Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Deutsche Feministinnen

Garfield, Monday, 09.05.2005, 13:19 (vor 7523 Tagen) @ Xenia

Als Antwort auf: Re: Deutsche Feministinnen von Xenia am 07. Mai 2005 13:48:

Hallo Xenia!

"Nein , eben nicht, Frauen durften nicht wählen, aufgrund ihres Geschlechtes, weil man ihr Geschlecht für... schlichtweg unmündig hielt."

Aha, Xenia, soweit bist du nun wenigstens schon gekommen. Nun denk aber mal weiter:

Woran lag es denn wohl, daß viele Menschen Frauen für unmündig hielten?

Die Antwort findest du beispielsweise, wenn du heute eine typische Frauenzeitschrift aufschlägst. Findest du da Artikel über Politik? Oder über wissenschaftliche Themen (und damit meine ich keine Werbeseiten für neue, sensationelle Diät-Wundermittel!)?

Du wirst da nichts dergleichen finden. Stattdessen findest du dort seitenweise Klatsch und Tratsch, Mode- und Kosmetik-Tipps usw.

Ist es nun so, daß diese Zeitschriften von Männern gemacht werden, die glauben, daß Frauen ja eh keine weiteren Interessen haben? Nein, diese Zeitschriften werden sogar häufig überwiegend von Frauen gemacht. Und die Themen in diesen Zeitschriften werden so gewählt, weil die Masse der Frauen genau das lesen möchte und weil sich nur so hohe Auflagen erzielen lassen.

Und früher war das ganz genauso. Viele Frauen interessierten sich einfach nicht für Politik, und so konnte sich dann eben leicht die Meinung heraus bilden, daß Frauen davon nichts verstehen und somit auch nicht bei politischen Fragen mitreden wollen/müssen/dürfen/können/sollen. Übrigens war diese Meinung keineswegs nur unter Männern verbreitet, sondern sehr wohl auch unter Frauen. Viele Frauen langweilten politische Themen einfach. Das war ja auch einer der Gründe, wieso Männer Clubs gründeten, in denen sie unter sich waren und dort eben auch über Politik diskutieren konnten. Mit ihren Frauen konnten sie das nämlich häufig nicht.

So war es überhaupt kein Wunder, daß viele Menschen (und eben sehr wohl auch Frauen) Politik grundsätzlich für Männersache hielten. Und daß man das dann als willkommenen Anlaß nahm, um den Kreis der Wahlberechtigten weiter einzuschränken.

Die Frauen aus den höheren Schichten wären beim Wahlrecht für die Mächtigen kein Problem gewesen, da hast du völlig recht. Es ging um die vielen Frauen aus den niederen Schichten. Auch den Männern aus diesen Schichten hat man das Wahlrecht ja nur widerwillig zugestanden und es oft so weit wie möglich eingeschränkt. Das konnte man so natürlich nicht offen sagen, und so schob man offiziell andere Gründe vor. Z.B. eben, daß Menschen mit hohem Einkommen ja auch mehr Steuern zahlen würden und ihre Stimmen somit bei einem Klassenwahlrecht mehr Gewicht haben müßten. Und bei Frauen eben die weit verbreitete Ansicht, daß Frauen ja eh kein Interesse an Politik hätten. Nach dieser Logik mußte man dann aber auch sämtliche Frauen vom Wahlrecht ausschließen.

Die eher wenigen Frauen, die sich tatsächlich doch für Politik interessierten, mußten dann darunter leiden. Das kann man aber nicht nur den Männern der damaligen Zeit anlasten, sondern genauso sehr auch den Frauen, die diese Klischees durch ihr Verhalten oft ganz wesentlich mitbestimmt haben.

Freundliche Grüße
von Garfield



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