Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Deutsche Feministinnen

East Bay Ray, Sunday, 08.05.2005, 05:20 (vor 7525 Tagen) @ Xenia

Als Antwort auf: Re: Deutsche Feministinnen von Xenia am 07. Mai 2005 13:48:

Ach Schätzken,

Genau das ist doch der Punkt! Ich begreife nicht, wie man darüber hinweggehen kan, es springt einem doch geradezu ins Auge! Wahlrecht ist ein Machtinstrument, ...

Du und ich, wir haben das Wahlrecht. Aber welche "Macht" haben wir denn dadurch? Wir alle dürfen alle vier Jahre mal unsere Stimme abgeben und danach haben wir nichts mehr zu sagen. Außer natürlich unsere Abgeordneten (oder AbgeordnetInnen? ;-) )! Um mal ein aktuelles Beispiel zu nennen: dürfen wir (das Volk der Deutschen) die Europäische Verfassung ablehnen? - Nein, das dürfen wir nicht. Die Entscheidung hierrüber fällt eine verschwindend geringe Minderheit von Menschen, die wir mit unserem "Machtinstrument" legitimiert haben!

Und ja natürlich gehörten zur herrschenden Klasse auch Frauen - darum ists doch so auffällig, dass Frauen nicht wählen durften, nichtmal diese Frauen durften es.

Ist es so auffällig oder war es so auffällig. Heute jedenfalls dürfen Frauen wählen. Augenscheinlich möchtest Du hier (wieder mal) längst nicht mehr existente Zustände als brandaktuell verkaufen.

Warum durfte eine bestimmte soziale Schicht nicht wählen? Weil die herrschende Klasse keine Macht abgeben wollte, weil sie wusste, dass die unteren sozialen Schichten eine größere Masse darstellten und also die Machtverhältnisse umkehren könnten. Mit anderen Worten: aus Gründen der Stabilisierung einer hierarchisch gewachsenen Gesellschaft.

Lustigerweise lehnt Angela Merkel (eine Frau!) plebeszitäre Elemente in der politischen Entscheidungsfindung rigoros ab. Sie sagte mal, daß politische Entscheidungen nicht einfach nur durch ein "Ja oder Nein" gefällt werden können. Du siehst also, daß auch die Frauen aus der herrschenden Klasse nicht das geringste Intresse daran haben, etwas von ihrer Macht abzugeben.

Und warum durften nun die Frauen nicht wählen? War das eine Entschluß, so wie: also diesmal lassen wir die Weiber aber nich mitmachen. Nein , eben nicht, Frauen durften nicht wählen, aufgrund ihres Geschlechtes, weil man ihr Geschlecht für... schlichtweg unmündig hielt. Sie waren kein Teil, dem zugetraut wurde, Entscheidungen für die Gemeinschaft zu fällen.

Anscheinend hielt man aber auch die Männer der unteren sozialen Schichten für unmündig. Sie waren sozusagen gleichberechtigt mit den Frauen der unteren sozialen Schichten. Auch den Männern wurde nicht zugetraut, Entscheidungen für die Gemeinschaft zu fällen.

Genauso wie es Tradition hatte, dass die herrschende Klasse auch die herrschende bleiben wollte. Merkwürdig, wenns um solche Sachen geht wie die Auseianndersetzung der sozialen Schichten, siehts jeder gleich ein hier... wenn man aber mal gründlicher darüber nachdenkt, weswegen Frauen nicht wählen durften, wird sofort abgewehrt, das sei nur ein marginales Problem gewesen.

Wenn "Die Feministinnen" (gemeint ist die politische Partei) an der Macht wären, würde sich an diesem System auch nichts ändern. Diejenigen Frauen, die sich mit dem parteipolitischen Kurs nicht identifizieren können würden von den "Feministinnen" genauso als unmündig abgekanzelt werden wie allgemein die Männer.

<i/>Aber wie ich schonmal sagte, dazu braucht man vielleicht auch einfach eine entsprechende Ausbildung.[/i]

Hast Du eine solche?

Xenia

Andreas


gesamter Thread:

 

powered by my little forum