Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Schönheitswettbewerb

Beatrix, Sunday, 08.09.2002, 03:26 (vor 8495 Tagen) @ elwu

Als Antwort auf: Re: Nachtrag: Pornographie von elwu am 06. September 2002 15:45:34:

Hi elwu!

Glaubst Du, 2 8jährige Buben hätten einen Kalender voller männlicher Schönheiten auch so analysiert?

Kaum. Jungs sind da meist einige Jahre hinterher, was so Äusserlichkeiten betrifft.

Das scheint mir weniger mit der allg. Entwicklung zusammenzuhängen, sondern mehr damit, daß ihnen weniger als den Mädchen beigebracht wird, den eigenen Körper und den von Geschlechtgenossen zu beurteilen. Die männliche Haut wird weniger zu Markte getragen. Kleine Mädchen dagegen lernen schon sehr früh, daß
- sie v.a. durch ihr äußeres Erscheinungsbild Wert haben
- ihr Wert steigt, wenn sie dem gängigen Schönheitsideal entsprechen
- sie auch das Äußere anderer weiblicher Wesen beurteilen dürfen und sollen
- all das letzlich dazu dient, einem männlichen Wesen zu gefallen
- die Männer es sind, die letztlich den Schiedsrichter machen
(ist ja sogar ein uralter Mythos, man denke nur an das Urteil des Paris.)

Kennst Du irgendein junges Mädchen, das mit seinem Körper und seinem äußeren Erscheinungsbild 100%ig zufrieden ist? Ich nicht.

Männer haben sich dagegen die letzten 2 Jahrhundert ein Uniformen und Anzügen versteckt, haben aufgehört, sich zu schmücken und zu pflegen. Deshalb mußten Frauen lernen, auf andere Dinge zu achten als Äußerlichkeiten, denn es wurde ihnen ja wenig geboten. Für die Männer mag es ein Segen gewesen sein, daß sie sich zumindest an dieser Konkurrenz, der um die Schönheit, kaum beteiligen mußten und in der Hinsicht recht frei waren.

Trotzdem begrüße ich die Entwicklung, daß inzwischen auch bei männlichen Wesen wieder verstärkt auf das Äußere geachtet wird. Man sieht wieder viel mehr Männer mit guter Figur, und die Jugendlichen achten sehr auf Kleidung und Frisur und stehen womöglich genau so lange vorm Spiegel wie ihre Freundinnen. Es werden auch mehr Gesundheitsmagazine und Schönheitsprodukte für Männer verkauft.

Ich begrüße es, weil ich natürlich auch gern schöne Männer ansehen mag.
Aber mich beunruhigt es, wenn ich sehe, daß seitdem die Eßstörungen, ein bis dahin rein weibliches Krankheitsymptom, auch bei Jungen zunehmen. Ebenso die Unzufriedenheit mit dem Körper bei Erwachsenen, die Depressionen, die Suchterkrankungen, die Angst vor Nähe. Die steigen alle an.
Das spricht ja alles sehr dagegen, dem Äußeren ein solchen Wert beizumessen. Andererseits ist es einfach schön, zu sehen und gesehen zu werden, zu locken und zu verführen. Auf beiden Seiten.

Es ist eine schwierige Gratwanderung.
Ich hoffe, sie wird irgendwann gelungen, ohne daß wir ständig vom Rand runterpurzeln. ;-)

ciao
Beatrix


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