Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Theorie und Praxis

Chato, Sunday, 29.04.2007, 20:05 (vor 6808 Tagen) @ susu

Nein. Aber 20% sind 20%. In einem Vereinfachten Modell, komme ich da
auf 10% des Energieoutputs, deren CO2 Äquivalent der Atmosphäre entzogen
werden. Wohlgemerkt: bei den Europäern.

Du mogelst. Dein Argument lautete, daß beim Ökosprit nicht lediglich eine ausgeglichene CO2-Bilanz vorläge dergestalt, daß das beim Gasgeben freiwerdende CO2 zuvor ja durch Photosynthese derselben Atmosphäre entzogen worden sei und somit lediglich dorthin zurückkehre, wo es herkommt, sondern daß durch Ökosprit der CO2-Gehalt der Atmosphäre abnähme. Eine starke Behauptung - und nur um die geht es hier.

Diese starke Behauptung ist unzutreffend, sogar dann wenn überhaupt kein CO2 bei der Produktion von Ökosprit freigesetzt würde, und wird natürlich um so unzutreffender, je mehr letzteres der Fall ist. Deine 10% sind also nicht "entzogenes CO2", sondern "weniger freigesetztes CO2" - wenn überhaupt und auch nur dann, wenn alle übrigen Ökoeffekte wie z.B. Regenwaldvernichtung ignoriert werden.

Solche Argumentationsfiguren sind rabulistisch. "Entzogen" klingt gut, ist aber nun mal etwas anderes, als "weniger freigesetzt". Dein Trick dabei: Der durchschnittliche CO2-Anstieg wird erst mal subtrahiert und alles, was hernach weniger als dieser Anstieg ist, wird "entzogen" genannt, obwohl in Wahrheit nirgends nichts entzogen, sondern lediglich weniger freigesetzt wird. Aber "entzogen" klingt halt besser. Mich ärgern solche Taschenspielertricks - nicht wegen dem CO2-Anstieg, sondern wegen der Mogelei.

Das ist nicht ganz sauber argumentiert. Denn 1. wird zumindest ein Teil des Biosprits
weiterhin in der EU angebaut. Und 2. ist Palmöl nicht nur in Kosmetika enthalten,
sondern dient auch als Schmierstoff in der Aluminiumherstellung und wird in der
Lebensmittelindustrie in Großen Mengen Verbraucht. Die Politik der Regierung
Indonesiens basiert vor allem auf der Annahme, daß der Markt für diese Anwendungen
weiter wächst. Unilever als Beispiel aus der Lebensmittelbranche verbraucht 1,5 Millionen
Tonnen im Jahr. In Deutschland werden jährlich 600.000 Tonnen Palmöl zur Produktion
von Tiernahrung eingesetzt. Dazu kommt, daß in den USA neue Richtlinen für die
Kennzeichnung von Lebensmitteln dazu führen, daß andere Öle durch Palmöl ersetzt
werden (Palmöl hat mehr ungesättigte Fettsäuren und ist daher gesünder als viele andere
Fette und Öle). Auch ohne Ökosprit ist Palmöl das Öl mit dem zweitgrößten Marktanteil
(nach Sojaöl).

Das ist schon wieder rabulistisch. Ich hatte ausdrücklich und lediglich die Plausibilität abgeschätzt, also "roundabout" argumentiert - und das mach ich jetzt einfach noch mal: Die jährliche Erdölproduktion beträgt viele Milliarden Tonnen. Unilever verbraucht deinen Angaben zufolge ca. ein Zehntausendstel dieser Menge in der Lebensmittelbranche. Eine (roundabout!) Verzehnfachung des Ersetzens von Erdöl durch Bioöl wegen dem Autoverkehr höbe den Bedarf an Bioöl in einen Mengenbereich, der sich durch einen 4-5-stelligen Faktor von dem unterscheidet, den du bei deinen Palmöl-Abschätzungen zugrundelegst. Es gibt aber nun mal nicht von Ferne so viele Taschenpekinesen auf der Welt, daß ihr Futterbedarf im Vergleich zum Spritverbrauch irgendeine Relevanz haben könnte. Auch mit noch so viel Pomade im Gesicht würde man das nicht ansatzweise hinkriegen. Du ignorierst völlig die Größenordnungen, verlierst dich im Detail und redest dann blind am Problem vorbei.

Gruß vom
Nick


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