Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Re: Jede Abtreibung heißt : ein geplünderter Vater weniger!

Chato, Wednesday, 22.11.2006, 05:47 (vor 6955 Tagen) @ Maesi

Guten Morgen Maesi!

Auch ich freue mich immer, wenn ich etwas von dir lese! In der hier diskutierten Frage sind unser beider Ansichten, soweit ich das sehe, so deckungsgleich, daß ich nichts extra dazu schreiben "muß". Die Gegenseite ist im Übrigen ja wie gewohnt wieder vollauf damit beschäftigt, sich selber fix und fertig zu machen und nach Kräften zu diskreditieren, so daß einfaches Zuschauen ausreicht und vollauf genügt... :-)

Nur auf eines möchte ich ganz kurz eingehen, weil es m.E. von allgemeiner Bedeutung ist.

Wer nur auf technische Entwicklungen, auf blanke Oekonomie setzt und jegliche Ethik
jedes Mitgefuehl aussen vor laesst, wird letzten Endes ebenso erbarmungslos behandelt, wie
er andere behandelt. Na, wenn das keine Gerechtigkeit ist! Eine Gerechtigkeit ohne
Erbarmen! Da war doch jemand, der das vor 2000 Jahren schon als Irrweg entlarvte.

Gerechtigkeit und Erbarmen sind zwei Dinge, die zusammengehören, aber nicht identisch, sondern komplementär sind und einander reinigen, so wie es zum Beispiel bei Wahrheit und Liebe oder Vernunft und Glaube der Fall ist, die ebenfalls einander reinigen und erst so überhaupt zu sich selbst finden können.

Gerechtigkeit und Erbarmen gründen auf Wahrheit und Liebe. Wo die fehlen, gibt es auch die anderen beiden nicht, sondern nichts als Verstrickung und entsprechende Vergeltung. Wer Vergebung und Erbarmen sucht, muß also durch die Wahrheit hindurch, und die lautet zum Beispiel, daß Missetaten Konsequenzen haben, die am Ende nicht beim Opfer der Missetat verbleiben, sondern auf den Urheber zurückfallen. Die Hindus und die Buddhisten nennen das Karma.

Das ist die Gerechtigkeit. Sie ist absolut und kann deshalb nicht umgangen werden. Aber wie die Liebe die Wahrheit reinigt, so reinigt das Erbarmen die Gerechtigkeit. Freilich ist das nur möglich, wo die Gerechtigkeit überhaupt erst einmal akzeptiert und als Prinzip anerkannt ist. Es ist logischerweise keine Vergebung möglich, wo garnicht bereut wird, was vergeben werden soll. Es kann deshalb durchaus eine Form des Erbarmens sein, drastisch auf die Gerechtigkeit zu verweisen, eben weil es ohne die letztere das erstere nicht gibt.

Einer der großen Mängel unserer Zeit zeigt sich m.E. darin, daß alle "männlichen" Prinzipien (wie zum Beispiel Gerechtigkeit, Wahrheit, Vernunft usw.) geleugnet, ja geradezu obszön diskreditiert werden. Die Konsequenz ist nun nicht etwa, wie die feministische Propaganda weismachen will, daß die "weiblichen" Komplementäre (Erbarmen, Liebe, Glaube usw.) hervorträten und stärker zur Geltung kämen, sondern sie gehen ebenso zugrunde wie die komplementären, männlichen Prinzipien, da sie alle einander bedürfen, um zu sein.

Jesus Christus, den du hier erwähnst, ist kein prinzipienloses Weichei, das unterschiedslos Liebe und Erbarmen lehrt. Wenn man die Gestalt in den Evangelien genauer verfolgt, dann hagelt es nur so harte Ansagen. Aber die Härte ist eben "gereinigt" durch die Liebe - hier: die Gerechtigkeit durch das Erbarmen - und es wird so der Weg dargelegt, aus der Verstrickung herauszukommen, die bloß noch die Gerechtigkeit übrigließe. Die Gerechtigkeit allein würde in der Tat jeden von uns zermalmen.

Gruß vom
Nick

P.S.: Na, Carlos, vielleicht ein kleiner, epileptischer Anfall gefällig wegen verbotenem Religionsunterricht? Als immer wieder auf's Neue erklärter und felsenfest überzeugter Nicht-Pharisäer, der du doch bist, solltest du dich dazu ermutigt fühlen. Oder etwa nicht?


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