Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Rechts versus Links

gast42, Saturday, 26.05.2007, 00:32 (vor 6191 Tagen) @ Odin

Was du mit deinem Schreiben implizierst ist eine Art Generalverantwortung
aller Linken für den Linksfeminismus. Das ist aber Käse. Ich bin für mich
selbst verantwortlich und unter "links" kann man auch nicht alles, was
einen nicht paßt, zusammensammeln.
An der Panik, die einige Rechte hier im Forum bekommen, wenn man von
Links- und Rechtsfeminismus spricht, kannst du schon erkennen, wie nervös
sie dabei werden. Das verborgene Matriarchat, wie Vilar es definiert hat,
kann nicht weiter existieren, wenn man es enthüllt. Rechte Organisationen
sind daher nicht länger "Anti-feministen", sondern werden als rechte
lila-Pudel entlarvt, so wie Bischof Mixa, dem laut seinen eigenen Aussagen
nur am wohl von alleinerziehenden Müttern gelegen war. Wie Vilar sagte,
sind rechte lila-Pudel jederzeit bereit, ihre Last wieder zu schultern,
wenn sich nur eine Frau findet, die ihnen das Gefühl gibt, der Beste und
Liebste zu sein. Dann darf sie faulenzen, entspannt in der Sonne liegen
und sein Geld ausgeben. Er geht zum Bund, arbeitet, stirbt gerne einige
Jahre früher... Dieser Wunsch wurde sogar des öfteren schon in diesem
Forum formuliert.
Um weiter Vilar zu zitieren hat der Linksfeminismus den Fehler gemacht,
die Frau allein als Verbündete zu sehen und den Mann allein als Gegner.
Dabei zieht sich die Trennlinie zwischen den Frauen und zwischen den
Männern. Ich bin nicht bereit, diesen Fehler als Maskulist zu wiederholen.

Da es hier ja Mode zu sein scheint, sich mal grundsaetzlich zu positionieren:
Ich kann dem Absatz und seinem Fazit nur zustimmen.

Genau deshalb kann ich Chatos/Nicks Positionen oder auch denen von
Max (wenn auch immer sehr schoen zu lesen) letztlich nicht zustimmen.

Nochmal anders: Mit Martin van Creveld's Forderung nach lediglich einem "Danke, Kumpel"
kann ich nichts anfangen, das ueberlasse ich gerne denjenigen, die das
fuer ausreichend halten.
Das Problem hier ist, dass diejenigen das andersrum eben nicht so sehen,
die ueberlassen einem gar nix zur eigenen Entscheidung: Paradebeispiel ist die Wehrpflicht.

Hierzu uebrigens ein schoener Absatz in einem alten Rote Maenner Info
von 2003 (es geht um die Besprechung von Creveld's Buch in der taz):

http://www.rotemaenner.de/viewtopic.php?t=56&sid=8f6b932d9a499f356c5d672460cdbb5c


: (...)
: "Fataler als diese amüsante Konstruktion ist, dass van Creveld sich eine
: Machtanalyse spart ..." Auch das ein Hammer, wenn es ausgerechnet aus
: einer Ecke kommt, für die die "Machtanalyse" allzu oft nur in steter
: Betrachtung des kleinen Unterschieds zwischen Männern und Frauen
: bestand. Im übrigen dennoch ein Vorwurf, der zutreffend ist, aber
: gegenüber einem gestandenen Konservativen, der Creveld zweifellos ist,
: ziemlich ins Leere geht. Bekanntlich interessieren sich Konservative
: nämlich nicht für Herrschaftskritik. Das ist gleichzeitig das
: Erstaunliche: Creveld nähert sich einer rein geschlechterspezifischen
: Betrachtung von der diametral anderen Seite als der Feminismus, ist
: damit insofern fast dessen Spiegelbild - mit entsprechend umgekehrtem
: Vorzeichen. Und Fehlern.

: Creveld würde den Krieg kaum als das Abschlachten von halben Kindern
: kritisieren, die banalen Interessenlagen internationaler Konflikte
: interessieren den Militärhistoriker nur rein phänomenologisch, er würde
: auch sonst keine Machtfragen stellen, gesellschaftliche Strukturen in
: Frage stellen und dergleichen. Wie sagt er am Schluss seines Buches: Er
: wolle doch gar nicht, dass alles geändert würde. Nur würde er gerne mal
: ein "Danke, Kumpel" hören, wo sich die Männer schon so aufopfern. Sorry,
: Don Creveld, das ist wirklich zu ritterlich - und das Gegenteil von
: männlicher Emanzipation
! Vergnügt haben wir ihn auf einem großen Teil
: seines Wegs begleitet, aber kurz vor den Windmühlen biegen wir dann doch
: lieber links ab - auch auf die Gefahr, dort mit Heide Oestreich
: zusammenzustoßen
!


Hervorhebungen von mir, mit expliziter Zustimmung von mir.

Frage: Wie nennt die Chato-Fraktion (*g*) eigentlich solche Leute wie
die "Roten Maenner": Linke? Ja. Feministen? Nein.

Und ich halte den Verweis darauf, dass Feminismus (insbesondere der deutsche
Staatsfeminismus) originaer links sei, aus heutiger Sicht fuer aehnlich
sinnvoll wie das immer noch gelegentlich anzutreffende bejammern der
Vergangenheit aus konservativer Richtung ("Wiedereinfuehrung des
Schuldprinzips bei Ehescheidungen", "Zurueck zum Alleinversorger+Heimchen
am Herd"): Naemlich gar nicht. Auch wenn ersteres richtig sein mag.

Chato kritiert in einem anderen Posting, dass nun "alle nur noch an sich
selbst denken". Sorry Chato, aber seine eigenen Interessen zu vertreten ist
zunaechst mal einfach nur legitim. Und wenn eine Gesellschaft Menschen
in Gruppen einteilt (zum Beispiel Maenner und Frauen) und diese dann
gezielt ungleich behandelt (und zwar mit einer Systematik, die immer der
einen Gruppe mehr Rechte und Foerderung, der anderen mehr Pflichten
auferlegt), dann gilt das nicht nur fuer den Einzelnen, sondern auch
fuer den Einzelnen als Teil einer solcherart gesellschaftlich definierten
Gruppe.

Sogar dann, wenn man diese Kollektivistenscheisse fuer den Grundfehler
schlechthin haelt (ich tue das) muss man nunmal die heutige Situation
anerkennen und damit entsprechend umgehen.

Ich meine, deshalb sollte man heutzutage Maennerrechtler sein.

MfG

P.S.: Gibts die Roten Maenner noch irgendwo?


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