Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Hallo Diana

Diana, Tuesday, 25.03.2008, 01:12 (vor 6481 Tagen) @ Provokat

Hallo Diana,
nachdem ich deine Beiträge gelesen habe, habe ich ein sehr gutes Gefühl,
von Dir vielleicht ein paar Antworten zu bekommen, die mich bei diesem
Thema weiterbringen.

Hallo Provokat, natürlich kann ich dir nur MEINE "Antworten" geben, die mir aufgrund meiner persönlichen Lebenserfahrung einfallen.

In Frankreich ist es meines Wissens so, dass der Mann gefragt wird. Steht
er zu dem Kind, so bekommt er Unterhaltspflicht und Sorgerecht.
Lehnt er ab, so übernimmt der Staat den Unterhalt und er bekommt keine
Rechte bezüglich Vaterschaft.

Das klingt gut - wusste ich nicht, dass das bei denen so ist. Das heißt, der Staat übernimmt die Verantwortung für Kinder, wo sich Väter davor drücken...?

Oder soll ein Mann, der das
Kind nicht will, eine Frau "überstimmen" und sie zur Abtreibung zwingen
dürfen?

So eine Umsetzung könnte ich mir nicht vorstellen. Wäre unmöglich, ist von
Dir wohl auch nicht ernsthaft zur Debatte gestellt.

Nein, ich schrieb ja gerade an anderer Stelle, dass ich es bewusst übertrieben dargestellt habe - um damit darzulegen, dass das ganze Thema wohl nie niet- und nagelfest "geregelt" werden kann, so dass man jeden Einzelfall in seiner besonderen Konstellation erwischt. Wobei ich bei der französischen Regelung die Gefahr sehe, dass das eine Art "Freibrief" ist - der für den Mann auch zum Bummerang werden kann. Wenn er sich in jungen Jahren unüberlegt vor der Verantwortung für ein Kind davonstehlen will - was ist, wenn er das später bereut?

Ich finde, ein Mensch sollte so weit Verantwortung für etwas übernehmen,
wie er das Herbeigeführte kontrollieren konnte.
Fruchtbarkeitskontrolle beim Mann im Vergleich zu der der Frau ist
ziemlich eingeschränkt.
Bei der Frau spricht man von ca 20 verschiedene Arten.

Wobei es bei den heutigen "Mini-Pillen" immer häufiger vorkommt, dass eine Frau trotz dieser Pille schwanger wird. Um ganz sicher zu gehen, müsste sie also mindestens noch extra ein Kondom vom Mann verlangen... Und da auch das platzen kann, sollte sie vielleicht noch ein Pessar verwenden... usw. usf. Die absolute Kontrolle ist also Illusion, wenn's dumm kommt.

Der Mann hat keine abgeschlossene Familienplanung.
Der Mann ist in einer Beziehung und die Frau hat bisher mit der Pille
verhütet.
Würde der Mann jetzt wieder auf ein Kondom bestehen, würde die Begründung
die Beziehung auf eine schwere Probe stellen - vielleicht beenden.

Ja, leuchtet mir ein - zumindest würden die meisten Frauen mindestens "befremdet" reagieren.

Eine Frau wird in Deutschland also nicht zu einer Schwangerschaft
gezwungen. Sie muss vorher Sorge dafür tragen, dass sie nicht schwanger
wird und kann dies mit einer individuellen Kombination von
Verhütungsmitteln erreichen.

Um auf die von mir vielzitierten "Einzelfälle" zurückzukommen - was macht man mit denen, die "trotzdem" schwanger werden? Ich kenn eine Frau, die verheiratet war und ein Kind hatte... dann bekam sie trotz Pille ein zweites... dann unter einer anderen Pille ein drittes... und nach ein paar Jahren ein viertes. Von einer weiteren Frau weiß ich Ähnliches, bei der sämtliche Pillen versagten, die an einer Uniklinik "auf den Kopf gestellt" wurde, an der alle möglichen "alternativen" Verhütungsmittel getestet wurden, und die während dieser Tests schon wieder schwanger wurde... Über Jahre hinweg wurde diese Frau trotz aller möglichen Pillen immer wieder schwanger - jedes Mal glaubte sie, mit DIESER Pille würde es aber nun sicher gutgehen. Sicher - Einzelfälle. Aber was erzählt man den Vätern solcher Kinder bei solchen Frauen?

Im Zeitraum der Schwangerschaft stellt sich die Frau auf das Kind ein.
Sowohl körperlich als auch psychisch. Es verändert sich sehr viel in ihrem
Leben. Eine Meinungsänderung ist hier wohl recht wahrscheinlich. Deswegen
sollte die Mutter bei einem Abtreibungsveto des Mannes erst nach der Geburt
gefragt werden, ob sie auch zukünftig Mutter dieses Kindes sein möchte.

Eben - und deswegen wagen viele Frauen auch nicht, das Kind auszutragen, um es dann zur Adoption freizugeben. Sie wissen wohl instinktiv, dass sie es dann nicht könnten... Direkt nach der Geburt sollte man eine Frau aber nicht nach einer objektiven Meinung fragen - es ist bekannt, dass Frauen in einer derartigen hormonellen Ausnahmesituation mitunter "nicht richtig ticken".

Je mehr Mitbestimmung ein Mann bezüglich einer Vaterschaft hat, desto
besser wird er seine Vaterrolle auch ausfüllen.
Auch müsste dann die Gesellschaft sich die Sorgen der Männer anhören, denn
wenn diese nicht berücksichtigt werden, dann gibt es keine Kinder.

Wollen denn alle Männer diese Mitbestimmung in/über/bei einer Schwangerschaft wirklich? Sind nicht viele von diesem "Nestbau-Gebaren" geradezu genervt? Aber für die Männer, die sich dafür interessieren, die mitbestimmen wollen, die Vater sein wollen - da gebe ich dir Recht.

Das könnten zum Beispiel auch weitere Verhütungsmöglichkeiten für Männer
bringen. Allerdings werden die schon so lange angekündigt. Der Termin, wann
sie endlich erhältlich sind wird immer weiter fortgeschoben.

Vielleicht ist es aber auch tatsächlich nicht so einfach? Was meinst du - würden Männer wirklich ihre Fruchtbarkeit beschränken bzw. "abschalten" lassen wollen? Würden sie Medikamente nehmen, die Nebenwirkungen haben, die ihnen auf Dauer Folgeschäden zufügen könnten? Wären Verhütungsmedikamente für den Mann überhaupt abzusetzen, wenn sie ähnliche Nebenwirkungen wie die Pille für Frauen hätten? Eine Nebenwirkung der Pille, über die kaum geredet wird: Libidoverlust bis zum Totalausfall. Aber ist ja nicht so schlimm - die Frau braucht ja einfach nur stillhalten, fällt ja nicht groß auf, ob sie Lust hat. Wenn der Mann plötzlich womöglich aufgrund hormoneller Verhütungsmittel nicht mehr könnte, wär das Geschrei mit ziemlicher Sicherheit auf beiden Seiten bedeutend größer. Kein Mann würde sowas freiwillig nehmen.

Eine andere Sache ist, dass nach einer Studie oder einer Untersuchung
Männer sich das erste Mal ihrer Zeugungsfähigkeit bewußt werden, wenn sie
von der Schwangerschaft ihrer Freundin erfahren.
Hier muss der Aufklärungsunterricht korrigiert werden. Jungen wissen zwar,
dass sie durch Sex Vater werden können, aber sie begreifen es nicht. Das
Wissen haben sie, das Gefühl dazu nicht.

Was möchtest du denn da am theoretischen Aufklärungsunterricht ändern? Wenn sie es jetzt auch wissen, es aber in der Praxis nichts nützt - was soll da mit Aufklärungsunterricht geändert werden? Im Übrigen denke ich, trifft das für Mädchen genauso zu. Sie wissen, dass sie vom Sex schwanger werden können, verdrängen das aber auch ganz gerne ("wird schon nicht gleich ausgerechnet bei mir passieren") - sie begreifen es erst, wenn es passiert ist. Ging mir ja selber so.

Was hälst du davon?

Die Idee wie in Frankreich würde mir schon gefallen - aber wie oben geschrieben, kann es auch da immer noch genug Probleme geben. Deutsche haben eine andere Mentalität als Franzosen - sie neigen dazu, alles überzuregulieren, und zwar an den falschen Stellen; und sie neigen dazu, alles zu verkomplizieren.

Das ganze Thema krankt daran, dass Menschen einfach "unperfekt" sind und lästigerweise Fehlentscheidungen treffen...

Viele Grüße
Diana


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