Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Sozialpädagogen und Feminismus

Chato, Tuesday, 27.03.2007, 23:17 (vor 6841 Tagen) @ Paul

Ich stimme dir in diesem konkreten Fall 100%ig zu. Aber nicht, weil es "natürlich" ist,
sondern weil man einfach aufgrund der Faktenlage - die du ja selbst schon angerissen hast -
einfach weiß, daß es einem Kleinkind nicht gut tut, frühestmöglich (sagen wir mal: vor dem
3. Lebensjahr) in Fremdbetreuung abgeschoben zu werden. Es ist einfach schädlich für das
Kind - und deswegen ist so ein Verhalten genauso zu verurteilen, wie beispielsweise in
Gegenwart von Kindern zu rauchen. Dazu kann ich aber das ganze Gerede von der
"natürlichen Ordnung" usw. aussen vor lassen. In diesen - und anderen - sinnvollen, logisch
nachvollziehbaren Fällen braucht man sie nämlich als Argumentationskrücke nicht; dafür
lässt sie sich aber leider immer dann, wenn keine anderen Argumente vorhanden sind, für
die Rechtfertigung irrwitzigster Vorstellungen und Ideologien missbrauchen.

Doch, Paul, wir Menschen brauchen eine klare Anschauung davon, was die Natur des Menschen ist. Warum? Wenn "das ganze Gerede von der 'natürlichen Ordnung' außen vor gelassen" wird, kommt nämlich sofort das Gerede von der dem Menschen "zumutbaren Unnatürlichkeit" auf! Es wird also sofort und unvermeidlich zu einer Frage der jeweils herrschenden Ideologie, wieviel Naturwidrigkeit ein Mensch aushält, sobald das Bestreiten der dem Menschen innewohnenden Natur, die ihn ja gerade vor solchen ideologischen Übergriffen schützt, zur herrschenden Ideologie wird. Genau das ist doch die wesentliche Bedingunung dafür, ihn überhaupt erst den Einflüssen von Ideologen preiszugeben!

Die gegenwärtige Einführung kollektivistischer Kinderdeponien ist bloß ein neuerliches, weiteres Beispiel für die notorische Anfälligkeit gegenüber opportunistischer Unvernunft aufgrund rücksichtsloser Partikularinteressen. "Faktenlagen" lassen sich halt fallweise und bei Bedarf lautstark bestreiten oder als vermeintlich "irrelevant" ignorieren, wie man immer wieder sieht, wenn es erst bloß die Möglichkeit dafür gibt. Der Mensch hat eben nicht von sich aus eine Ethik, sondern wenn er meint und findet, er bräuchte im Moment gerade mal keine, dann hat er bekanntlich auch gerade keine oder benennt kaltschnäuzig Unvernunft in Vernunft um, Barbarei in Humanität, Versklavung in Freiheit, Krieg in Frieden, Unwissenheit in Stärke...

Um uns davor zu schützen, ist das Beharren auf unserer unveräußerlichen Menschennatur, die als solche jeglichen Einschränkungs- und Relativierungserwägungen entzogen ist, absolut unverzichtbar und der tragende Dachbalken der Menschenrechte. Natürlich ließe sich aufgrund der intrinsischen Geneigtheit - besser gesucht: Sucht - des Menschen zur hemmungslosen Lüge und zur skrupellosen Gewissenlosigkeit auch aus der Kategorie der "natürlichen Ordnung" (wie aus allem Gedachten eben!) eine Ideologie machen. Aber davon war hier erstens ausdrücklich nicht die Rede gewesen, zweitens ist es mit Sicherheit nicht eine uns etwa gerade besonders bedrohende Gefahr und drittens wäre es, wenn so etwas denn tatsächlich auftauchte, mit eben dem o.a. Argument, daß gedachte Ordnungen nun mal keine natürlichen sein können, ebenso bestreiten, wie den gegenwärtige Wahnsinn.

Dein Vorwurf gegen eine angeblich drohende "Ideologie der natürlichen Ordnung" ist deshalb völlig an den Haaren herbeigezogen, nicht nur, weil es diese Ideologie nicht gibt, sondern weil deine Besorgnis, was sich damit angeblich alles begründen ließe, geradezu verdeckt, daß in unserer heutigen, menschengemachten, künstlichen "Sub-Welt" all das, was deiner Behauptung nach mit dem Anerkennen der Natur des Menschen dem Menschen angeblich drohe, Wirklichkeit geworden ist - und die Rechtfertigung dafür in eben jenem ideologischen Bestreiten seiner Natur besteht - weswegen du also auf die "natürliche Ordnung" üblerweise überträgst, was sie gerade ausschließt: "Rechtfertigung irrwitzigster Vorstellungen und Ideologien".

Wenn das mal keine total verdrehte Ideologie ist!

Nick


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