Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Gedanken 2

Jörg, Tuesday, 08.10.2002, 15:14 (vor 8465 Tagen) @ Doc

Als Antwort auf: Gedanken 2 von Doc am 08. Oktober 2002 00:48:17:

Hallo Doc!

Nur so als Gedankenfaden:
Traditionellerweise gibt es unter weniger kultivierten Leuten bei Meinungsverschiedenheiten ein paar aufs Maul und damit ist die Diskussion beendet.
Männer sind Frauen vom Körperbau und der Muskelmasse her physisch überlegen (Ehre der Ausnahme). Das hat folgende Konsequenzen:
Es verpflichtet den Mann bei seiner Ehre, Frauen nicht zu prügeln (Schwächere/Kleinere schlägt man nicht), bzw. sie sogar zu beschützen (Schwächere muß man gegen Stärkere beschützen).

Bei ersterem (Prügeln von Frauen) kommt nicht nur die Ehre des Mannes ins
Spiel, sondern zusätzlich auch noch der Gesetzgeber.

Es untermauert den Glauben, man könne Frauen nicht so viel zumuten. Sie sind zart, zerbrechlich, wenig belastbar, etc.
Schon seit David und Goliath (unsere Gesellschaft ist nun mal biblisch geprägt) ist der Kleinere, der gegen den Großen besteht, ein Held. Der Schwache ist der Gute, der Starke der Böse.

Interessante Analogie.

Was anderes: Frauen kriegen die Kinder, nicht die Männer. Das führt ganz zwangsläufig zum sogenannten klassischen Rollenverhältnis. Die Frau bleibt zuhause und kümmert sich darum, daß ihrem Bauchinhalt nichts zustößt, später gebiert sie, dann stillt sie. Was tut der Mann derweil? Er geht Nahrung beschaffen und feindliche Stammesmitglieder töten.

Jepp, sehe ich auch so. Die traditionelle Rollenverteilung ist nicht
patriarchal aufgedrückt worden (wie manche Femis es offenbar gerne hätten,
um ihre Opferprivilegien auszubauen), sondern vielmehr natürlich gewachsen.

Der Paradigmenwechsel beginnt im Prinzip in unserem Jahrhundert und hängt wohl mit vielen Faktoren zusammen. Meiner Ansicht nach hat die Philosophie große Fortschritte gemacht bzw. die verbesserte Schul- und sonstige Bildung und die Abkehr von Religionen dazu geführt, daß manche eingefahrenen Denkstrukturen aufgebrochen werden konnten. Die Erkenntnis, daß auch Frauen Menschen sind, setzt sich durch, ...

Hoppla, galten Frauen früher nicht als Menschen?

... und die Männer sind bereit, ihr Machtmonopol aufzugeben, weil sie in den Frauen keine Gegner, sondern Partner sehen.

Und was ist mit der Macht der Frauen (Erziehungsmacht, Sexmacht, Macht im
häuslichen Bereich im allgemeinen)?

Außerdem sehe ich die Gefahr, daß Frauen im Berufsleben nun durchaus auch
als Konkurrenz angesehen werden.

Vielen Dingen liegen gar nicht unvernünftige Gedanken zu Grunde.

Das ist zweifelsohne richtig.

So sollten mit der Unterhaltszahlerei Frauen, die von Männern verlassen werden, abgesichert werden. Die Frauenquote sollte einen Anreiz bieten, daß sich Frauen stärker in Berufen engagieren.

Allerdings: Schon die Frauenquote stellt einen künstlichen Eingriff dar.

Und da sie ja so zart und zerbrechlich sind, kam keiner auf die Idee, Frauenquoten im Bergbau zu errichten. Ebenso was die Wehrpflicht angeht.

Auf dem freien Schlachtfeld waren Frauen den Männern leistungsmäßig
unterlegen, daher kamen sie für das Militär gar nicht erst in Frage.
Abgesehen davon waren sie diejenigen, die durch ihre Gebärfähigkeit für den
Erhalt der jeweiligen Stammesgruppe oder Nation sorgten. Heute sieht das
jedoch anders aus. Das heutige Militär ist stark technisiert. Im Prinzip ist
es egal, ob z. B. ein Panzer von einem Mann oder einer Frau gefahren wird.

Wobei das schon in gewisser Weise eine Fehleinschätzung war. Politiker versuchen, sich mit immer neuen Vergünstigungen für Frauen bei selbigen beliebt zu machen, sie stellen ja einen nicht geringen Anteil der Wählerklientel.
[quote]Irgendwie habe ich den Eindruck, daß man den Zeitpunkt verpaßt hat, wann damit wieder aufzuhören ist.
[/quote]

Diesen Eindruck habe ich allerdings auch.

Und das könnte unter anderem daran liegen, daß viele Maßnahmen nicht den gewünschten Effekt brachten, und man daher annahm, man müsse diese Maßnahmen verstärken.

Richtig. Frei nach dem Motto "viel hilft viel".

Nehmen wir nur das Beispiel Frauen und Beruf. Frauen haben inzwischen ausgesprochene Vorteile gegenüber Männern, dennoch sind sie in zahlreichen Berufen unterrepräsentiert. Und woran liegt das? Die Frauen interessieren sich für diese Dinge einfach nicht.

Genau das Gleiche denke ich auch. Viele Frauen sehen ihre Lebenserfüllung
eben nicht darin, eine wer weiß wie tolle Karriere hinzulegen (und die damit
verbundenen Entbehrungen auf sich zu nehmen). Doch diese Erkenntnis ist den
Femis natürlich ein Dorn im Auge, da sich dann ihr Theoriegebäude von der
unterdrückten Frau im Patriarchat in Luft auflösen würde.

Denn die alten Rollenverteilungen sind immer noch in den Köpfen, ...

Meines Erachtens sind die Rollenverteilungen nicht nur in den Köpfen,
sondern auch in den Genen verankert. Mann und Frau sind allen medialen
Darstellungen zum Trotz nicht gleich, sondern sind durch unterschied-
liche Wesensmerkmale charakterisiert.

... und deshalb ist es nicht nur attraktiv, sondern auch relativ simpel, anstelle von harter Arbeit einen Mann zu finden, der die Frau versorgt, gegen die (im Gegensatz zu Job und Karriere weniger aufwendige) Gegenleistung Sex.

Nicht nur das: Der Faktor Sex sorgt auch dafür, daß Männer beliebig
manipulierbar werden (das dürfte auch der Grund dafür sein, warum im Islam
die Frauen nur verschleiert herumlaufen).

Diese Erkenntnis wurde verpaßt, stattdessen die Frauenquoten und Förderprogramme verstärkt.

Warum hat die Männerwelt hier bloß geschlafen?

Eine wie ich finde verheerende Sache war, bei der Ehescheidung das Schuldprinzip abzuschaffen. Vordergründig sehr vernünftig, denn beim Scheitern einer Beziehung jemandem die "Schuld" zu geben, ist problematisch. Der Denkfehler bei dieser Sache ist eigentlich der, daß hier von einer romantischen Betrachtungsweise einer Partnerschaft ausgegangen wird. Wo Liebe, da Partnerschaft, wo keine Liebe, da Partnerschaft unzumutbar. Dem stimme ich zwar zu, aber die Partnerschaft ist auch eine Wirtschaftsgemeinschaft, die auf einem Vertrag basiert. Meinetwegen soll man aus diesem Vertrag aussteigen können, wenn die Emotion nicht mehr da ist, aber wie bei allen anderen Verträgen auch müßte man dann die wirtschaftlichen Konsequenzen tragen. Aber so weit hat keiner gedacht. Die Folge: Scheidung wurde attraktiv. Ich bin mir sicher, der Gesetzgeber hat das nicht gewollt.

Auch wenn ich selbst glücklicherweise damit bisher nicht in Berührung
gekommen bin, ist die Abschaffung des Schuldprinzips bei einer Scheidung
sicher nicht unproblematisch. Da der Mann zumeist derjenige ist, der mehr
verdient (Frauen suchen sich oftmals einen Mann mit höherem Status und
Einkommen als sie selbst verdienen) ist er auch derjenige, der Unterhalt
bezahlt. Wenn wundert's da noch, daß unter diesen Bedingungen der Großteil
der Scheidungen von Frauen eingereicht wird?

Gruß, Jörg


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