Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Deutsche Feministinnen

Silvain, Saturday, 14.05.2005, 00:54 (vor 7519 Tagen) @ Fragezeichen

Als Antwort auf: Re: Deutsche Feministinnen von Fragezeichen am 13. Mai 2005 15:24:

Es war dennoch Deine Wahl. Du hättest auch nach einem anderen Job suchen können.

Vielleicht solltest du erstmal Hintergründe kennen, bevor du deine leichtfertigen berühmten Spekulationen abgibst. Woher willst du wissen, was ich während dieser Zeit gemacht habe? Wie wahrscheinlich ist es wohl, dass man ohne zu versuchen sich zu verbessern einen Job tätigt, den man nicht ausüben möchte? Aber dazu müsste man sich ja Gedanken machen, was dir freilich fremd ist.

Aber ich will dich nicht dumm sterben lassen. Selbstverständlich habe ich mich nach dem Zivildienst andauernd beworben, um dieser NICHT selbst gewählten Situation entkommen zu können. Nur leider war mir dabei kein Glück beschienen. Vor dem Zivildienst hätte es sowieso keinen Sinn gehabt.

Du gehst davon aus, dass es immer die Wahl des Mannes sei, was für eine Ausbildung er macht. Das ist es sehr oft aber nicht. Ich kenne viele junge Männer, die gerne eine kaufmännische Lehre machen würden, aber keinen Platz bekomme und deshalb stattdessen im Handwerk oder technischen Bereich lernen und froh sind, überhaupt einen Platz zu bekommen. Und bevor dir der Gedanke kommt: Nein, das sind keine Menschen mit Haupt- oder Sonderschulabschluss. Und spätestens dann, wenn ein Kind zu versorgen ist, stellt sich ihnen ohnehin nicht mehr die Frage, was sie selber wollen.

Tja, wenn sie da keine Stelle kriegen, sollten sie sich mal fragen, woran das liegt. Die Rechtschreibung vieler männlicher Absolventen selbst nach Höherer Handelsschule ist oft noch schlechter als die von weiblichen. Wenn ich eine Bewerbung mit Fehlern bekomme und eine ohne, nehme ich die von dem Bewerber ohne Fehler. Das ist doch klar, oder? Die Frauen sind da meistens ein kleines bisschen besser.

Erläutere mir doch mal bitte die konkrete Faktenlage, aufgrund derer du zu dem Schluss kommst, dass Menschen, die du überhaupt nicht kennst, ja nur deshalb keine Stelle bekommen haben, weil sie Rechtschreibschwächen gehabt hätten. Und ich meine jetzt wirklich Fakten und nicht deine übliche Argumentation à la "Ich kenne da wen, der hat gehört dass...". Ich habe vor meiner Ausbildung ebenfalls Höhere Handelsschule absolviert und kann mich nicht erinnern, dass es da in punkto Rechtschreibung zwischen den Geschlechtern solch signifikante Unterschiede gegeben hätte, dass sich daraus eine geschlechtertypische Rechtschreibschwäche hätte ableiten lassen. Das liegt letztlich immer am Menschen samt dessen Background und nicht am Geschlecht.

Aber das werden solche Sexistinnen wie du nie verstehen.

Dann heisst es Geld ranschaffen. Selbstverwirklichung gibt es nur für Frauen.
Das ist dumme Polemik, die zudem unwahr ist. Denn sobald Kinder da sind, gibt es auch für Frauen keine Selbstverwirklichung mehr.

Das Interessante an dieser Polemik ist allerdings, dass laufend gefordert wird, dass Frauen Kinder bekommen, Karriere machen und sich selbstverwirklichen können, während automatisch unterstellt wird, der Arbeitsdruck des Mannes sei bereits Selbstverwirklichung.

Was glaubst du wohl, wie oft es Polizisten/-innen oder Mitarbeitern in Nervenheilanstalten passiert, dass sie tätlich angegriffen werden? Dass im Krankenhaus bei Patienten auch solche sind, die nicht immer umgänglich sind sollte den Krankenschwestern vorher klar gewesen sein. Und den meisten ist es das auch. Es gibt etliche andere Berufsgruppen, die diese Probleme ebenfalls haben, stellenweise noch ausgeprägter. Psychisch daran verenden tun aber die wenigsten.

Tja, gelegentlich kann es auch so sein, dass Du als Krankenschwester keine andere Arbeit kriegst als die in einer psychischen Klinik. Wenn das für Dich als Argument gilt - warum lässt Du das da nicht gelten?

Für die Ausübung ihres Berufes in einer Psychiatrie benötigt die Krankenschwester in der Regel eine entsprechende Fachweiterbildung FR Psychatrie. Und du willst mir sicherlich nicht erzählen wollen, dass diese Weiterbildung labilen Krankenschwestern "aufgezwungen" wird, oder?

Arbeiten ausführen dürfen, weil ja schließlich der Mann angeblich mehr Kraft hat.

Mag sein, aber warum hast Du Dir als Zivi keine Stelle bei "Essen auf Rädern" gesucht? Dass Du da was heben musstest, wusstest Du auch schon vorher... (Du merkst, Deine Argumentation steht auf tönernen Füssen).

Keinesfalls. Das einzige, was hier auf tönernen Füssen steht ist dein Wissen über den Zivildienst. Mit Ausnahme von Essen auf Rädern kann man sich nicht für bestimmte Einsatzmöglichkeiten bewerben sondern für Institute. Wenn jemand sich bei einem Krankenhaus als Zivi bewirbt, hat er keinen Einfluss darauf, ob er innerhalb der Klinik im Pflegebereich oder dienstleistendem Bereich (Essen- und Patiententransport) eingeteilt wird - das dazu. Aber bei mir war das ohnehin ohne Belang. Ich habe mich gezielt bei einem Altenheim beworben, gerade weil ich wusste, dass dort Arbeit zu verrichten war, die ich nicht gut finden würde. Ich wollte diese 13 Monate nutzen, um neue Erfahrungen zu machen und das war dort gegeben. Dass ich die Arbeit am Ende nicht sonderlich toll fand, ist eine andere Sache. Allerdings war diese Arbeit immer noch wesentlich angenehmer als den Industriejob, den ich danach auszuüben hatte.

Aber wenn ich mir etwas als Beruf aussuche und weiss, dass ich für eine solche Arbeit zu schwach bin, sollte ich vielleicht besser über Alternativen nachdenken. Das kannst du niemandem als "Diskriminierung der Frau" oder "Sonderbelastung für Frauen" verkaufen. Bauarbeiter fühlen sich auch nicht deswegen diskriminiert, weil sie tagtäglich schwere Zementsäcke schleppen müssen, weil sie wissen, dass das nunmal zu ihrem Beruf gehört.

Ich habe nur behauptet, dass typische Frauenberufe auch ihre Härten haben. Du behauptest steif und fest das Gegenteil. Da liegen unserer Differenzen, oder?

Nicht nur dort. Ich bezweifle nicht, dass Frauenberufe "ihre Härten" haben, aber du vergleichst diese Berufe hier mit Männerjobs, bei denen Gesundheit zerstört wird und gegebenenfalls im Falle der sogenannten "Todesberufe" ein extrem hohes Risiko besteht dabei zu sterben. Im übrigen sind deine Krankenschwestern das "Schwerste" was du als Frauenjob ausgegraben hast. Aber gerade dort bleibt festzustellen, dass es Krankenpfleger gibt, die wenigstens die gleiche Arbeit ausüben. Ganz im Gegensatz zu den "Männerjobs", wo überhaupt keine Frauen tätig sind.

Und noch etwas. Der Beruf der Krankenschwester/des Krankenpflegers hat in der Tat diverse Härten. Aber die bestehen vor allem in der Arbeitszeit und der Arbeitsorganisation. Und wenn deine "Altenpflegerinnen" denn überhaupt existieren, hätten sie dir vor allem das sagen müssen. Das ist nämlich der Hauptkritikpunkt an diesem Job bzw. an der gesamten Branche. Aber das lässt sich natürlich nicht für den Feminismus verwerten, weils Mann wie Frau gleichermassen trifft, nicht wahr?

Argument gar nicht erst gelten? Ohne die Zivis würde die Altenpflege zusammenbrechen. Da kannst du rumorakeln und von noch so vielen "befreundeten Altenpflegerinnen"

berichten wie du willst.
Stimmt nicht. Mit freiwilligen für das Freiwillige Soziale Jahr, die keine Stelle kriegen, könnte man die Lücken füllen. Deswegen bin ich ja auch gegen Wehr- und Zivildienst.

Och, man "könnte" diese Lücken mit sehr vielem füllen, auch mit 1-Euro Jobs und ähnlichen Maßnahmen. Aber weder dieses soziale Jahr noch das andere ist Fakt, weil der Zwangsdienst nachwievor aktuell ist. Und solange das so ist, würde die Altenpflege ohne Zivis zusammenbrechen.

Zumal gerade die köperlich anstrengenden Arbeiten gerne an Zivis und Pfleger weiterdelegiert werden, weil sie dafür ja schliesslich Männer seien. Ich habe meinen Zivildienst in einem Altenheim abgeleistet und selbstverständlich habe ich die obige Palette an Tätigkeiten alle ausgeübt. Ich fand diese Arbeit aber weder körperlich so anstrengend wie meinen damaligen Arbeitsplatz noch psychisch belastender als die Mobberei in heutigen "Bürojobs".

Ist nicht richtig. Wenn dem so wäre - warum diese körperlichen Probleme bei vielen Altenpflegerinnen?

Der Umstand, dass Altenpflegerinnen physische Probleme haben, führt noch lange nicht zu dem Beweis, dass die Behauptung, ein Industriejob führe zu größeren physischen Problemen, nicht richtig sei. Genau genommen konnte ich das nichtmal überprüfen, weil in diesem Job keine Frauen gearbeitet haben. Und solange sich Frauen erfolgreich um solche anstrengenden Jobs drücken, werden wir wohl auch nicht herausfinden, was von Beidem sie anstrengender finden.

bis 50 arbeiten können, da ausgebrannt. Und der Witz dabei: Diese Männer hatten alle überdurchschnittliche Abschlüsse. Aber im Büro ist jede noch so schlechte Frau eher gefragt gewesen als ein Mann. Warum?

Tja, da müssen sie eben nicht überzeugend gewesen sein in ihrer Arbeit. Denn Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass jemand nur übernommen wird, weil er einem bestimmten Geschlecht angehört?

Es überrascht mich doch immer wieder, wie du hier wie wild herumorakelst, nur um nicht die Möglichkeit zuzulassen, dass sie aufgrund ihres Geschlechtes aussortiert wurden. Und wie so oft in diesem Forum zeigt sich hier dein zutiefst männerfeindliches Weltbild: Wenn Männer irgendwo nicht weiterkommen, dann "waren sie nicht überzeugend" oder "hatten sie Rechtschreibschwächen". Wenn Frauen irgendwo nicht weiterkommen, werden sie selbstverständlich unterdrückt und diskriminiert ("gläserne Decke"). Mit einem solchen Diskussionsstil erwartest du nicht wirklich, ernst genommen zu werden oder?

Aber zurück zur Sache. Da ich wusste, dass solch ein tumbes Klischee wieder kommt, habe ich dir eine Information vorenthalten. Eine von diesen ehemaligen Mitauszubildenden hatte später einen Posten im Personalwesen. Und daher wusste ich sehr genau, warum meine Bewerbungen und die der anderen Jungs abgelehnt wurden. Sie wurden abgelehnt, weil man im Büro und vor allem im Sekretariat Frauen haben wollte. Das nicht zwangsläufig deswegen, weil man Frauen bevorzugen wollte. Aber man wollte diese Frauen vor allem nicht in der Produktion haben, weil man ihnen nicht zutraute, die harte Arbeit dort zu bewältigen.

Also eigentlich recht frauenfeindlich, müsste jede Feministin aufschreien. Ironischerweise setzte sich das dortige Frauenbüro aber nicht etwa dafür ein, dieses Vorurteil aufzulösen. Nein, patriarchalische Struktur und Feminismus arbeiteten hier Hand in Hand, indem man auch die Frauen überredet hat dort wegzugehen, die dort gar nicht wegwollten, und gleichzeitig gefordert hat, dass die Männer gefälligst im qualifizierten Segment mehr Posten für die Frauen freizumachen hätten. Das ist die hässliche Fratze des Feminismus: Rosinenpickerei. Die anstrengenden und harten Jobs durften dann die Männer machen - sowohl weil das Unternehmen es nur ihnen zutraute als auch weil die Feministinnen in der Firma den Männern nur die schlechten Jobs zuschanzen und die guten wegnehmen wollten.

Und diese Realität bewegt sich doch meilenweit von deiner Spekulation weg, nach der die Männer selbst dran schuld waren, nicht wahr?

Ich bin vom heutigen Feminismus nichts anderes als Lügen und Halbwissen gewohnt und letzteres bestätigst du in deinen Aussagen immer wieder. Im Gegensatz zu dir berichte ich von selbst Erlebtem und nicht von Aussagen anderer, die dann als Fakten verkauft werden sollen.

Du bist in einer Ideologie gefangen. Merkst Du das eigentlich noch?

Eine Feministin will mir vorwerfen, ich sei in einer Ideologie gefangen - man soll es kaum glauben. Nun, wir alle laufen Gefahr von einer Beschwerde über Nachteile in einen ideologischen Prozess zu rutschen. Der Unterschied zwischen mir und dir ist nur, dass ich meine Argumentation entweder auf belegbare Fakten oder auf Selbsterfahrung gründe. Und eben nicht auf irgendwelche Bekannte, die dies oder jenes gesagt haben oder auch nicht oder Spekulationen, in denen immer wieder dein eigener Sexismus durchkommt. Das, meine Beste, unterscheidet uns gravierend.

In Anbetracht der Tatsache dass du "Menschen wie mich" überhaupt nicht kennst, ist mir dieses unqualifizierte Elaborat kein weiteres Statement wert.

Ich kenne Menschen wie Dich. Die meisten hier im Forum sind Dir sehr ähnlich, was Deine Argumentationsweise angeht.

Du weisst überhaupt nichts. Aber allein der Umstand, dass du glaubst, Menschen dadurch zu kennen, indem du deren Texte liest, sagt viel über deine geistige Reife aus. Und damit automatisch auch sehr viel über das Selbstbild, das du hier von dir zum Besten gegeben hast.

Ich kann über deine Person nämlich überhaupt nichts aussagen. Das einzige was ich weiss ist, dass irgendjemand vor irgendeinem Computer sitzt und als "Fragezeichen" provokante Texte schreibt. Ob dieser jemand wirklich eine Frau ist oder nicht oder obs ein Mann ist, der absichtlich männerfeindlich und feministisch schreibt wie ein gewisser Elefantentreiber, entzieht sich meiner Kenntnis.

Darüber solltest du vielleicht mal nachdenken.

Gruss,
Silvain


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