Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Naja, aber ...

Garfield, Monday, 07.10.2002, 20:40 (vor 8466 Tagen) @ Penthesilea

Als Antwort auf: Re: Naja, aber ... von Penthesilea am 04. Oktober 2002 13:56:48:

Sag mal, Penthesilea,

das alles kann doch nicht dein Ernst sein? :-)

Entweder willst du uns hier nur veräppeln, oder du bist so ca. 13 Jahre alt und hast gerade deine erste "Emma" gelesen. Anders kann ich mir solch weltfremde Ansichten nicht erklären.

"Prostituierte und Pornodarstellerinnen üben diese Tätigkeit nicht freiwillig aus."

Wie ich sehe, hast du meinen Rat noch nicht befolgt. Du solltest dich wirklich mal mit einigen Prostituierten oder mit anderen Frauen, die im Sexgeschäft tätig sind, unterhalten. Dann würdest du nämlich sehr schnell merken, daß die überwiegende Mehrheit von ihnen ihren Job sehr wohl freiwillig ausübt. Und zwar meist deshalb, weil sie anders kaum so einfach soviel Geld verdienen können.

Es soll zwar Fälle geben, in denen vor allem Ausländerinnen auch hier in Deutschland zur Prostitution gezwungen werden. Aber das ist eher selten, bekanntlich strafbar und wird auch entsprechend verfolgt.

"Sie sind Opfer des Patriarchats..."

Was, bitteschön, verstehst du unter einem Patriarchat?

Ich verstehe darunter die Herrschaft des Mannes. Wir hätten in Deutschland ein Patriarchat,

wenn es als normal gelten würde, daß eine Frau ihren Mann finanziell zu versorgen hat, wenn er dies wünscht,

wenn einem Mann jederzeit das Recht zugestanden werden würde, aus seinem Beruf auszusteigen und sich nur noch um Kindererziehung und Haushalt zu kümmern, während eine Frau, die dasselbe tut, als faule Drückebergerin angesehen werden würde, die sich auf Kosten ihres Mannes ein schönes Leben macht,

wenn jeder Mann das Recht hätte, seine Frau jederzeit unter Mitnahme der Kinder zu verlassen und sie dann dazu verpflichtet wäre, weiterhin finanziell für seinen Lebensunterhalt zu sorgen, und zwar auch dann, wenn er bereits mit einer anderen Frau zusammen lebt, und auch dann, wenn er die Ehe durch sein eigenes Fehlverhalten (z.B. durch Fremdgehen) zerstört hat,

wenn alles, was Frauen tun, grundsätzlich als ihr persönliches Freizeitvergnügen abgewertet werden würde,

wenn gleichzeitig alles, was Männer tun, grundsätzlich als heroische Großtat betrachtet werden würde,

wenn Frauen zu Zwangsdiensten verpflichtet wären, während Männer sich ganz ohne Verpflichtungen voll ihrer beruflichen Ausbildung widmen könnten,

wenn Männer Bücher veröffentlichen würden, in denen offen zum Massenmord an Frauen aufgerufen wird,

wenn diese Bücher überall gedruckt werden würden und es da keinerlei juristische Konsequenzen gäbe, obwohl sie eindeutig volksverhetzend und faschistisch sind,

wenn Männer, die solche geisteskranken Autoren und ihre Bücher weiter empfehlen, in der Gesellschaft höchstes Ansehen genießen und mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt werden würden,

wenn Frauen oder auch Männer, die Bücher gegen solchen Schwachsinn veröffentlichen wollen, mit allen Mitteln - also auch mit Drohungen und Gewalttaten - daran gehindert werden würden,

wenn es Bibliotheken und andere öffentliche Einrichtungen gäbe, die auch Frauen mit ihren Steuergeldern finanzieren dürften, zu denen sie aber unter Angabe von fadenscheinigen Begründungen keinen Zutritt hätten,

wenn es Jungen-Spielplätze gäbe, die für Mädchen verboten wären,

wenn der Staat Milliarden-Summen für Männer-Projekte ausgeben würde und so gut wie nichts für Frauen-Projekte,

wenn 90% aller Obdachlosen weiblich wären und sich die wenigen Projekte gegen Obdachlosigkeit zumeist trotzdem ausschließlich an Männer richten würden,

wenn das Durchschnittsalter von Frauen deutlich unter dem der Männer läge, wenn der Forschungsstand beispielsweise bei Brustkrebs mangels Forschungsgeldern 20 Jahre hinter dem Forschungsstand bei Prostatakrebs hinterher hinken würde und trotzdem davon die Rede wäre, daß Frauen in der Medizin ja bevorzugt werden würden,

wenn es als "in und trendy" gelten würde, Frauen bei jeder sich bietenden Gelegenheit unflätig als Schweine, notorische Fremdgängerinnen usw. zu beschimpfen, während jede Äußerung, die Männer irgendwie in schlechtem Licht darstellt, sofort als männerfeindlich und diskriminierend bezeichnet werden würde,

wenn ein Mann, der sich eine Striptease-Show ansieht, als stark und selbstbewußt gelten, während eine Frau, die sich eine Striptease-Show ansieht, als primitive Hohlbirne angesehen werden würde,

wenn der prozentuale Anteil von Männern unter Spitzenpolitikern deutlich höher wäre als ihr prozentualer Anteil unter den Mitgliedern der Parteien, Männer also definitiv in der Politik bessere Aufstiegschancen hätten und nur deshalb so gering in höheren Ämtern vertreten wären, weil die Mehrheit der Männer zum einen kein Interesse an politischer Betätigung zeigen und zum anderen auch noch weibliche Kandidaten bei Wahlen bevorzugen würde und trotzdem ständig die Rede davon wäre, daß Frauen die Männer nicht in die Politik lassen würden,

wenn es im Berufsleben ähnlich aussehen würde und es deshalb nicht nur in der Politik, sondern auch im öffentlichen Dienst Männerquoten gäbe, die das Geschlecht zum wesentlichen Kriterium für die Vergabe von Stellen machen und überall beibehalten werden würden, obwohl sie definitiv dem Grundgesetz widersprechen, und wenn Frauen dadurch bei Einstellungen massiv benachteiligt werden würden,

wenn Männer darüber hinaus auch noch fordern würden, solche Männerquoten überall einzuführen,

wenn Männer unter Berücksichtigung des Berufes, der Qualifikation, der Berufserfahrung, des allgemeinen Lohnniveaus am Arbeitsort, der Wochenarbeitszeit, der geleisteten Überstunden usw. unter gleichen Bedingungen im Durchschnitt geringfügig mehr verdienen würden als Frauen und trotzdem ständig die Rede davon wäre, daß Frauen ja grundsätzlich mehr verdienen würden und daß Männer immer unterbezahlt wären,

wenn ein Mann jederzeit aus privaten Gründen nur noch halbtags arbeiten könnte, während Frauen mit diesem Wunsch überall auf Unverständnis stoßen würden und darüberhinaus oft als Alleinverdienerinnen auf Vollzeitarbeit angewiesen wären und somit gar nicht auf Teilzeit arbeiten könnten,

wenn man den Frauen dann trotzdem vorwerfen würde, daß sie nicht auf Halbzeit arbeiten wollen und sich vor der Verantwortung für die Familie drücken würden,

wenn ein Mann seine Frau jederzeit schlagen und sich dann, wenn sie ihn deshalb anzeigt, einfach mit der Behauptung aus der Affäre ziehen könnte, daß sie ihn geschlagen und er sich ja nur verteidigt hätte,

wenn eine Frau in so einer Situation unschuldig als Schlägerin ihrer eigenen Wohnung verwiesen und sogar noch vor Gericht landen könnte, weil Polizei und Justiz ihrem Mann mehr glauben als ihr,

wenn eine Frau, die von ihrem Mann regelmäßig mißhandelt wird, fast nirgends eine Zufluchtsstätte hätte, während es für Männer in derselben Situation überall Männerhäuser gäbe,

wenn immer wieder die Rede davon wäre, daß Frauen ja von Natur aus Vergewaltigerinnen wären und daß man sie deshalb grundsätzlich als potenzielle Gewalttäterinnen in einer DNA-Datenbank erfassen müsse,

wenn gleichzeitig ignoriert werden würde, daß in Deutschland mehr Kinder von ihren Vätern umgebracht werden als von Frauen und da auf einmal niemand davon reden würde, alle Männer in einer DNA-Datenbank zu erfassen,

wenn an den Schulen vorrangig Fächer behandelt werden würden, die Jungen mehr liegen als Mädchen, wenn es vorwiegend männliches Lehrpersonal gäbe und der Unterricht somit vorwiegend auf die Talente von Jungen ausgerichtet wäre, während die Mädchen weniger Möglichkeiten hätten, ihre spezielle Talente anzuwenden und zu entwickeln,

wenn deshalb mehr Jungen als Mädchen Abitur machen würden und gleichzeitig mehr Mädchen als Jungen Sonderschulen besuchen müßten,

wenn man ständig von einer Überlegenheit des männlichen Geschlechts reden und das schlechtere Abschneiden der Mädchen in den Schulen als weiteren Beweis dafür bezeichnen würde,

wenn es trotzdem noch spezielle Förderprojekte für Mädchen gäbe und sie auch eher Studienplätze finden würden als Jungen,

wenn man sogar soweit gehen würde, fadenscheinige und medizinisch offensichtlich unsinnige Behauptungen aufzustellen, nur um die Überlegenheit des männlichen Gehirns "nachzuweisen",

wenn es in Deutschland ein Männerministerium gäbe, aber kein Frauenministerium,

wenn zu Hause vorwiegend die Männer bestimmen würden, wie die Wohnung eingerichtet wird, wofür Geld ausgegeben wird, wo Wäsche zu liegen hat und wo nicht, welches Auto gekauft wird usw.,

wenn das alles so wäre, dann hätten wir in Deutschland ein Patriarchat.

Wenn man sich aber unsere real existierende Gesellschaft ansieht, wird man schnell feststellen, daß genau das Gegenteil zutrifft. Und was ist das Gegenteil vom Patriarchat?

Ansonsten weiß ich nicht so recht, was ich zu deinen etwas wirren Ausführungen noch schreiben soll. Ich geb dir nochmal einen Rat (obwohl ich weiß, daß du ihn noch nicht verstehen wirst, aber in ein paar Jahren weißt du vielleicht, was ich meine):

Vergiß solche dümmlichen Schlagworte wie "patriarchalische Ausbeutergesellschaft", "bürgerlicher Individualismus" usw. Bevor du irgendwelche Meinungen aus Büchern und Zeitschriften einfach übernimmst, sieh dir mal das reale Leben an und lerne vor allem daraus. Das ist natürlich schwieriger, als fremde Meinungen einfach zu übernehmen, ohne sie jemals zu hinterfragen. Aber nur tote oder schlafende Fische schwimmen mit dem Strom!

Wie ist es mit dir? Bist du tot, oder schläfst du nur?

Fragende Grüße
von Garfield


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