Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Naja, aber ...

Garfield, Tuesday, 01.10.2002, 19:03 (vor 8472 Tagen) @ nn

Als Antwort auf: Naja, aber ... von nn am 01. Oktober 2002 14:54:01:

Hallo nn!

Scheint so, daß du einer unserer eher romantischen Zeitgenossen bist. Das ist ja auch völlig in Ordnung, aber es gibt eben nun einmal Menschen, die weniger romantisch sind. Für die eben guter Sex wichtiger ist als eine tiefe emotionale Bindung oder das Gefühl gegenseitigen Verstehens. Oder die eine emotionale Bindung vor allem über Sex aufbauen und nicht über Gespräche.

Die Menschen sind nun mal nicht alle gleich, und das ist noch niemals so gewesen. Du scheinst das Gefühl zu haben, daß ideelle Werte in unserer Welt immer weniger gefragt sind, oder verstehe ich dich da falsch?

Ich denke, es scheint nur so. Die Medien walzen nun einmal manche Dinge besonders aus, um die Neugierde der Menschen zu wecken. Aber ich glaube nicht, daß das die Ansichten der gesamten Bevölkerung widerspiegelt. Für die Medien ist es doch schon ein großer Erfolg, wenn sie z.B. mit einer Talk-Show 20% der Zuschauer erreichen. 20% sind aber keine Mehrheit!

Natürlich besteht die Gefahr, daß Menschen von den Medien beeinflusst werden, und tatsächlich geschieht das ja auch. Aber da die Medien dazu neigen, Dinge, die gerade "in und trendy" sind, besonders auszuwalzen, erreichen sie letztendlich häufig den entgegengesetzten Effekt, nämlich, daß das irgendwann einfach niemand mehr sehen, hören oder lesen möchte.

"Nur, daß etwas in der Natur vorkommt, heißt nicht, daß es auch richtig ist. Menschsein bedeutet auch, die Entscheidung zu haben, Entscheidung über was man tut und wie man es tut."

Das ist ein ganz wesentlicher Punkt. Um zu entscheiden, ob das, was man tut, richtig oder falsch ist, benötigt man eine Norm. Nur wer legt diese Norm fest? Manchmal ergibt sich diese Norm ganz selbstverständlich. Es ist ganz klar und logisch, daß es nicht okay ist, jemanden grundlos zu töten, nur weil man vielleicht krankerweise gerade Lust dazu hat.

Wie ist das aber mit Dingen, die niemand anderem wirklich schaden? Pornos sind dafür ein gutes Beispiel. Wenn sich jemand zu Hause einen Porno ansieht, schadet er oder sie damit niemandem. Es gibt natürlich selbsternannte Moral-Apostel, die das ganz furchtbar finden. Aber wieso? Sie müssen sich ja keine Pornos ansehen, wenn sie das nicht möchten.

Menschen, die Pornos nicht gern sehen oder sie aber zumindest nicht sonderlich interessant finden, werden sich in der Regel maximal aus Neugierde mal sowas ansehen. Oder sie lassen mangels Interesse ganz die Finger davon. Somit können sie damit rein logisch gesehen auch gar kein Problem bekommen.

Menschen, die Pornos mögen, werden dagegen früher oder später anfangen, sie mehr oder weniger regelmäßig zu sehen. Aber nicht, weil sie durch das Ansehen der Pornos "pornosüchtig" geworden sind, sondern weil das einfach ihren Interessen entspricht. Sie sind eben anders gestrickt als du oder ich, aber müssen sie deshalb schlechter sein?

Und genauso ist das auch bei anderen Dingen.

"Statt dessen beurteilen sich die Leute nach dem, was ihnen als wichtig vorgebetet wird. Das beschränkt sich auf Äußerlichkeiten, und genauso lieben sie auch (und haben Sex). Ich denke, daß durch das vermittelte Bild auch die Menschen geprägt werden."

Das mag sein. Aber deshalb mußt du persönlich das ja nicht mitmachen! Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom... Und irgendwann wirst du hoffentlich auch mal eine passende Partnerin finden, denn nicht alle Frauen sind so oberflächlich!

"Ich denke nicht, daß Pornofilme die Ursache allen Übels sind. Ich denke, sie sind sichtbare Zeichen eines Übels, und insofern würde das Verbieten derselben wenig am geist ändern. - Aber es denkt ja auch kaum jemand ernstlich daran, denn heute wird auch das Entfernen eines Tumors als Beschneidung der individuellen Freiheit gewertet."

Aber das alles sind eben keine neuen Symptome unserer Zeit! Es war schon immer so. Nur mit dem Unterschied, daß die Menschen früher keine sexuellen Handlungen per Foto oder Film festhalten konnten. Dafür haben sie so etwas eben per Zeichnung festgehalten. Es gab auch Theaterstücke mit sexuellen Handlungen (auch zwischen Menschen und Tieren), die öffentlich aufgeführt wurden. Und nicht nur das: In römischen und byzantinischen Arenen gab es Aufführungen, in denen Menschen zur öffentlichen Unterhaltung vergewaltigt, gefoltert und getötet wurden. Das war echt hammerhart und stellte selbst die heutigen verbotenen Gewaltpornos weit in den Schatten. Die römische Kaiserin Messalina soll ganz begeistert von solchen Aufführungen gewesen sein und dabei öffentlich masturbiert haben.

So gesehen ist doch wenigstens eine positive Weiterentwicklung erkennbar, oder? :-)

Freundliche Grüße
von Garfield!


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