Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Bewußtsein einer Männerbewegung

Ralf, NRW, Friday, 07.09.2007, 17:55 (vor 6678 Tagen) @ Foxi

Hallo Foxi,

Doch, hast Du. Max stellt in seinen Abhandlungen auf den Kollektivismus
als Wurzel des Übels ab (zu Recht!) und Du kontestierst das als Off Topic,
das zentrale Forenthema wäre eine anderes. Es ist sogar sehr zentral! Nur
muss man dafür auch mal um die Ecke denken.

"Kollektivismus" als Wurzel allen (feministischen) Übels ist eine von mehreren möglichen Denkweisen; ich kann dieser Denkweise durchaus einiges abgewinnen. Ob sie die einzige, absolute und vollständige Wahrheit darstellt und alle pöhsen Abweichler dieser universellen Erkenntnis persönlich angefeindet gehören, wage ich dennoch zu bezweifeln.

Wenn ich mich recht erinnere, ist "Kollektivismus" als zentrales Schlagwort in diesem Zusammenhang mal irgendwann von Nick eingeführt worden, und infolge von Nicks wortgewaltigem und druckreifem Schreibstil von vielen übernommen worden.

Schlägt man den Begriff z.B. mal bei Wikipedia nach (ist ganz pfui, linksradikal verseucht und schröcklich unwissenschaftlich, ich weiß :-)), dann findet man dort durchaus etliche Dinge wieder, die auf den Feminismus oder die übergeordnete politische Situation in diesem unserem Lande passen - ob es als der zentrale Obergriff geeignet ist, erscheint mir allerdings mindestens diskussionswürdig; trotz zahlreicher kollektivistischer Elemente erscheint mir der Feminismus nicht einmal als ein besonders "typischer" Vertreter kollektivistischer Ideologien.

Am besten passt der Begriff sicherlich noch speziell auf den Staatsfeminismus und dessen politischen Überbau - in diesem Zusammenhang wird der Begriff hier ja in der Tat auch hauptsächlich verwendet. Auch da erscheinen mir allerdings die totalitären Elemente - Feminismus und Gleichschaltung als staatlich verordnete Ideologie - letzlich entscheidender zu sein.

Totalitarismus dürfte fast immer zur Betonung kollektivistischer Ideale führen, nicht umgekehrt. Desweiteren ist da nix Feminismusspezifisches dran - praktisch jede ideologische oder religiöse Richtung, die zur doktrinären Staatsideologie wird und deren Einhaltung dem Bürger staatlicherseits verordnet wird, wird totalitär und in der Folge auch kollektivistisch.

Um das mal an einem keineswegs zufällig gewählten Beispiel klar zu machen:

Der Katholizismus, der ja hier von diversen Leuten so hochgehalten wird, erlegt seinen Anhängern detailierte Regeln, Ge- und Verbote für (gerade hier im Genderzusammenhang interessant) ihr Sexual- und Eheleben auf, deren Rigidität über feministische Vorstellungen weit hinausgeht. Das ist zunächst mal weder totalitär noch kollektivistisch, sondern einfach eine Lehrmeinung.

Dementsprechend scheint sich ein großer Teil (oder alle?) der hiesigen Katholikenfans da auch nicht oder nur sehr eingeschränkt nach zu richten, und dann den Katholizismus als gesellschaftliche Gegenkraft sehr postiv zu finden. Dass etwa Ehe und Treue hochgehalten werden und Scheidungen verpönt sind, wirkt in unserer Gesellschaft durchaus sympathisch - tatsächlich aber ist die katholische Ehe unauflöslich (Hallo Max!). Auch Zimmermädchen im Bayrischen Hof durchzuvögeln, ist übrigens strikt untersagt. Wobei natürlich Menschen nun mal fehlerhaft sind und auch mal Sünden begehen können, das ist gar nicht der Punkt, nur: Stolz darauf sein, eine Sünde begangen zu haben, sollte eigentlich nicht gehen.

Frage: Warum können Max et al. diese Rosinenpickerei betreiben? Nun, doch wohl genau deshalb, weil die katholische Kirche hier politisch ein eher zahnloser Tiger geworden ist und ihre Regeln und Gebote deshalb niemandem aufzwingen kann.

Ich fürchte, in einem streng katholischen Staat sähe das ganz anders aus. Dazu ist noch nicht einmal unbedingt echter Machtmissbrauch der Kirche notwendig. Wenn streng katholisch orientierte Politiker Mehrheiten zusammenkriegen, werden sie auch ihre Moralvorstellungen in die Politik einbringen und zumindest teilweise in Gesetzesform gießen, ganz genau so, wie das heute feministisch verseuchte Politiker tun; und man kann es ihnen noch nicht einmal wirklich verdenken.

Und damit würde der Katholizismus zur totalitären und in der Folge auch kollektivistischen (individuelle Abweichungen sind strafbar) Ideologie; und ich würde diese totalitäre und kollektivistische Ideologie genauso heftig ablehnen und bekämpfen wie heute den Feminismus.

Dass das alles kein reines Hirngespinst ist, kann man übrigens zumindest vom Prinzip her an der Sexualgesetzgebung in Amiland sehen. Die geht zwar eher nicht auf den Katholizismus, sondern auf fundamentalistische protestantische Kirchen zurück, ich sehe aber keinerlei Grund zu der Annahme, dass das bei einem entsprechend machtvollen Katholizismus anders wäre. Auch bei uns liegt übrigens die Strafbarkeit von Ehebruch, "Kuppelei" und männlicher Homosexualität noch nicht soooo lange zurück (auch wenn es unfair wäre, da nun ausschließlich katholische Wurzeln für verantwortlich zu machen).

Parallelen in islamischen Staaten sind mehr als offensichtlich, und gewisse Parallelen gibt es eben auch in eher linksorientierten Gutmenschenrepubliken, wo Heilslehren wie "Anti"-Diskriminierung und Genderfaschsmus gesetzlich verordnet werden.

Um es noch einmal zu wiederholen, damit der Faden zum Ausgangsthema nicht verloren:

Fast jede ideologische oder religiöse Richtung, die zur Staatsdoktin wird, neigt zu totalitären und in der Folge dann auch kollektivistischen Zügen (die natürlich mehr oder weniger stark ausgeprägt sein können).

Deshalb frage ich Dich, Foxi: Bist Du wirklich 100%ig überzeugt davon, dass beim Thema Feminismus das Schlagwort "Kollektivismus" derzentraler Obergriff sein muss?

Gruß Ralf

PS:

@Max: Nimm es bitte nicht als persönlichen Angriff, dass ich für obige Beispiele gerade Dich rausgepickt habe. Das lag irgendwo nahe, und ich kann mich dabei auf konkrete Postings von Dir beziehen, ohne die Gefahr, Verdächtigungen und Unterstellungen aufgesessen zu sein. Da ich die zugrundeliegenden katholischen Vorstellungen ohnehin nicht teile, haben die Beispiele für mich auch nichts per se Negatives oder Beleidigendes an sich - ich kann Dir schließlich schlecht vorwerfen, von katholischen Moralvorstellungen abzuweichen, da ich das selbst permanent tue.

--
*** Ich bin doch nicht genderblödgestreamt! ***


gesamter Thread:

 

powered by my little forum