfallen, umso mehr müssen andere dafür arbeiten und umso weniger bleibt für diejenigen, die das tun müssen, dafür übrig.

"Drittens kann ich nicht nachvollziehen, weshalb es schlecht ist, wenn Geld
im Ausland angelegt wird."

Das ist dann schlecht, wenn dieses Geld auf dem deutschen Binnenmarkt fehlt. Dann wundern sich die Unternehmen nämlich über sinkende Nachfrage und Umsatzeinbußen.

"Deutschland hat naemlich einen Nettozufluss an Geld, hat in dieser Hinsicht also gar kein Problem."

Insgesamt gesehen mag das so sein. Dem einfachen Bürger nützt das aber nichts. Seine Kaufkraft steigt dadurch nicht. Das wiederum trifft dann diverse Unternehmen, die Güter produzieren oder verkaufen, die überwiegend von solchen einfachen Bürgern konsumiert werden.

"Viertens wuerde ich gerne wissen, woran Du die 'zunehmend wegbrechende Kaufkraft der Bevoelkerung' misst. Der Konsum nimmt nach Jahren der Stagnation sowie leichter Ruecklaeufigkeit eher wieder zu, auch die Wirtschaft erholt sich wieder."

Natürlich läuft es auf dem Binnenmarkt im Moment wieder besser. Sogar die Bauwirtschaft steht plötzlich wieder gut da. 2007 kommt ja auch eine Mehrwertsteuererhöhung, und deshalb ziehen viele Unternehmen und Privatpersonen geplante Anschaffungen jetzt eben vor, vor allem, wenn es um teure Anschaffungen geht wie beispielsweise ein neues Haus. Da wird sich die Mehrwertsteuererhöhung nämlich so richtig auswirken. Und 2007 kommt der Einbruch dann umso stärker.

Interessant ist übrigens wieder: Trotzdem es auf dem Binnenmarkt momentan besser läuft und auch die Exportgeschäfte weiterhin gut laufen, sinkt die Erwerbslosenzahl nicht wesentlich...

"Im Binnenmarkt wird die Gueter- und Dienstleistungsnachfrage durch Steuererhoehungen (z.B. MWST) und immer neue Abgaben geschwaecht. Der Binnenhandel belastet diese Abgaben den Konsumenten weiter, die letzten Endes alles bezahlen muessen. Folge: der Inlandkonsum geht zurueck."

Ja, das ist richtig. Aber das ist nur ein Faktor. Die Steuern und Abgaben müssen ja u.a. auch deshalb erhöht werden, weil es immer mehr Erwerbslose (und damit nicht nur mehr Sozialkosten, sondern auch weniger Effektiv-Steuerzahler) gibt. Und natürlich wirkt es sich auch negativ aus, daß die Löhne und Gehälter kaum noch steigen oder gar sinken. Deshalb rührt sich ja auch im Osten kaum etwas - da müssen viele Menschen immer noch mit weniger als 70% des Westlohns auskommen, bei fast identischen Lebenshaltungskosten.

"Sofern die Regierungen Kohl und nachfolgend Schroeder tatsaechlich glaubten, mit Steuergeschenken Arbeitsplaetze zu schaffen oder wenigstens zu erhalten, dann muss man ihnen eine erhebliche Realitaetsferne attestieren."

Hältst du unsere Spitzenpolitiker wirklich für so dumm?

"Anstatt immer weitere Steuergeschenke an Grossunternehmen zu machen, haette der Staat sich bei den Lohnnebenkosten zuruecknehmen muessen; damit haette er die Erhaltung oder Schaffung neuer Arbeitsplaetze direkt positiv beeinflusst."

Das ist richtig. Aber glaubst du wirklich, daß unsere Spitzenpolitiker das nicht begreifen?

"Ein weiteres Problem in Deutschland ist der unglaubliche buerokratische Wasserkopf. Fuer jeden Schwachsinn benoetigt man in Deutschland heute scheinbar eine Bewilligung. Gerade kleine und mittlere Unternehmen trifft dieser administrative Overhead sehr hart."

Ja, das ist auch richtig. Auch Privatleute sind davon massiv betroffen. Ein Bekannter erzählte mir mal, was für ein Theater er mitmachen mußte, um einen simplen Carport bauen zu dürfen. Er mußte sogar ein Schild aufstellen, auf dem sowas stand wie "Hier entsteht ein Carport." Dabei ging es vor allem darum, daß irgendeine Nummer mit drauf stand, anhand der man sofort nachprüfen konnte, ob der Carport auch ordnungsgemäß genehmigt ist. Der Mann ist gebürtiger Spanier und sagte, daß er seinen in Spanien lebenden Eltern gar nicht erzählen kann, was er für diesen Carport veranstalten mußte - die würden ihm das nicht glauben. Meine Frau und ich würden auch gern einen Carport aufstellen - aber das dafür nötige Theater sparen wir uns dann lieber. Das ist für die Hersteller von Carports natürlich bedauerlich.

Das liegt natürlich daran, daß die entsprechenden Behörden für solche Genehmigungen gut kassieren. Oft wird solche Gängelei aber auch im Interesse von Unternehmen betrieben. So muß in Hessen z.B. mittlerweile jeder Öltank ab 1000 Liter Fassungsvermögen regelmäßig vom TÜV oder ähnlichen Kontrolleuren überprüft werden. Jemand, der eine Öltank-Sanierungs-Firma hat, sagte mir dazu vor einigen Monaten: "Und wissen Sie, was so ein Prüfer dann macht? Der macht den Deckel des Tanks auf, sieht hinein, schließt ihn wieder, geht und schreibt danach eine Rechnung über eine dreistellige Euro-Summe. Leichter kann man kein Geld verdienen. Ich versuche jetzt auch, da ran zu kommen."

Und in Berlin hat man unter dem Vorwand der Feinstaubbelastung sämtliche Kachelöfen von den Schornsteinen getrennt. Die Leute müssen da jetzt alle mit Gas heizen. Vermutlich kommt das Gas von Schröders Gazprom...

"Diesen Satz verstehe ich jetzt nicht. Wer sind die 'Schwarzgeld'-Geber und
inwiefern ist ihr Geld 'Schwarzgeld'?"

Das ist eine gute Frage, die Helmut Kohl auch schon gestellt wurde. Er schweigt bis heute dazu.

Freundliche Grüße
von Garfield


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