Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Gedanken 2

Garfield, Friday, 11.10.2002, 19:28 (vor 8462 Tagen) @ Doc

Als Antwort auf: Re: Gedanken 2 von Doc am 11. Oktober 2002 14:08:04:

Hallo Doc!

"Kein Mann hätte jedoch zugegeben, diese Arbeit weniger gut verrichten zu können. Man muß da immer die implizite Bewertung im Hinterkopf behalten. "Das ist nur was für Frauen" war abwertend (unter der Würde eines Mannes), "das ist nur was für Männer", war aufwertend (das kann eine Frau ja gar nicht)."

Aber wieso war das so? Lag das vielleicht vor allem auch daran, daß Frauen Männer bevorzugen, zu denen sie aufschauen können? Und daß sie deshalb auch bestrebt waren und sind, die Leistungen ihrer Männer insbesondere anderen Frauen gegenüber aufzuwerten? Und daß Männer umgekehrt bestrebt waren, den Frauen gegenüber geistige Überlegenheit hervorzukehren, weil sie wußten, daß die Frauen genau das von ihnen erwarten?

"Wie das die Frauen gesehen haben mochten, spielt dabei übrigens keine Rolle, denn sie hatten offiziell nun mal nichts zu sagen. Wahlrecht gab´s ja auch erst in unserem Jahrhundert."

Die Mehrheit der Männer hatte allerdings in früheren Zeiten politisch genauso wenig zu sagen. Allgemeine Wahlen gibt es doch erst seit Ende des 18. Jahrhunderts, und in vielen Ländern gab es zunächst ein Klassenwahlrecht, das den meisten Männern nur sehr eingeschränkte Mitbestimmungs-Möglichkeiten einräumte. Häufig fanden Wahlen obendrein auch noch grundsätzlich an Werktagen statt, so daß vor allem Fabrikarbeiter gar nicht zur Wahl gehen konnten. Männer in Deutschland haben genau wie Frauen erst 1918 das volle Wahlrecht bekommen.

"Um der Hausfrau den Herd schmackhaft zu machen, schreibt man auch mal so was. Wobei ich zu beachten gebe, daß die Hausfrau mit der berufstätigen Frau verglichen wird."

Es wird aber in vielen Zeitschriften oder Büchern aus dieser Zeit deutlich, daß Hausfrauen damals sehr wohl geachtet waren. Es waren erst Feministinnen, die dies nachhaltig geändert haben, indem sie begannen, Hausfrauen als hirnlose Sklavinnen des Patriarchats zu verunglimpfen.

Heute kommt natürlich noch hinzu, daß Hausarbeit durch zunehmende Technisierung immer einfacher wird. In früheren Zeiten hatten Hausfrauen viel umfangreichere Aufgaben als heute. Wäsche mußte mit der Hand gewaschen werden. Gebrauchsgegenstände wie Kleidung oder Möbel wurden nicht nur für ein paar Jahre oder Monate gekauft und dann weggeworfen - man behielt sie oft jahrzehntelang und mußte wissen, wie man ihren Gebrauchswert möglichst lange erhält. Und die Möbel hatten damals keine leicht abwaschbaren Kunststoffoberflächen. Es gab auch keine Mikrowellen und Fertiggerichte. Alles mußte per Hand gekocht und gewürzt werden. Es gab keine Krankenversicherung, so daß man für ärztliche Behandlung bezahlen mußte. Somit war es gut, wenn eine Hausfrau sich auch möglichst gut mit medizinischen Problemen auskannte. Aus all diesen Gründen mußte eine gute Hausfrau früher weit mehr wissen und können als heutzutage. Und viele Männer wußten es sehr wohl zu schätzen, wenn sie so eine Frau hatten.

"Wenn du mir dann jetzt noch erklärst, warum Männern die Kopfhaare ausfallen und Indianern gar kein Bart wächst..."

Das mit den Kopfhaaren ist einfach. Menschen wurden ja in früheren Zeiten nur 30-40 Jahre alt. Also haben die einzelnen Komponenten des menschlichen Körpers auch etwa eine Haltbarkeitsdauer von 30-40 Jahren. Mittlerweile werden die Menschen aufgrund der besseren Lebensumstände und der besseren medizinischen Versorgung etwa doppelt so alt. Und da erreicht eben das eine oder andere "Bauteil" schon mal noch zu Lebzeiten seine Haltbarkeitsgrenze. Da Männer und Frauen unterschiedliche Hormone haben, wirkt sich dies bei ihnen (zufällig) auch unterschiedlich aus.

Wenn Menschen schon früher grundsätzlich so alt geworden wären, dann würden Männern heute wohl frühestens im Alter zwischen 80 und 100 die Haare ausfallen. Aber früher wurde kaum jemand so alt, somit war es auch nicht notwendig, mit 70 noch alle Haare zu haben, und deshalb ist diese Notwendigkeit auch nie im menschlichen Körper festgelegt worden.

Das mit den Indianern ist eine gute Frage. Historiker gehen davon aus, daß sie aus Asien nach Amerika eingewandert sind, als es noch eine Verbindung zwischen Nordasien und Nordamerika gab. Die Frage ist nun, wo sie ursprünglich gelebt haben. Die Mitteleuropäer sind Nachfahren von Eiszeitmenschen, und deshalb haben Männer hierzulande auch immer noch einen relativ starken Bartwuchs. Die Vorfahren der Indianer jedoch müssen lange Zeit in wärmeren Gefilden gelebt haben, wo sie keinen Kälteschutz im Gesicht brauchten.

"Ich gebe zu, daß ich da noch etwas unsicher bin, inwieweit die Interessen direkt von Hormonen und einem andersartigen Gehirn abhängen, und inwieweit die biologischen Unterschiede Lebensumstände schufen, die wiederum die Interessen prägten."

Ich denke, es ist von beidem etwas dabei.

"Wobei das den Männern halt auch eine ganze Zeit lang nicht geheuer war. Tochter auf die Uni schicken? Neumodischer Unfug, sie soll lieber einen anständigen Kerl heiraten."

Ja, aber die Mütter sahen das oft ganz genauso. Dorothea Erxleben widmet in ihrem Buch ein Kapitel der Tatsache, daß gerade Frauen anderen Frauen Bildung oft mißgönnten und auch versuchten, gebildete Frauen schlecht zu machen und ihnen diverse negative Eigenschaften anzudichten.

"Wenn die Bevorzugung aufhört, werden die Bedingungen aber de facto schlechter. Aufgrund der Quote und dem zugleich mangelnden Interesse, reicht derzeit Interesse mit nur geringer bis keiner eigenen Leistung aus, um es aus dem Stand zu was zu bringen. Müßten die Frauen mit den Männern wieder konkurrieren, um zu lukrativen Positionen zu kommen, könnte das wieder abschreckend wirken."

Wirklich? Was bringt es denn, wenn man eine Frau regelrecht dazu überredet, z.B. Maschinenbau oder Elektrotechnik zu studieren? Wahrscheinlich wird sie sich in dem Beruf dann eh nicht wohl fühlen und irgendwann ohnehin das Handtuch werfen. In Umfragen geben Frauen immer wieder an, daß sie das Gefühl haben, daß der Feminismus ihr Leben nur kompliziert hätte.

Außerdem ist es kontraproduktiv, an eine bestimmte Gruppe von Menschen niedrigere Anforderungen zu stellen. Das führt letztendlich dazu, daß die Leistungsbereitschaft der so Bevorzugten sinkt, daß sie dann beruflich weniger erfolgreich sind und somit auch in ihrem Job häufiger frustriert sein werden.

"Banken, die sich blenden lassen, kriegen ganz schnell Probleme. Das sind keine Behörden oder öffentliche Institutionen, das sind gewinnorientierte Unternehmen."

Banken sind erstmal vor allem Groß-Unternehmen und also solche Behörden durchaus ähnlich. Es hat schon genügend Kredit-Skandale gegeben, die durch sorgfältige Überprüfung der Kreditwürdigkeit von Kunden vermeidbar gewesen wären. Wie damals die "Peanuts"-Sache der Deutschen Bank.

In Groß-Unternehmen laufen schon mal Dinge ab, die ganz und gar nicht den Grundsätzen von VWL-Lehrbüchern entsprechen. Da wird schon mal ein Auftrag an ein Unternehmen mit schlechterem und/oder teurerem Angebot vergeben, nur weil von dort Schmiergeld oder eine andere Zuwendung für einen leitenden Angestellten kam. Da wird schon mal eine Lieferung auf Rechnung nach Brasilien geschickt, obwohl die Buchhaltung davor warnt, daß auch die brasilianischen Banken mittlerweile häufig kein Geld mehr auszahlen - nur weil der Verkaufschef seine Bilanz aufbessern will und den Geschäftsführer dazu überredet hat, den Auftrag so trotzdem freizuzeichnen. Und wenn dann prompt kein Geld kommt, verbucht man einige Hunderttausend Euro eben schon mal als Verlust... Das macht ja nichts, denn das Unternehmen gehört einem ja nicht...

Vielleicht sind Banken mittlerweile auch bei weiblichen Unternehmensgründern vorsichtiger. Es ist ja ohnehin beschlossen, daß Kreditanträge in Zukunft strenger geprüft werden. Vor etwa einem Jahr war es aber so, daß viele der mit staatlicher Unterstützung gegründeten Frauen-Firmen pleite gingen.

"Da muß ich passen, dennoch frage ich vorsichtig: ist das wirklich so? Zahlen wären hier mal interessant."

Ich weiß auch nicht genau, wie es exakt im akademischen Bereich momentan aussieht. In anderen Bereichen erlebe ich aber immer wieder, daß Frauen sich keineswegs um verantwortungsvolle Positionen reißen oder sie sogar direkt ablehnen.

"Falls das Nudelholz auch schon im letzten Jahrhundert präsent war, so hat man es verschwiegen."

Ja, natürlich hat es kein Mann freiwillig zugegeben, wenn seine Frau zu Hause das Sagen hatte. Da hat er lieber nach außen hin den Super-Macho raushängen lassen...

"Frauen haben so viel mehr Möglichkeiten, ihrem Mann das Leben zur Hölle zu machen. Eine der schlimmsten ist das Schweigen."

Das ist richtig. Das Nudelholz ist ja auch eher ein Symbol.

"Was ich auch denke ist, daß Kinder zwar keine kleinen Erwachsenen sind, aber es mal werden, und daß sie wesentlich mehr verstehen und ertragen können, als man denkt. Wenn ich gerade daran denke, was das Jugendamt für einen Affentanz veranstaltet, um meine Kinder davor zu schützen, daß sie in einen "Loyalitätskonflikt" kommen oder daß sie nicht mehr wissen, "wohin sie gehören", wenn ich sie zu häufig besuche oder anrufe - oder gar über das Wochenende mitnehme. Oder was ich im pappa.com-Forum lese, wie Väter "loslassen" und "nachgeben" sollen, um der Kinder willen, damit die "zur Ruhe kommen"."

Das sehe ich auch so. Beim Jugendamt scheint es mir mittlerweile ohnehin auch mehr darum zu gehen, den Mitarbeitern dort ihre Posten zu sichern als wirklich im Interesse der Kinder zu handeln.

Freundliche Grüße
von Garfield


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