Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Gedanken

Garfield, Wednesday, 02.10.2002, 13:31 (vor 8471 Tagen) @ Jolanda

Als Antwort auf: Re: Gedanken von Jolanda am 01. Oktober 2002 14:19:51:

Hallo Jolanda!

Ich finde ja auch nicht, daß manche Dinge gut sind, nur weil sie schon immer so waren.

Man muß aber auch bedenken, daß es in der menschlichen Natur offensichtlich auch negative Seiten gibt. Und ich bezweifle sehr, daß man die in den Griff kriegt, indem man versucht, sie totzuschweigen und alles, was damit zusammenhängt, tabuisiert.

Damit erreicht man nämlich eher das Gegenteil. Schon oft wurde versucht, die Menschen per Gesetz dazu zu zwingen, etwas Negatives zu unterlassen oder etwas Positives zu tun. Diese Versuche sind immer kläglich gescheitert.

Ein Beispiel dafür ist die Prohibition in den USA. Es wird geschätzt, daß dort niemals soviel Alkohol verbraucht wurde wie in der Prohibitionszeit. Durch das Alkoholverbot wurde Alkohol ganz offensichtlich für die Menschen noch interessanter. Während man vorher einfach nur zum Vergnügen ausging und dabei vielleicht ab und zu mal ein Gläschen trank, ging man nun ganz bewußt in Lokale, die illegal Alkohol verkauften. Das war "in und trendy", und man ging ganz bewußt dorthin, um Alkohol zu konsumieren.

Ein weiterer negativer Effekt der Prohibition war, daß kriminelle Organisationen dadurch eine prima Einnahmequelle bekamen, dadurch größer und mächtiger wurden und dann auch auf anderen Gebieten der Kriminalität stärker aktiv wurden als zuvor.

Außerdem ist ja jeder Mensch anders. Dich stört offenbar, daß in Pornos Sex ohne Emotionen dargestellt wird. Und daß Menschen dadurch negativ beeinflusst werden könnten.

Natürlich gibt es Menschen, die keine tiefen Emotionen haben. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Pornos so etwas verursachen können. Die Ursachen liegen dann in der Regel ganz woanders. Ein Beispiel:

Ich kannte mal eine Frau, in deren Leben es folgendermaßen aussah: Sie war geschieden. Sie hatte mit ihrem Ex-Mann einen Sohn, der bei seinem Vater lebte. Sie schien auch kein großes Interesse daran zu haben, ihn ständig bei sich zu haben. Sie meinte mal, daß sie ihm doch sowieso nichts bieten könne. Sie lebte in einer kleinen Sozialwohnung von Sozialhilfe. Sie ging gern aus und nahm sich dann oft Männer mit nach Hause, mit denen sie manchmal auch für Geld schlief. Sie kassierte aber eigentlich nur, weil sie finanziell ja nicht so gut dastand. Sonst hätte sie auch umsonst mit den Männern geschlafen. Schließlich traf sie sich regelmäßig mit zwei Männern. Die beiden wußten voneinander. Sie sagte ihnen, daß sie sich momentan nicht für einen von ihnen entscheiden könne und auch keine feste Beziehung möchte. Für beide Männer war das keine dauerhaft akzeptable Situation, also drängten sie beide sie dazu, sich endlich zu entscheiden. Das tat sie dann auch. Sie machte mit einem der beiden Schluß und blieb mit dem anderen zusammen. Nach einigen Wochen traf sie sich aber wieder heimlich mit dem anderen. Mir gegenüber begründete sie das damit, daß er so einen geilen langen Schwanz hätte. Ihr Partner wußte davon natürlich nichts und glaubte jetzt daran, mit ihr ein gemeinsames Leben aufbauen zu können. Er sagte dann auch bald, daß er gern ein Kind mit ihr hätte. Sie wollte das auch und tat fortan alles, um schwanger zu werden. Mir sagte sie, daß sie am zukünftigen Vater des Kindes eigentlich gar nicht sonderlich interessiert wäre, daß sie aber schon gern noch ein Kind hätte...

Diese Frau hatte keinerlei tiefere Gefühle für die Männer, mit denen sie Sex hatte. Das hatte aber einen Grund. Sie war nämlich nicht immer so.

Als Teenager hat sie sich in einen Mann verliebt und ist auch mit ihm zusammen gekommen. Sie lebten mehrere Jahre glücklich zusammen und sie hat ihn wirklich geliebt. Sie ist in der Zeit auch niemals fremdgegangen.

Sie waren beide Motorrad-Fans. Eines Tages waren sie wieder gemeinsam mit dem Motorrad unterwegs und hatten einen schweren Unfall. Sie hatte Glück und wurde nur leicht verletzt. Ihr Partner aber brach sich das Genick und ist noch am Unfallort buchstäblich in ihren Armen gestorben.

Das war für sie so ein schockierendes und einschneidendes Erlebnis, daß an diesem Tag wirklich ein Teil von ihr zusammen mit ihrem Partner gestorben ist. Deshalb konnte sie danach für keinen anderen Mann mehr tiefere Emotionen entwickeln. Sie hat mir auch mal erzählt, daß sie nach diesem Unfall niemals mehr einen Mann geküßt hat. Auch nicht ihren späteren Ehemann.

Es gibt natürlich auch Menschen, die von Natur aus keine tiefen Emotionen haben und vor allem an Sex interessiert sind.

Aber ich kann mir absolut nicht vorstellen, daß Pornos Menschen in der Hinsicht beeinflussen können. Den meisten Pornokonsumenten ist sehr wohl bewußt, daß solche Filmchen nichts mit dem realen Leben zu tun haben. Aber gerade das ist es ja vielleicht, was viele Menschen daran so interessant finden.

Thema Talkshows: Wer da auftritt, ist selbst schuld. Im übrigen kann ich das Theater schon lange nicht mehr sehen. In den USA ist es ja noch extremer. Da brüllen sich die Talkshow-Gäste nicht nur an, sondern prügeln sich teilweise auch noch. Da zeitversetzt fast alles aus den USA hierher schwappt, wird das hier wohl auch bald so kommen.

Natürlich ist das übel, aber mir ist das egal. Wenn nicht meine Verlobte ab und zu mal eine Talkshow sehen würde, würde ich davon gar nichts mitbekommen. Ich seh das einfach so: Niemand wird gezwungen, dort aufzutreten. Vielleicht kommt es ab und zu vor, daß Leute unter irgendeinem Vorwand dahin gelockt werden oder daß man sie überraschend mit Personen konfrontiert, mit denen sie nicht gerechnet haben. Aber auch dann steht es jedem frei, sofort zu gehen. Niemand muß sich da niedermachen lassen.

Und es wird auch niemand dazu gezwungen, sich so einen Schwachsinn anzusehen.

Was würdest du denn dagegen tun wollen? Sowas verbieten? Dann leben die Menschen ihre negativen Bedürfnisse eben anders aus. Dann bespitzeln sie z.B. die Nachbarn, verklagen sie aus nichtigen Gründen usw. Da finde ich es doch immerhin noch besser, wenn sie sich stattdessen vor dem Fernseher auf so primitive Weise amüsieren. Jedem das seine...

"Klar, die Kirche sah die Frau als "Sündenpfuhl", verdorben und sexbesessen und schmutzig. Darüber gibt es massenhaft Literatur."

Jain. Das Klischee der Frau als ewige sexuelle Verführerin muß älter sein als die christlichen und jüdischen Religionen. Sonst würde es nicht schon in der Bibel auftauchen. Und an vielen Klischees ist etwas Wahres... :-) Tatsächlich habe ich schon häufig erlebt, daß Frauen stärker an Sex interessiert sind und offenbar auch häufiger daran denken als Männer. Wenn mal jemand eine anzügliche Bemerkung macht, sind es meist die Frauen, die das zuerst verstehen, während die Männer häufig eine Weile brauchen, um auf den sexuellen Hintergedanken der Bemerkung zu kommen.

Da die Kirche dann bald alles Sexuelle als Sünde gebrandmarkt hat und Sex nur noch als Mittel zur Kinderzeugung, also als notwendiges Übel betrachtet wurde, wurden auch die Frauen zunehmend als Sünderinnen angesehen.

Dazu kam noch, daß katholische Würdenträger es nicht immer so genau mit dem Zöllibat nahmen. Wenn das dann mal herauskam, mußten sie sich ja irgendwie herausreden. Dann waren natürlich nicht sie selbst daran schuld, sondern die bösen, sündigen Frauen, die sie gegen ihren Willen zum Sex verführt hatten...

Und diese Dogmen der Kirche, die Sex als Sünde brandmarkten, wirken in unserer Kultur bis heute nach. Genau deshalb empfinden auch heute noch viele Menschen hierzulande alles, was mit Sex zusammen hängt, als peinlich oder sogar als schmutzig. Deshalb soll Sex nur heimlich und womöglich noch im Dunkeln durchgeführt werden. Und deshalb reagieren manche Menschen eben auch allergisch auf Pornos.

Freundliche Grüße
von Garfield


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