Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re:

Andreas (d.a.), Sunday, 24.04.2005, 17:33 (vor 7533 Tagen) @ CnndrBrbr

Als Antwort auf: Re: von CnndrBrbr am 24. April 2005 12:12:

Hallo.

Ein schöner Satz eines Mannes, der auch immer recht hat: Mit dem Zitat "Gott würfelt nicht" hat sich sogar Einstein als Physiker total verhauen.

Ist es Dir irgendwie möglich, beim Thema zu bleiben?

z.B. selbständige Lebensfähigkeit.

Da Du auf präzisere Definitionen lieber zu verzichten scheinst, muss ich nachfragen: Verstehst Du unter "selbstständiger Lebensfähigkeit" a) die extrauterine Überlebensfähigkeit oder b) die Unabhängigkeit gegenüber anderen Menschen?

Der Zeitpunkt der extrakorporale Überlebensfähigkeit ist primär vom medizinischen Können und technischer Ausstattung des Arztes abhängig. Eine Frühgeburt hat heute weitaus bessere Chancen als vor einem Jahrhundert, bei uns mehr als z.B. in Ländern der Dritten Welt. Schon von daher ist dieser Zeitpunkt nicht bestimmbar und kein Argument. - Er ist aber auch deshalb kein Kriterium, weil eine Veränderung der Umgebungsbedingungen nicht das Wesen des Menschen ändern. Ein Mensch ist auch dann noch ein Mensch, wenn die Bedingungen der Umwelt es ihm effektiv unmöglich machen, darin zu überleben. Bleibt die Frage, warum das nun für ein Kind vor der Geburt anders sein sollte? Es befindet sich während der Schwangerschaft genau da, wo es seiner Entwicklung nach sein muss. Wie der natürliche Gang der embryonalen Entwicklung, mithin also das "Menschsein" selbst, als Argument für die Tötung des Kindes herhalten soll, musst Du erklären!

Im Übrigen zeigt die Praxis der In-vitro-Fertilisation, dass Embryonen mehrere Tage ausserhalb des Mutterleibs überlebensfähig sind. Gemäß obiger Auffassung müsste diesem Entwicklungsstadium also Schutz zustehen, den sie nach der Widereinsetzung in die Gebärmutter verlieren würden. Paradox?

Bliebe die Lesweise der "Abhängigkeit von anderen Menschen": Diese betrifft jedoch nicht nur das ungeborene, sondern auch noch eine ganze Weile das neugeborene Kind. Und nicht nur das; sie tritt während des gesamten Lebens auf, sei es die vorübergehende oder auch dauerhafte Abhängigkeit von Apparaten bei Krankheit, von Pflegenden im Alter ... Nein - wirklich kein Argument.

In welcher Bedeutung verwendest Du "Menschwerdung"?

Ich verwende den Begriff "Menschwerdung" nicht. Zumindest nicht in Bezug auf die individuelle Entwicklung eines Menschen.

Der Prozeß dauert ein dreiviertel Jahr, und beginnt mit einem Einzeller, und endet mit einem fertigen Menschen von ca. 3kg und unabhängigem Stoffwechsel.

Dieser "Prozess" dauert das gesamte Leben; "Menschseins" nach Zellzahl oder Kilogramm bemessen zu wollen, zielt unweigerlich auch auf alle anderen Menschen. Im übrigen sind auch bereits während der Schwangerschaft Mutter und Kind völlig verschiedene Individuen: Jede kindliche Zelle unterscheidet sich genetisch von denen der Mutter, das Kind hat ein eigenes Immunsystem, Geschlecht und Blutgruppe können verschieden sein usw. Die suggerierte "Einheit" zwischen Mutter und Kind ist so nicht gegeben: Sie sind verschiedene Menschen. (Im übrigen wäre diese "Einheit" kein Argument für die Abtreibung: Das Verbot, diese "Einheit" gedanklich zu spalten, soll "Rechtfertigung" sein, es dann mit dem Messer zu tun?!)

Solange Du den Schöpfungsprozeß nicht leistest, wäre es blödsinnig, Dir Verfügungsgewalt darüber zu geben.

Was Du hier euphemistisch mit "Verfügungsgewalt" bezeichnest, ist de facto die staatlich unterstützte Möglichkeit, das Kind (vorgeburtlich) zu töten. - But you're missing the point: Die Berechtigung zum Töten steht niemandem zu!

(Es gibt zudem einige Untersuchungen darüber, dass gerade die de-facto-Legalität der Abtreibung es den Männern oder anderen Angehörigen bedeutend leichter macht, Frauen zur Abtreibung zu nötigen. - Im übrigen ist die Abtreibungsproblematik keine Frage eines Geschlechterkonflikts, auch wenn es von einigen immer wieder dazu instrumentalisiert werden soll: Dazu engagieren sich einfach zu viele Frauen in der Lebensschutzbewegung! Hier geht es um die grundsätzliche Frage des Stellenwerts des Lebens selbst, dessen Wert in unserer Gesellschaft als geringer geschätzt wird als die Freiheit Stärkerer von Konsequenzen ihres Handelns.)

Andreas


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