Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Bewußtsein einer Männerbewegung

Nihilator ⌂, Bayern, Sunday, 02.09.2007, 04:04 (vor 6684 Tagen) @ Freddy

Hallo Freddy!

Eine Männerbewegung, die wirksam sein soll, darf sich eine pauschale
Rückwärtsgewandtheit nicht erlauben; sie muß statt dessen versuchen, den
Feminismus entwicklungstechnisch einzuholen. Dazu müssen wir stets am Puls
der Zeit sein. Klar soweit? ;-)

Nein, überhaupt nicht. Aus meiner Sicht hast Du eine völlig falsche Herangehensweise, die ich im übrigen genauso ablehne wie den Feminismus selbst.

Wie man der o.g. Aufzählung entnehmen kann, befinden sich die Linken bzw.
Grünen (nicht die Parteien gleichen Namens, sondern die Menschen sind hier
gemeint!) auf einer höheren Bewußtseinsstufe als die Konservativen und die
Liberalen. Das hören diese zwar nicht gern, aber es ist so; man kann
diesen Umstand schon dem zeitlichen Ablauf entnehmen: Der Konformismus ist
deutlich älter als der Rationalismus und dieser ist wiederum älter als der
Relativismus bzw. das "Grüne Mem". (Die 68er-Bewegung z.B. ist nunmal erst
1968 entstanden.)

Dann befindet sich der Nationalsozialismus ebenfalls auf einer höheren Bewußtseinsstufe als der Marxismus, denn er ist ja noch später entstanden? Neuer=besser haut nicht immer hin, sorry.

Deine Einschätzung halte ich für unzutreffend. Konservativ ist nicht unmodern, ganz im Gegenteil. Nach einer gescheiterten Sowjetunion und einer gescheiterten DDR, nach den Erkenntnissen, was marxistische Ideologie anzurichten vermag (und zwangsläufig anrichten muß!), ist letztere das Altbackene und konsequenter Antikommunismus modern und zukunftsgewandt (übrigens wurden ja beim Zusammenbrechen der soz. Staaten reformunwillige Kommunisten in einer merkwürdigen Begriffsverdrehung sogar vielfach "konservativ" genannt).

Deine höhere Bewußtseinsstufe stimmt nicht. Viele der eher Rechten hier (vielleicht alle?) wurden ja sehr zeitgeistig und links erzogen, ob in DDR oder brd. Sie müssen irgendwie zu Erkenntnissen gekommen sein, die sie zur Ablehnung marxistischer Ideale führen, und das ist keine Niederentwicklung.
Ein alter Spruch sagt ja ungefähr, links sein hieße, Ansichten zu bekämpfen, die man in wenigen Jahrzehnten selbst vertreten wird. Es ist eine bekannte Tatsache, daß es im Leben eines Menschen politisch eher eine Entwicklung von links zu rechts gibt. Erfahrungszuwachs und Besonnenheit sind aber nun gewiß keine Zeichen einer niederen Bewußtseinsstufe.

Der Kardinalfehler der Linken und Feministen ist m.M. ihr falsches Menschenbild. Der Mensch wird nicht relistisch gesehen als prinzipiell egoistisches Wesen, das zu Gutem und Bösen in der Lage ist, sondern als entweder per se gut (Beispiel: Ablehnung von Maßnahmen gegen Sozialschmarotzer, Hartz IV) oder als zum bedingungslos Guten formbar. Ein verhängnisvoller und i.e.S. menschenverachtender Trugschluß!
Konservative, hierzulande ja meist Christen, sehen den Menschen eher, wie er ist, und neigen auch eher zu angemesseneren Maßnahmen. Wenn der Mensch prinzipiell Egoist und unterschiedlich begabt ist, kann man das nicht ändern, aber man muß die Bedingungen so gestalten, daß dieser Egoismus ihr möglichst wenig Schaden zufügt oder am besten gar dienlich ist (Beispiele: Marktwirtschaft, Elitenförderung).

Das ist für mich definitiv das höher entwickelte Bewußtsein, Freddy.

Deine Bezeichnung der Rechten als Konformisten sehe ich als falsch an. Den größten Konformitätsdruck üben immer noch Linke aus, das hat sich diese Tage an der Hetzkampagne in Sachen Mügeln schön verfolgen lassen. Helmut Kohl hat den Grünen vor einem Untersuchungsausschuß einmal "Psychoterror" vorgeworfen. Damals habe ich das nicht verstanden ("Die Grünen? Ausgerechnet die demokratischste aller Parteien??"), heute weiß ich, was er gemeint hat (das ist keine Sympathiebekundung für Kohl, vorauseilend erklärt). Und Du weißt es auch, denn Du kennst ja wohl die bebende Unke Claudia Roth?

Die Männerbewegung, um die es heute geht (die "Männerrechtsbewegung" bzw.
der Maskulismus) hat bisher nicht darlegen können, daß ihre
Bewußtseinsgrundlage dieselbe (oder eine höhere) ist wie die der
Frauenbewegung. Im Gegenteil: Die Männerrechtsbewegung entstand eher aus
der Not heraus, nachdem die Bevorzugung von Frauen und die Benachteiligung
von Männern überdeutlich zutage getreten ist. Selbstverteidigung ist, wie
auf der Straße, etwas Reflexartiges; Zeit und Muße für das Nachdenken über
gesellschaftliche Veränderungen bleibt kaum, wenn man arbeiten, Unterhalt
zahlen und gleichzeitig darum kämpfen muß, seine Kinder sehen zu
dürfen...

Das ist in der Tat ein Grundproblem. Den meisten Männern bleibt unter der Last der Gesellschaft einfach keine Zeit, Gegenpositionen zu entwickeln. Und die, die es könnten -Soziologen, Psychologen usw.- stehen meist voll auf feministischer Seite. Auf der anderen Seite dagegen: staatliche Förderung, staatlich finanzierter Geschlechterkampf, eine immer fetter werdende Funktionärinnenkaste. Die haben Zeit und Ressourcen ohne Ende, auf unsere Kosten. Und das möchtest Du jetzt so für Männer auch? Ich nicht, ich möchte ersteres abgeschafft sehen.

Wenn der Maskulismus eine ernstzunehmende gesellschaftliche Kraft werden
soll, muß er sich von der bloßen Reaktion lösen und endlich anfangen,
Kultur zu schaffen. Ebenso, wie der Feminismus die Frauen gestärkt hat,
muß der Maskulismus die Männer stärken - und dabei darf er sich nicht
zuviel zumuten! Das Ziel der tatsächlichen Gleichberechtigung ist einer
Männerbewegung nur insofern angemessen, als es nur durch die Vertretung
eigener Interessen letztlich erreicht wird: Wir müssen überhaupt
erstmal eine Besserstellung der Männer erreichen, bevor wir
überprüfen können, ob dadurch auf eine Gleichstellung von Mann und Frau
erreicht wurde!

Ach was. Einfach irgendetwas, das Männer besser stellt, und dann mal gucken, ob es einigermaßen pari ist? Seltsames Konzept.
Brauchen wir nicht, wie ich finde. Gesetzliche Benachteiligungen sind im Detail bekannt und könnten sehr einfach geändert werden, sofern der politische Wille dazu da wäre. Wir müssen nur jene bloßstellen und bekämpfen, die sich dagegen stellen, anstatt ein spiegelbildliches Gegenkonzept zu entwickeln. Und wir müssen diesen politischen Willen entwickeln, nichts anderes. Die besseren Argumente haben wir allemal.

Bezogen auf die o.g. Stufen heißt das: Wir müssen mindestens "Grün"
erreichen und für uns nutzbar machen, bevor wir weitersehen. Wir müssen
dem Feminismus mindestens auf gleicher Ebene begegnen und der
benachteiligten Minderheit (sic!) der Männer endlich zu ihrem Recht und
vor allem zu ihrer Freiheit verhelfen! Eine Kritik des Feminismus von
einem niedrigeren Niveau aus ist, übetrieben dargestellt, in etwa so
wirksam, als würde ein durchschnittlicher Grundschüler einen
Hochschulprofessor kritisieren.

Ein Konformist hat nunmal kein Gefühl für globale Ungerechtigkeiten,
weshalb er sich im Zusammenhang mit dem Maskulismus darauf beschränken
muß, die Feministinnen zu kritisieren, weil diese ja deutlich über die
Stränge schlagen und sich in ihrer selbsterworbenen(!) Freiheit alles
Mögliche erlauben können. Es bleibt ihm also nichts weiter übrig, als
neidisch und mißgünstig herumzusitzen und zu nörgeln. Er wünscht sich das
gesellschaftliche Paradigma von vor 1968 zurück - und kämpft damit auf
verlorenem Posten gegen die menschliche Evolution.

Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Wenn das, was wir aktuell erleben, eine Evolutionsstufe sein soll, dann ist es vermutlich die, die dem Aussterben vorausgeht.

Ich halte absolut nichts davon, dem Feminismus ein ähnlich geartetes Ideologie-Gebäude entgegenzusetzen. Die Lösung sind nicht ergänzend Männerbeauftragte, Männerhäuser, Männerquoten usw. sondern die Abschaffung bzw. Geschlechts-Neutralisierung der Frauen-Gegenstücke dazu (z.B. neutrale Gewaltschutzhäuser für Männer, Frauen UND Kinder).

Meine Güte, willst Du die Pest durch Infektion des Patienten auch noch mit Cholera bekämpfen? Wie aussichtsreich soll das denn sein? Wir brauchen ein Breitband-Antiidiotikum und keine neuen Erkrankungen!

Was Du forderst, gibt es ohnehin schon seit Jahrzehnten, die sog. Kritische Pud.. äh Männerforschung. Von da kommen "Lösungen" wie Dissens e.V. und Neue Wege für Jungs. Nichts könnte Männern und Jungen einen schlechteren Dienst erweisen.


Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


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