Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die Suche nach dem Paradies

Peter @, Saturday, 07.06.2008, 15:35 (vor 6407 Tagen) @ Stranger in a strange World

Die Realität ist aber, daß man die Zinseszinsfunktion über kurze Zeiträume
näherungsweise durch eine Exponentialfunktion beschreiben kann. Die ganze
Katastrophenszenarien entstehen aber erst dadurch, dass man die e-Funktion
einfach zu lange fortsetzt.

In der Ökonomie wird die e-funktion als Beleg dafür gebracht, dass ein entsprechend aufgebautes System immer nur zyklisch funktioniert.

Es soll versinnbildlichen, dass jeder Zyklus irgendwann mal zuende geht. Das ist nämlich der Aspekt, den viele Menschen versuchen zu verdrängen.

Die Tragik der Freigeldanhänger ist, dass dieser zyklische Aufbau natürlich ist. Er findet sich überall in der Natur. Vom Entstehen und Vergehen eines Sterns bis zu den Jahreszeiten.

Und eben die von den Freigeldanhängern (Gesell u.a.) als "natürliche Wirtschaftsordnung" propagierte eine zutiefst künstliche Wirtschaftsordnung ist die nur mit brachialen Methoden für einen begrenzten Zeitraum aufrechterhalten werden kann (womit sich der Kreis schließt und selbst das Freigeld in den universalen Zyklus integriert ist)

Und diese Schulden sind gemacht worden um damit soziale Wohltaten zu
finanzieren.

Ja zum Teil. Und zwar sowohl soziale Wohltaten nach unten (Brot und Spiele für den Plebs) als auch nach oben (Machtapparat, Eliten). Ein anderer Teil wurde schlauerweise auch dazu verwendet, den Mittelbau der Gesellschaft anzumästen. Dies vor allem in den 60ern und 70ern wo die Basis für die heutige Mittelschicht gelegt wurde. Ebenejene Mittelschicht, die heute via Staat gemolken wird bis der Euter quitscht.

Die Eliten ernten heute was sie damals gesät haben. Ist das nicht genial?


Ich wiederhole mich: den Feminismus hat uns nicht irgendeine Elite
aufgedrängt, sondern den Feminismus haben wir Männer seit den 68ern
zugelassen.
Wir haben im Feminismus eine Chance gesehen, uns im Windschatten
der Frauen auch vor unseren Pflichten zu drücken. Wir haben uns von
einer feminisierten Gesellschaft ein bequemeres Leben mit mehr Sex und
weniger Arbeit versprochen.

Wow, das wäre ja dann sogar ein proaktiver Ansatz gewesen. Und die Vorstellung ist ja nicht vom Himmel gefallen. Das Leitbild war doch "Alle sollen leben können wie die Fürsten. Dolce vita, Trauben fliegen einem in den Mund und Weiber soviel man will"

Nun ist zwar klar, dass dies nicht geht. Aber die Anziehungskraft ist enorm. Es ist die Inkarnation der unstillbaren Sehnsucht nach dem Paradies auf Erden.

Das wir damals nicht um eine Ecke weiter gedacht haben, ist
unser Fehler gewesen. Solange wir diesen Fehler nicht
einräumen, können wir ihn nicht korrigieren und solange werden wir gegen
den Feminismus nicht den Hauch einer Chance haben.

Den Bazillus werden wir in diesem Zyklus eh nicht mehr los. Er ist systemimmanent.

Die "Eliten" vorzuschieben ist nichts als allerdümmste Schuldverlagerung.
"Alle anderen haben alles falsch gemacht, nur ich habe alles richtig
gemacht." ist Kindergarten-Niveau. Die "Eliten" waren und sind konservativ
und waren folglich dem Feminismus gegenüber sehr zurückhaltend. Das sie
deutlich später als '68 erkannt haben, das im Femismus eine Menge Umsatz
steckt und sie diesen Umsatz mitnehmen wollten und wollen, kann ich ihnen
nicht übelnehmen.

"Übelnehmen"? Nö, aber abwatschn darf man sie dafür schon ;-)

Ich betrachte mich als Gegner des Sozialismus, aber in einem Punkt
hatte August Bebel recht: Wer als Arbeitsfähige/r nicht arbeitet, soll auch
nicht essen (1).

Tja, auf wen trifft das heute zu? Auf die HIVler mit 300 Eur im Monat fürs Nichtstun oder die Sesselpupser im überflüssigen Dienst mit 3000 EUR im Monat oder die Managerschicht mit 300000 EUR im Monat fürs Nichtstun ?

Im Grunde auf alle Gruppen. Das nur die HIVler getreten werden liegt in der Natur des Menschen. Denn im grunde möchte doch jeder so ein Sesselpupser oder ein Manager sein. Aber keiner möchte ein HIVler sein.

Nach oben buckeln, nach unten treten.

Der Sozialismus stimmt mit der Bibel darin überein, wenn diese sagt:
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Aber die Arbeit soll auch
nützliche, produktive Tätigkeit sein. Die neue Gesellschaft wird also
verlangen, daß jeder eine bestimmte industrielle, gewerbliche,
ackerbauliche oder sonstige nützliche Tätigkeit ergreift, durch die
er eine bestimmte Arbeitsleistung für die Befriedigung vorhandener
Bedürfnisse vollzieht. Ohne Arbeit kein Genuß, keine Arbeit ohne
Genuß.

Wobei doch damit auch die HIVler eine "nützliche Tätigkeit" ausüben. Sie dienen als Fußabtreter, an denen die Mittelschicht ihre Aggressionen auslassen kann (über den Frust, in der Mittelschichts-Tretmühle festzustecken und es nicht zu schaffen, ein Sesselpupser oder Manager zu werden)

So hat jeder seinen Platz auf Erden...


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