Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Triebe, Gefühle und Entscheidungsfindung

susu, Sunday, 10.07.2005, 01:06 (vor 7457 Tagen) @ Andreas (d.a.)

Als Antwort auf: Re: Triebe, Gefühle und Entscheidungsfindung von Andreas (d.a.) am 09. Juli 2005 18:15:

Hallo Andreas

Entschuldige, diese kleinen "nies" in Argumenten machen mich immer etwas misstrauisch: Wer sagte das und wie hat er es bewiesen? Und - als philosophisch-erkenntnistheoretisches Dilemma - was wäre eine Reflexion, die in der Lage wäre, ihre Machtlosigkeit zu erkennen, nicht jedoch die Macht hätte, sich aufgrund dieser Reflexion gegen den "Trieb" zu entscheiden? Intellektueller Ballast irgendwie. Wäre Handlung tatsächlich nicht frei gestaltbar, sondern - durch Vergegenwärtigung eines antizipierten Gefühls - nur auf ein anderes, dabei vorgegebenes Ziel umlenkbar, gäbe es zudem die Probleme, 1. Entwicklungen (z.B. auch simple wissenschaftliche oder mathematische Neugier) und 2. den Sinn dieses Mechanismusses, der keine wirkliche Freiheit lässt, dabei aber auch nicht gegenwarts- und problembezogen ist, zu erklären.

Zu 2. läßt sich sagen, daß dieser Mechanismus keinen Sinn hat, das allerdings vorausschauendes Handeln einen reproduktiven Vorteil bedeutet. Zentral in diesem Punkt ist, daß jedem Wollen, ein Gefühl zu Grunde liegt.
Zu 1. wäre die Frage zu stellen, worin die Frage besteht. Neugierde ist auch ein Gefühl. Etwas verstehen zu wollen vieleicht der Entscheidendste Trieb für die Entwicklung der Kultur.

Unterschiedlich. Z.B. auf Idealen, von denen man mit Sicherheit selbst nicht profitieren wird: Ein Widerstandskämpfer, der sich auf eine Selbstmordmission begibt, hat bei realistischer Einschätzung der Lage nichts für sich zu gewinnen. Der Nutzen, den sein Selbstmordanschlag auf den Diktator vielleicht hat, betrifft nicht ihn, sondern andere (vielleicht nicht einmal konkrete, ihm bekannte Personen, weil die ja vielleicht alle bereits tot sind). Diese Entscheidung ist letztendlich abstrakt motiviert; sie betrifft auch ein Phänomen, für dass ich im Tierreich keine Entsprechung wüsste.

Worauf fußt die Entscheidung für bestimmte Ideale? Auf Gefühlen. Das Menschen auch gegenüber Abstaktionen Gefühle entwickeln läßt sich einfach durch die pure Existenz von Kunst belegen. Die Fähigkeit zu vorausschauendem Handeln ist nicht perfekt und führt auch zu falschen Hoffnungen. Der Selbstmordattentäter, der sich auf die soundsoviel Jungfrauen freut. Oder der christliche Märtyrer, der ewige Glückseligkeit an der Seite Gottes erwartet.

Aus diesem Grund z.B. würde ich zwischen Entscheidungen bei Tieren und Menschen nicht nur einen graduellen, sondern auch einen substantiellen Unterschied machen.

Ich nicht. Das Prinzip, daß ich erläutert habe, findet sich auch bie anderen Tieren. Es gibt einen berühmten Versuch mit Ratten. Man führt Ratten mit einem Timer Futterpellets in regelmäßigen Abständen zu. Die Tiere wiederholen was immer sie zum Zeitpunkt des ersten erscheinens eines Futterstückes gemacht haben. Schaltet man diesen Mechanismus ab, machen sie weiter, wobei sie um so länger ihr "Ritual" widerholen, je größer die Abstände der Futtergaben waren. Nimmt man statt des Timers einen Zufallsgenerator, hören sie nie auf. In Erwartung des Gefühls der Sättigung machen sie immer weiter.

susu


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