Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Radikalisierung - ein gangbarer Weg?

Roslin, Monday, 19.10.2009, 04:52 (vor 5916 Tagen) @ Mirko
bearbeitet von Roslin, Monday, 19.10.2009, 05:06

Ich kann zur Erklärung des Mißverhältnisses nur die Hypothesen anbieten, die Evolutionspsychologie und Soziobiologie für die beobachtbaren Phänomene liefern.
Es sind nur Hypothesen, aber auch die Hypothesen der Gegenseite, der Soziokulturfraktion, sind nur Hypothesen, die die Phänomene bei weitem nicht so schlüssig erklären.

Menschen werden sehr viel stärker von evolvierten Verhaltensprogrammen, Instinkten, disponiert als wir uns das eingestehen.
Sie veranlassen uns zu vernunftwidrigem Verhalten, dass oft sogar unseren ureigenen Interessen als Individuen schadet.
Am einfachsten erkennbar wird das an unserem Instinkt, uns in üppigen Zeiten zu überfressen.

Viele Menschen wissen, dass zu viel Fett und Kohlenhydrate ihnen schaden. Trotzdem ist es unendlich schwer für viele Übergewichtige, davon zu lassen, weil wir "belohnt" werden, wenn wir fett und süß essen, weil wir es wohlschmeckend finden, weil in der kargen Umwelt - und die Menschen lebten die längste Zeit ihrer Phylogenese in einer kargen Umwelt - diejenigen sich besonders gut ernährten, besonders erfolgreich fortpflanzten, die besonders eifrig und lange nach den seltenen süßen Kohlenhydraten, nach den fetten Nahrungsmitteln suchten, die so schwer zu beschaffen waren, weil ihnen diese Nahrung besonders gut schmeckte.

Diejenigen, denen das weniger gut schmeckte, hatten weniger Veranlassung, sich besonders anzustrengen, um an diese Nahrungsmittel zu kommen, ernährten sich weniger gut, pflanzten sich weniger erfolgreich fort.
So gieren wir heute Lebenden nach Süßem und Fettem, immer noch, obwohl es längst keinen Sinn mehr macht.

Im Gegenteil.
Viele halten daran fest, buchstäblich um's Verrecken.

Ähnlich ist es mit uns Männern und unserem herausselektierten Beschützerinstinkt.
Frauen, mit Schwangerschaft und Stillen belastet, nicht nur 1 oder 2 mal in ihrem lange Zeit kurzen Leben, sondern 10, 15 mal, waren in diesen Zeiten auf männliche Versorgung, auf Ressourcentransfer, angewiesen.
Versorgen und Schützen konnte nur das Geschlecht, das von Schwangerschaft und Stillen befreit war.
Frauen, die Männer besonders gut zu diesen Leistungen "manipulieren/motivieren" konnten, pflanzten sich erfolgreicher fort als Frauen, die das weniger gut konnten.
Männer, die ihre Frauen und Kinder eifriger/erfolgreicher schützten und versorgten als andere Männer, pflanzten sich ebenfalls erfolgreicher fort.
So entstand in Männern ein tiefeingewurzelter Beschützerinstinkt gegenüber Frauen und Kindern und in Frauen ein tiefeingewurzeltes Anspruchsdenken, das sie Schutz und Versorgung auch dann noch selbstverständlich erwarten und einfordern lässt, wenn die Verhältnisse das längst nicht mehr rechtfertigen. Das alles ist immer nur im Schnitt zu verstehen, individuell kann es ganz anders sein.

So fällt es leicht, Frauen als Opfer durchzusetzen und Männer als Täter, Frauen als hilfsbedürftig zu konstruieren, die Hilfe ohne Würde- u. Ansehensverlust einfordern und erwarten dürfen, Männer als Tätergeschlecht zu sehen, das bestenfalls Schuld abträgt, keinesfalls legitim klagen darf, denn ein klagender Mann ist ein schwacher Mann, ein schwacher Mann hat seinen Daseinzweck verfehlt, der darin besteht, Frauen und Kinder zu schützen und zu versorgen.
Das kann ein schwacher Mann aber nicht.
Er ist zusätzliche Last.
Deshalb schlägt ihm eher Mißachtung/Verachtung entgegen, viel weniger Mitleid.
Die Gemeinschaft schützt ihre Ressourcen, indem sie schwache Männer ausgrenzt.
Die sind ja für Frauen und Kinder bestimmt, die sie früher, lange, lange Zeit über, ja auch tatsächlich legitimerweise brauchten.
Deshalb werden "schwache" Männer tendenziell von Frauen UND Männern verachtet, weil beide Geschlechter darauf gepolt sind, das Überleben der Gemeinschaft zu beachten, in deren Interesse es war, die knappen Ressourcen auf die Frauen und Kinder zu konzentrieren und die schwachen Männer als unnütze Esser wegzudrängen.

Es ist überall zu beobachten: Frauen leiden nicht mehr als Männer, sie klagen nur lauter.
Weil das Recht auf Klagen ihnen zukommt, ihnen instinkktiv zugestanden wird, weil sie deshalb erfolgreicher klagen als Männer, weil klagende Frauen gerade von "starken" Männern gerne beachtet werden.

Man sieht es an unzähligen Beispielen: Jungs in der Schule schmieren ab - unbeachtlich, selber schuld, sollen sich halt ändern.
Männer sterben früher als Frauen - unbeachtlich, selber schuld, sollen halt gesünder leben.
Männliche Beschneidung-unbeachtlich, kann gar nicht so schlimm sein wie weibliche Genitalverstümmelung. Die Jungs sollen sich mal nicht so haben. Müssen halt die Zähne zusammenbeißen. Sind doch Jungs, die mal starke Männer werden sollen.

Hinzu kommen die üblichen propagandistischen Verzerrungen, Halbwahrheiten, Lügen (Lohnlücke, gläserne Decken usw.).
Wenn weibliches Leiden alleine wahrgenommen wird, männliches Leiden abgeleugnet, übersehen oder verniedlicht wird, wenn die Geschichtsmächtigkeit von Frauen bestritten wird (Frauen sind Opfer) und die alleinige Geschichtsmächtigkeit von Männern behauptet wird (DIE Männer sind Täter), ja, dann leiden Frauen, WEIL Männer Täter sind und wenn Männer auch mal leiden sollten, dann eben auch nur, WEIL Männer Täter sind.
Nie aber können Männer in diesem Weltbild an Frauen leiden.
Darum sind Frauen immer unschuldig, verdienen Mitleid, Männer immer schuldig, verdienen weder Mitleid noch Hilfe.

All das ist schön zu beobachten am Thema Genitalverstümmelung.
Die afrikanische Normalbeschneidung der Mädchen ist absolut vergleichbar mit der Normalbeschneidung der Jungen.
Aber in der Öffentlichkeit wurde eine Extremform der weiblichen Beschneidung (die pharaonische) als "Normalfall" dargestellt.
Dass es auch bei Jungen Extremformen gibt, wird dagegen völlig übersehen, gewchweige denn propagandistisch als Normalfall vermarktet.
Dass unter den hygienischen Bedingungen, die Mädchen an Beschneidungen zugrunde gehen lassen auch Jungen an ihren Beschneidungen zugrunde gehen, es interessiert nicht.
Dass Mädchen an Wundbrand leiden, an Narbenrestriktionen, an Schwierigkeiten beim Wasserlassen, das wissen viele.
Dass Jungen an Narbenrestriktionen leiden, an verfaulenden Gliedern, die amputiert werden müssen, wenn sie daran nicht verrecken sollen, es interessiert nicht.
Natürlich werden Mädchen nur beschnitten, weil die "mächtigen" Männer das so wollen.
Dass Mädchenbeschneidungen gerade von Frauen ausgeführt werden, die WAhrerinen dieser Tradition, wird entweder lautstark verschwiegen oder begründet damit, dass diese Frauen ja dazu "gezwungen" seien, weil sonst die Mädchen keinen Mann fänden.
Dass umgekehrt Jungen beschnitten werden, von Männern, weil Jungen sonst keine Frau finden - denn so wie Männer die Urteile/Vorurteile dieser Gesellschaften mit sich tragen, tun das ja auch Frauen, Frauen wollen demzufolge in diesen Gesellschaften keine unbeschnittenen Männer - das wird übersehen, macht die Jungen nicht zu Opfern weiblichen Wollens.
Nur die Mädchen sind Opfer, Opfer männlichen Wollens, des angeblich alleine geschichtsmächtigen.

Vor Jahren schilderte ein Arzt sein Erleben auf einem UNHCR-Kongress, mehrheitlich männliche Teilnehmer.
Der Referent, ein Japaner, sagte, er sei glücklich, der Versammlung mitteilen zu können, dass nun fast überall auf der Welt Frauen eine höhere Lebenserwartung hätten als Männer.
Folge: lauter, langanhaltender Beifall.
Offenbar fiel nur wenigen auf, dass das ja bedeutete, dass nun fast überall auf der Welt Männer vor Frauen sterben.
Das war kein Grund, um innezuhalten und zu trauern. Für die allermeisten anwesenden Frauen UND FÜR DIE MÄNNER nicht.
Man freute sich gemeinsam darüber, dass nun fast überall auf der Welt Männer vor Frauen sterben.
Der männliche Beschützerinstinkt, wir werden ihn nicht los.
Wir können ihn nur durch Bewußtmachung ein wenig korrigieren und so vielleicht dafür sorgen, dass auch die Belastungen der ganz normalen, der durchschnittlichen Männer wahr genommen werden, die eben nicht herrschen.
98% der Männer herrschen nicht, sondern werden eher verbraucht zugunsten von Frauen und Kindern.
Und das schon seit sehr, sehr langer Zeit.


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