Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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...des Gedankens Blässe angekränkelt

Ralf, NRW, Monday, 03.09.2007, 18:43 (vor 6682 Tagen) @ Chato
bearbeitet von Ralf, Monday, 03.09.2007, 18:47

Hi Chato,

Ist nicht das christliche Anerkennen der menschlichen Mängel die
Voraussetzung dafür, sie überhaupt loszuwerden?

selbstverständlich ist das so.

Es ist geht hier mehr um eine Frage der "Dosis". Es macht halt einen gewaltigen Unterschied, ob ich anerkenne, dass Menschen prinzipiell auch Mängel und negative Eigenschaften haben, oder ob ich, um es jetzt mal bewusst auf die Spitze zu treiben, sage: "Du bist qua Geburt durch Erbsünde etc. erstmal das letzte Arsch, aber wenn Du das einsiehst und Dich immer schön schuldig fühlst und brav nach Erlösung strebst, dann lässt sich da evtl. was machen."

Da halte ich etwa neo-liberale Ansätze ("Wir akzeptieren, dass Menschen nun mal in weiten Bereichen Egoisten sind, und versuchen deshalb, eine Gesellschaft so aufzubauen, dass der Egoismus des Einzelnen möglichst viel zum Nutzen der Allgemeinheit beiträgt") für wesentlich besser als eine einseitige Betonung auf Schuld und Sühne, bei der man noch nicht einmal die Möglichkeit hat, der Schuld ganz zu entrinnen.

Ist nicht gerade das "generell positive Menschenbild" von
totalitären Ideologien der Grund dafür, daß sie derart Scheiße
sind?

Das ist durchaus einer von mehreren Faktoren. Wenn ich den Menschen nicht so akzeptiere, wie er ist, meine Vorstellungen also an den Menschen anpasse, sondern meine Ideologie umgekehrt einen "Neuen Menschen" erfordert, der an meine Vorstellungen angepasst ist, und ich mir zusätzlich anmaße, die Schaffung dieses "Neuen Menschen" notfalls unter Zwang herbeizuführen, dann habe ich genau das Terrorsystem totalitärer Ideologien.

Somit ist ein unrealistisch positives Menschenbild in der Tat gefährlich, weil man dann der Versuchung schwer widerstehen kann, die in der Realtität nunmal zu beobachtenden unvollkommenen Menschen zu ihrem "Glück" zwingen zu wollen.

Ist für dich also auch der
Feminismus "generell positiv"? Die FeministInnen sehen das so. Aber ist es
auch wahr?

Der Feminismus hat allenfalls ein positives Frauenbild, Männer kommen eher als umzuerziehende Gewalttäter und Untermenschen vor. Das Frauenbild ist dabei wiederum oft so positiv, dass es in Richtung des "Neuen Menschen" (naja, eher der "Neuen MenschIn") geht, nicht umsonst verzweifeln viele Femistinnen an den real existierenden Frauen und fordern für diese (meist etwas indirekter als für Männer) diverse Zwangs-, Verbots- und Umerziehungsmaßnahmen.

Das christliche Menschenbild
hingegen ist nicht pessimistisch oder negativ - ganz im Gegenteil -
sondern es ist einfach bloß realistisch und deshalb wirklichkeitsgemäß.

Wie gesagt: Es geht m.E. nach über die bloße Anerkennung negativer Eigenschaft deutlich hinaus und hat eine (in meinen Augen übertrieben) starke Betonung auf "Schuld und Sühne", bis hin zum systematischen Einimpfen von Schuldkomplexen, ähnlich wie das der Feminismus bei Männern versucht.

Gruß Ralf

--
*** Ich bin doch nicht genderblödgestreamt! ***


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