Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Bewußtsein einer Männerbewegung

Odin, Friday, 07.09.2007, 18:01 (vor 6678 Tagen) @ Maximilianeum

Jetzt bin ich doch ein wenig überrascht. Tatsächlich überwiegen hier die Argumente (wenn sie auch nicht stichhaltig sind) und über die wohl unvermeidliche Polemik kann man mal hinwegsehen.
Ich denke zwar, daß es nutzlos ist, da du andere Meinungen nicht stehen lassen kannst, aber zumindest kann ich versuchen, die meine Sicht der Dinge mitzuteilen.

Dein Fehler Nr. 1:

Du klassifizierst Menschen! Und genau das hatte ich auch an Freddys Posting bemängelt, du aber gehst sogar noch einen Schritt weiter: Du klassifizierst zuerst und DANACH siehst du dir an, was dieser Mensch zu sagen hat. Ein SPDler? Dann ist ja schon gleich alles klar für dich und du brauchst auf die Aussage nicht mehr zu achten, oder wie du so schön sagst: "Da habe ich keine weiteren Fragen mehr an einen wie dich. Du bist als Gegner identifiziert."
Ich sehe zuerst auf die Aussage und DANN auf die Person!
Daher kann ich gut mit einem NPDler am Biertisch sitzen udn mich fröhlich mit ihm unterhalten. Konnte ich genug üben in meiner niederbayrischen Heimat.
Ich versuche daher auch, wenn es geht mit allen Leuten zusammen zu arbeiten - egal, was sie sonst für eine Gesinnung haben. Männern sagt man eigentlich nach, daß sie das allgemein gut können. Frauen können das angeblich nicht: Persönliche Differenzen hinter Sachthemen zurückzustellen.
Ich versuche auch, die Gemeinsamkeiten herauszufinden und eben NICHT in erster Linie das, was trennt.

Zweiter Fehler:
Ich bin Linker, kein "Kollektivist" (oder wie immer das dann heißt). Gerade das Gegenteil - GERADE als Linker bin ich kein Kollektivist. Diese Sorte findest du ganz links oder eben ganz rechts.

Dritter Fehler:
Die Aussage "Der Feminismus ist schuld" wirfst du mir vor? Gehts noch? Wie hätten wirs denn gerne? Vor wenigen Monaten hast du mir noch vorgeworfen (oder war das Flint?), daß ich geschrieben hätte "Der Feminismus ist nicht mein Feind". Ich sehe völlig andere Ursachen und haben das auch schon x-mal geschrieben. In ein paar Tagen werde ich noch etwas dazu "schreiben". Hakt leider im Moment an technischen Problemen. Der Feminismus ist eine der vielen Fehlentwicklungen, die sich ergeben hat.

Vierter Fehler:
Du hast von Sozialpädagogik sowenig Ahnung, wie ich von der Weltraumfahrt. Ich habe übrigens öfters den Eindruck (siehe z.B. auch unter "zweiter Fehler"), daß du nur ein bestimmtes Bild im Kopf hast, welches hauptsächlich aus Vorurteilen und Bild-berichten besteht und du gegen dieses Bild angehst und dich wunderst, warum kaum einer folgt. Die Leute schütteln den Kopf, weil dein Bild völlig falsch ist und deine Reaktion daraus dann tatsächlich auch falsch sein mußt.
Du wirfst Sozialpädagogen vor, das System zu stützen? Das ist die Lachnummer. Glaub mir: Seit der Studienzeit beschäftigen sich Sozialpädagogen mit diesem Problem: Gegen ein System zu sein und trotzdem sorgen zu müssen, daß Kinder darin schadlos aufwachsen. Das Problem ist daher jedem bekannt. Gelöst werden kann es nicht, allerdings kannst du mir glauben, daß "wir" auch an Systemveränderung arbeiten, in dem wir eben diesen Kindern eine andere Welt vorstellen wollen. Ach? Das paßt dir jetzt wohl auch nicht? Die bösen Sozialpädagogen arbeiten tatsächlich an Systemveränderung :-)
Wie hätten wirs denn gerne?

Fünfter Fehler:
Dein Verständnis von GM und meiner Tätigkeit als Sozialpädagoge.
Zunächst brauchst du nicht glauben, daß mir die Arbeit ausgeht. Kein Arzt wird sagen: Ich heile den Patienten nicht, denn ich lebe ja von seiner Krankheit. Dasselbe gilt für Sozialpädagogen. Also kann ich als Helfer durchaus gut arbeiten, ohne gleich für meine Arbeitslosigkeit zu sorgen. Leute, wie du, sorgen schon für Nachschub! Gegen die Helferindustrie arbeite ich auch. Diese betrifft aber hauptsächlich Caritas und Diakonie, die tatsächlich mafiöse Strukturen gebildet haben und an wirklicher Hilfe (jedenfalls unter den funktionären) keinerlei Interesse mehr haben. Da werden nur noch Fördergelder verteilt und der Fuhrpark saniert. Da könnte ich dir einige Geschichtchen erzählen! (gibt übrigens auch ein interessanten Buch hierzu). Diese Wohlfahrtskonzerne gehören zerschlagen!
Meine Arbeit der letzten 25 Jahre hat auch nichts mit GM zu tun - sehr wohl aber die Arbeit, die ich nebenberuflich ausübe: Jungenarbeit und Männerarbeit.
Dadurch, daß ich jungenspezifisch arbeite, mache ich automatisch Genderarbeit, dadurch, daß ich Gesetze nach Männerbenachteiligungen durchforsche, mache ich Genderarbeit. Das ist halt mal die Definition dieses Begriffs.
Gender Mainstreaming in der Sozialarbeit ist nicht verkehrt, wenn es sich um EIN Kriterium handelt. Nicht gut ist es als Hauptkriterium für ALLE (es gibt noch viel wichtigere Kriterien beispielsweise soziale Schicht, Herkunft usw) und in jedem Feld hat es auch nichts zu suchen.
Nehmen wir als Beispiel an, ich will einen Spielplatz erstellen (verdammte Stützung des Systems, gell): Natürlich berücksichtige ich dann beide Geschlechter - selbst auf einem Abenteuerspielplatz. Ich werde aber sicher auch andere Kriterien berücksichtigen, vielleicht sogar noch mehr berücksichtigen, z.B. wo gehen die Kinder bei schlechtem Wetter hin? Gibt es Überdachungen? Wo spielen die 2 jährigen, wo die 15jährigen? Habe ich viele Ausländer im Viertel und muß ich das berücksichtigen ind er Auswahl der Spielgeräte usw.
Alles nun wegzutun und nur das Geschlecht berücksichtigen ist daher Quatsch.
Noch viel komplizierter ist das GM außerhalb der Sozialpädagogik, beispielsweise in der Politik. NATÜRLICH muss ich beide Geschlechter berücksichtigen, aber doch nicht als Hauptkriterium!
Andererseits hat mir unsere Gleichstellungsbeauftragte ins Gesicht gesagt, daß sie sich nicht als Gleichstellungsbeauftragte sieht, sondern als Frauenbeauftragte. Diese Aussage hatte eine Beschwerde meinerseits bei Stadtrat zur Folge, mit dem Hinweis, daß sie ihre Aufgaben nicht kennt. Vom Stadtrat bekam ich Unterstützung zugesagt. Mal sehen, wie es weiter gehen wird.

Noch etwas in eigener Sache:
Als du die Idee mit den Aufklebern hattest, war ich sehr froh darüber, daß du endlich mal was tust und nicht blos laberst. Leider war es eine Pleite.
Deine Idee mit der Spaßguerilla finde ich hervorragend, aber das blieb wohl eine Idee. Du meinst, es genügt Ideen zu haben und dann sagt man diese und sofort schließen sich 100 Leute an? Nein, so serviert bekomst du das nicht.
Erst hast du eine Idee, dann arbeitest du etwas aus dazu. Dann gibst du deine Idee bekannt.
DANN wirst du erstmal ausgelacht, verspottet, fünfzig Leute kommen daher, daß sie es viel besser machen würden und außerdem und wieso auch und was bildest ausgerechnet DUUUU dir ein.....
Dann arbeitest du 1 Jahr weiter an der Idee und DANN werden sich mal 2-3 Leute anschließen. Wieder ein Jahr später wird der Redakteur des Brunzdorfer Volksblattes auf dich aufmerksam und schenkt dir 5 Zeilen Bericht. Jubelnd verkündest du diesen Erfolg und erntest Gelächter, Hohn und Spott.
Erst, wenn du das alles überstanden hast, kommen langsam erste Erfolge.

Oder warum meinst du, warum es dir ausgerechnet anders gehen soll? Denk an das Ei des Kolumbus!

--
Odin statt Jesus!
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