Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Genau das meinte ich

Peter @, Sunday, 27.05.2007, 02:26 (vor 6190 Tagen) @ Maesi

Hallo Maesi,

Nein, er zwingt sie nicht dazu, aber animiert sie unter Benutzung von
zwangsweise eingetriebenem Geld. Ist zwar nicht ganz dasselbe, aber in der
letztendlichen Auswirkung spielt das kaum eine Rolle.

So schnell würde ich die Frauen nicht aus der moralischen Verantwortung entlassen. Wenn ich in der Stadt mein Fahrrad stehen lasse, ohne es abzuschließen, dann "animiere" ich ja auch potentielle Diebe. Deswegen ist der Diebstahl aber moralisch nicht gerechtfertigt.

Der draengendste Grund fuer eine Frau bei ihrem Mann zu bleiben, war zu
allen Zeiten v.a. ein oekonomischer; sie und ihre Nachkommenschaft wurden
versorgt und beschuetzt. Umgekehrt war es keineswegs ein oekonomischer
Grund, der Maenner veranlasste bei ihren Frauen zu bleiben sondern Gruende
wie Pflichtgefuehl, Liebe, Loyalitaet. Weil diese geistigen Qualitaeten
wesentlich weniger zwingend fuer das Ueberleben des Mannnes sind als die
oekonomischen fuer das Ueberleben der Frau, wurden gesellschaftliche
Instrumente geschaffen, um den Mann einerseits 'bei Laune' zu halten und
andererseits sein Pflichtgefuehl zu verstaerken.

Das ist korrekt

Die Frau musste man
hingegen kaum bei Laune halten, denn sie war durch die oekonomischen
Rahmenbedingungen und den Kinderwunsch sozusagen von Natur aus genuegend
motiviert. Exakt so wird ein Schuh draus.

Einspruch. Die Frau wurde durch gesellschaftliche und staatliche Repressionen daran gehindert, den Versorger zu wechseln (gemeint: anderer Mann, den Staat als Versorger gab es damals noch nicht). Musste daran gehindert werden, könnte man genausogut schreiben. In vielen Kulturen auf dieser Erde ist das heute noch so.

Maennliche Liebe, Loyalitaet und Pflichtgefuehl lassen sich nicht so
schnell und einfach abschalten, wie sich die das weibliche Beduerfnis nach
oekonomischer Versorgung befriedigen laesst. Deshalb haben wir heute (noch)
eine Asymmetrie. Das Pendel hat jedoch bereits begonnen zurueckzuschwingen.
Maenner werden sich an die derzeitige soziale Asymmetrie durch geeignetes
Verhalten anpassen. Sie werden verstaerkt Loyalitaet und Pflichtgefuehl
unterdruecken, Liebe wird zur blossen Befriedigung des Sexualtriebes
reduziert, bis eine neue Symmetrie hergestellt ist. Bereits jetzt sind
solche Tendenzen spuerbar. Ob die neue Symmetrie uns gefallen wird, halte
ich fuer eher unwahrscheinlich. Aber wir werden damit zu leben lernen.

Vollste Zustimmung. Genau das habe ich gemeint als ich schrieb, das eine Emanzipation des Mannes notwendig ist. Und bereits in Gange ist, wenn auch langsam.

Was Du also thematisierst, ist nicht
das Nichtfunktionieren der urspruenglichen, wohlausgewogenen
Familiensolidaritaet sondern das Nichtfunktionieren einer durch
gesetzliche Repressionsinstrumente erzeugten, gewollt einseitigen
Familiensolidaritaet. Es ist sehr wichtig, dass man da die Unterscheidung
macht.

Was ich thematisiere, ist die von Männern gern verdrängte Tatsache, dass Frauen weit weniger emotional von Männern abhängig sind als umgekehrt. Die langfristige Bindung einer Frau an einen Mann funktionierte daher nur über die ökonomische Notwendigkeit und gesellschaftlicher Repression. Es war keine freiwillige Entscheidung der Frau. Das und genau das sieht man eben heute, wo sowohl ökonomische Gründe als auch gesellschaftliche Repression entfallen sind.

Nicht jede tut es, aber viele halt doch. Die
Scheidungsrealitaet wiederspiegelt nichts anderes als die derzeitigen
rechtlichen und soziooekonomischen Bedingungen; unter anderen Bedingungen
wuerde sich das Ergebnis wieder mehr oder weniger stark verschieben.

Exakt. Und meines Erachtens wollen einige Schreiber hier im Forum genau diese Veränderung der rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen um die Frau wieder zur Loyalität zu zwingen, ohne es klar auszusprechen.

Was wuerde passieren, wenn die (Zivil-)Ehe vollstaendig abgeschafft
wuerde, ebenso saemtliche durch den Staat erzwungenen
Familiensolidaritaetsleistungen sowie jegliche soziale Unterstuetzung
durch den Staat; wenn wir also gewissermassen wieder zum 'Urzustand'
zurueckkehrten, einen 'Reset' durchfuehrten? Eine aeusserst interessante
Frage! Dann wuerde IMHO wieder die persoenliche Solidaritaet unter den
Menschen zu greifen beginnen, ganz einfach weil sie darauf angewiesen
sind, um zu ueberleben. Sehr schnell wuerde man dann wahrscheinlich wieder
zu institutionalisieren beginnen. Aber eben nur auf der Grundlage von
bereits bestehenden symbiotischen Bindungen, die sich vorher frei im
Rahmen der oekonomischen Bedingungen entwickelt haben; wir haetten dann
vermutlich wieder eine Art Ehe aehnlich der, wie wir sie frueher hatten.

Wenn Du mit "früher" die Agrargesellschaften meinst: Zustimmung. Das läuft dann aber auf die Ausbildung von Sippenverbänden hinaus, da die 50er Jahre Ehe und Kleinfamilie (Mann-Frau-zwei Kinder) unter den genannten Bedingungen keinen ausreichenden Schutz bietet.

Und auch das m.E. ein wichtiger Punkt den sich alle Nostalgiker hinter die Ohren schreiben sollten: Es wird niemals wieder ein Zurück zur 50er Jahre "Kleinfamilienidylle" geben. Diese war historisch betrachtet nur eine Fußnote der westlichen Kulturgeschichte, ein Zwischenschritt auf dem Weg in die totale Individualisierung. Was danach kommt (wenn die Individualisierung zusammengebrochen ist) sind wieder Sippen und Clans.

Ich bin ueberzeugt davon, dass Chatos Forderungen nach strikter
staatlicher Nichteinmischung zwingend dazu fuehrten, sofern sie wirklich
konsequent durchgezogen wuerden. Und das scheint uebrigens auch sein
Kalkuel zu sein.

Konnte ich bisher nicht von ihm lesen, aber ich habe hier auch nur einen Bruchteil der Beiträge gelesen, möglich das er sich früher schon mal ausführlicher dazu geäußert hat.

Moeglicherweise wird das 'Problem' in vier bis fuenf
Generationen ohnehin ausgestanden sein, weil die zunehmende,
sozialinduzierte Sterilitaet keine neuen Generationen mehr nachkommen
laesst.

Darauf läuft es hinaus.


Gruß
Peter


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