Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: nunja...

Garfield, Friday, 08.07.2005, 21:47 (vor 7458 Tagen) @ Andreas (d.a.)

Als Antwort auf: Re: nunja... von Andreas (d.a.) am 08. Juli 2005 15:00:

Hallo Andreas!

Was ich dabei nicht verstehe:

Bei Tieren ist es klar und offensichtlich, daß sie oft instinktgesteuert handeln.

Menschen stammen von Tieren ab - wie kommst du also darauf, daß sie nicht instinktiv handeln?

Natürlich haben Menschen einen Verstand, aber den haben Tiere auch. Auch Tiere sind durchaus lernfähig. Auch bei ihnen läuft keineswegs alles instinktiv.

Auch wenn der menschliche Verstand weiter entwickelt ist, gibt es auch für Menschen immer wieder Situationen, in denen sie mit Instinkten einfach besser fahren. In Gefahrensituationen setzt bei Menschen der Verstand häufig völlig aus. Sie handeln dann rein instinktiv, ohne nachzudenken. Das ist praktisch ein Notfallsystem, das es ermöglicht, sehr viel schneller zu reagieren als es mit vorherigem Überdenken der Situation möglich wäre.

Dieses Notfallsystem kann aber nicht nach dem Zufallsprinzip funktionieren. Gerade in Gefahrensituationen darf man ja nicht einfach irgendetwas tun, sondern man sollte möglichst das Richtige tun. Woher weiß man aber, was richtig ist, wenn man keine Zeit hat, darüber nachzudenken? Und genau dafür gibt es eben Instinkte, die sich über Jahrmillionen herausgebildet haben und uns sagen, wie wir uns in einer Gefahrensituation zu verhalten haben. Das ist nicht immer richtig, aber oft eben doch. Deshalb lohnt es sich, die Fehlerquote in Kauf zu nehmen um so im Notfall sehr schnelle Reaktionen zu ermöglichen.

Aber nicht nur dazu sind Instinkte da. Sie helfen uns auch dabei, Menschen zu beurteilen und überhaupt unsere Umwelt optimal wahrzunehmen. Das Gehirn wird nämlich ständig von diversen Reizen überflutet, die man unmöglich allesamt bewußt wahrnehmen kann. Deshalb muß auf niederer Ebene erst einmal das Wichtige vom Unwichtigen getrennt werden. Wenn du etwas wahrnimmst, worauf du dich vorher nicht bewußt konzentriert hast, dann nimmst du es nur deshalb wahr, weil dein Unterbewußtsein entschieden hat, daß diese Info für das Bewußtsein interessant sein könnte. Das Gehirn kann auch viele Reize einfach ausblenden, wenn man sich auf irgendetwas konzentriert. Als "Cocktailparty-Effekt" bezeichnet man beispielsweise die Situation, daß man in einer großen Menschenmenge inmitten unzähliger Gespräche nur die Worte einer einzelnen Person hören kann und alle anderen Geräusche einfach abschaltet.

Auch die Beurteilung von Personen erfolgt häufig rein instinktiv. Das war früher vor allem beim Zusammentreffen mit Fremden wichtig. Man wußte nie, ob sie einem freundlich oder feindlich gesonnen waren, und so war es gut, ihre Stimmung möglichst schnell zu erfassen, um notfalls bei einem Angriff schnell reagieren zu können. Das war oft überlebenswichtig. Aber auch unter vertrauten Menschen war es immer wichtig, Stimmungen wahrzunehmen, weil man nur so aufeinander Rücksicht nehmen konnte.

Und so läuft auch bei der Partnerwahl sehr viel auf instinktiver Ebene ab. Natürlich ist es möglich, daß Menschen sich ganz rational gegen ihre Instinkte entscheiden. Aber ob sie dann mit dieser Entscheidung dauerhaft zufrieden sind, ist sehr fraglich.

Wer alles nur auf rein rationale Entscheidungen zurückführt, wird die Interaktionen zwischen Menschen nie wirklich verstehen können. Weil ihm dann immer wichtige Puzzle-Teile fehlen.

Freundliche Grüße
von Garfield



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