Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Logorrhoe 1. Teil

Garfield, Wednesday, 20.09.2006, 16:23 (vor 7018 Tagen) @ Adam

Hallo Adam!

"Sie wird ohnehin sang- und klanglos wieder verschwinden, wie schon einmal vor 35 Jahren."

Das glaube ich nicht. Vor 35 Jahren hatten wir noch eine ganz andere Situation in Deutschland. Es gab nahezu Vollbeschäftigung - so gut wie jeder, der arbeiten wollte, fand auch Arbeit. Somit kam im Normalfall kaum jemand in die Situation, in jeder Hinsicht völlig perspektivlos dazustehen. Die Menschen bekamen damals auch einen höheren Teil vom Profitkuchen der Unternehmen ab und waren weniger durch Steuern belastet. Das alles führte dazu, daß die Masse der Bevölkerung im Großen und Ganzen zufrieden mit der Situation war. Und das ergab eben keinen geeigneten Nährboden für radikale Parteien.

Heute sieht die Situation ganz anders aus. Immer mehr Menschen werden im Wirtschaftsprozeß als Arbeitskräfte nicht mehr benötigt. Man bestraft sie dafür mit 1-Euro-Jobs und Hartz IV. Frauen haben wenigstens noch die Chance, einen gutverdienenden Mann zu heiraten und dann von ihm ernährt zu werden. Oder sich einfach durch Kinder ein Einkommen zu sichern. Männer haben diese Möglichkeit umgekehrt nicht, denn die allermeisten Frauen akzeptieren einen Mann ohne eigenes Einkommen nicht dauerhaft als festen Partner oder gar als Ehemann. So entsteht zunehmend eine völlig perspektivlose und deshalb auch unzufriedene Unterschicht, die zum großen Teil aus Männern besteht.

Diese zunehmende Zahl von Unzufriedenen bildet nun aber einen idealen Nährboden für radikale Parteien. Parteien wie der NPD ist dies natürlich auch bewußt, und so versuchen sie, gezielt die Probleme dieser unzufriedenen Unterschicht anzusprechen. So mancher, der eigentlich gar nichts mit rechtsextremem Gedankengut zu tun hat, landet so letztendlich doch in der NPD oder in ähnlichen Parteien - weil er sich sonst von niemandem vertreten fühlt.

Deshalb glaube ich, daß der Wahlerfolg der NPD in Mecklenburg-Vorpommern erst der Anfang ist. Bisher haben die Ostdeutschen aus Enttäuschung über die etablierten westlichen Parteien häufig links gewählt. So kam die PDS teilweise auch in Landesregierungen - und betrieb dort häufig dieselbe neoliberale Politik wie SPD oder CDU. Das führt nun eben dazu, daß immer mehr Menschen auch von der PDS enttäuscht sind. Somit bleiben jetzt nur noch rechte Parteien übrig - und es ist für mich überhaupt nicht verwunderlich, daß die NPD in M-V nun davon profitiert hat.

Würden nicht immer mehr Menschen überhaupt nicht mehr wählen gehen, dann hätte die NPD wohl noch deutlich mehr Stimmen bekommen.

Freundliche Grüße
von Garfield


gesamter Thread:

 

powered by my little forum