Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Kann ich nicht nachvollziehen...

chrima, Friday, 10.06.2005, 06:47 (vor 7487 Tagen) @ Naismith

Als Antwort auf: Re: Kann ich nicht nachvollziehen... von Naismith am 09. Juni 2005 08:08:

Hallo Naismith,

auch von mir danke für deine offenen Worte. Dennoch erlaube ich mir einen gewissen Widerspruch.

ich habe teilweise bewußt provokant geschrieben. Da ist Widerspruch nichts was mann sich erlauben muss, sondern mann sollte ihn anbringen :-)

...Ganz so mechanisch "Scheidung + Feminismus = Tote Kinder" ist es eben nicht, ist ein verzweifelter Gedanke nicht der halbe Weg zum Mord.

Ich habe nicht behauptet, daß es einen mechanischen, quasi deterministischen Weg "Scheidung + Feminismus = Tote Kinder" gäbe. Das wäre zu einfach und es gäbe dann tatsächlich wesentlich mehr tote Scheidungs- und Trennungskinder.
Ich wollte denjenigen hier, die reflexartig den Vater als "krankes Arschloch" bezeichneten einfach mal einen kleinen Einblick geben was diesen Vater zu den Morden getrieben haben könnte.
Wie ich schon schrieb ist es für jemanden der es nicht erlebt hat schwer bis nicht nachzuvollziehen wie es ist ohnmächtig und hilflos mitansehen zu müssen wie einem die Existenz und vor allem die Identität als Vater und damit auch als Person zerstört wird.

Wie soll dieser Mechanismus auch funktionieren? Eine Demütigung hier, ein Gefühl der Ohnmacht da und schon fällt einem ein roter Schleier vor die Augen und wenn man wieder sieht, sind alle tot? - Das ist Hollywoodkitsch.

Es ist schon ein wenig mehr als nur eine Demütigung hier und ein Gefühl der Ohnmacht dort, was ein Vater in diesem Staat über sich ergehen lassen muß, wenn er die falsche zur Mutter gemacht hat. Da wird von allen Seiten auf Dich geschossen.

Ein letztes: Dürfen wir nur moralisch urteilen, wenn wir selbst schon in einer ähnlichen Situation waren? Darf nur ein Mörder einen Mörder beurteilen?
- Und bevor jetzt Antworten auf diese rethorischen Fragen kommen:

Es kommnt aber doch eine Antwort: Nein, natürlich nicht. Aber einen verzweifelten Vater vorschnell als "krankes Arschloch" zu bezeichnen, das hat nichts mit Moral zu tun.

Nein, natürlich nicht. Wir sind hier, diskutieren in diesem Forum und engagieren uns in der Männerbewegung aus ganz verschiedenen Motiven. Einige (mich eingeschlossen) aus Gründen der Moral. (Damit sei hier kein aufgeschriebener Kodex gemeint, der in seiner Absolutheit unmoralisch ist. Sondern ein Stachel im Gewissen, ein Gefühl der Empörung über die Ungerechtigkeit der wir Tag für Tag ausgesetzt sind.)

Und genau das ist mein Problem mit dem Begriff "Moral" in Verbindung mit Urteilen. Da Moral nicht klar definierbar ist, ist sie ein beliebig einsetzbares Mittel:
- Es gilt allgemein als unmoralisch Menschen zu töten, in Kriegszeiten aber werden hauptsächlich Männer genau für dieses ansonsten unmoralische Töten ausgezeichnet. Die "Moral" der Truppe steigt je effektiver der Gegner getötet wird, bei eigenen hohen Verlusten fällt sie.
- ai setzt sich zumindest den Statuten nach für die Einhaltung der Menschenrechte ein. Eine nach allgemeiner Einschätzung äußerst positive moralische Aufgabe. Hier im Forum finden sich einige, die die Arbeit von ai aufgrund der einseitigen Förderung von Frauenrechten moralisch verurteilen.

Ich bin überzeugt davon, dass jeder Mensch das Recht hat, frei und ohne Angst und Zwang und Gewalt zu leben. Das schließt Kinder ein!

Dieses Recht mag jeder Mensch haben. Doch leider haben die wenigsten Menschen die Möglichkeit sich auf dieses Recht zu berufen

Die Männerbewegung schadet sich nicht, wenn sie sich glasklar von Vätern distanziert, die, aus welchen Gründen auch immer, ihre Kinder umbringen. Im Gegenteil. Es macht unsere berechtigten Anliegen glaubhafter.

Ich denke es schadet der Männerbewegung nicht sich mit den Ursachen für derartige Kindesmorde zu beschäfftigen und diese Ursachen klar zu analysieren.
Für mich ist es ist keine Frage, daß mann sich von den Taten dieser Männer klar distanziert.
Dies heißt aber nicht, daß diese Väter von vornherein als kindermordende Unwesen abgestempelt werden sollten, irgendetwas hat sie zu ihrer Tat getrieben.
Nach meiner Einschätzung liegt ein wesentlicher Anteil der Tat in der Person des jeweiligen Täters. Aber auch die hier herrschenden gesellschaftlichen Strukturen stellen einen wesentlichen Anteil dar.
Praktisch kein Vater bringt seine Kinder einfach so zum Spaß ums Leben, selbst psychisch gestörte Väter nicht.
Wenn Väter aber im Trennungs- und Konfliktfall durch praktisch die gesamte Gesellschaft mit all ihren Machtmitteln auch noch so unter Druck gesetzt werden, daß die labilen unter ihnen meinen keinen anderen Ausweg mehr zu sehen als Mord (wohl die allerwenigsten) und Selbstmord (schon wesentlich mehr, das wird gern vergessen), dann ist es an der Gesellschaft diesen Druck von den Vätern zu nehmen.
Viele Grüße
chrima


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