Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Feminismus = Faschismus?

gast42, Thursday, 12.07.2007, 20:43 (vor 6735 Tagen) @ Conny

Oh, jetzt wieder die Freigeld-Geschichte...

Da Du schon seit einer Weile (gefuehlt) in jedem zweiten Posting das Thema darauf bringst, muss ich auch mal was dazu sagen:

Was ist bitte schön so gut daran, nur durch Arbeit zu Geld zu kommen.


Außer durch Arbeit zu Geld zu kommen bedeutet immer, daß ein anderer genau
diese Arbeit machen mußte, an der man sich dann einfach bereichert.

Du MUSST einen Kredit aufnehmen, ja? Unsinn.

Man stelle sich einmal vor, wir hätten Anarchie. Dort gäbe es keinen
Feminismus, weil der durch zentrale staatliche Protektion nicht
existieren könnte. Aber welches Wirtschaftssystem würde sich wohl
etablieren?


Mit unserem heutigen Geldsystem sicher ein Manchesterkapitalismus. Hätte
man aber ein Geld, zu dem man nur durch eigenen geistige und körperliche
Arbeit kommt und nicht durch Zins, Rendite usw., könnte sich daraus sicher
auch eine Wirtschaft entwickeln, die allen dient.

Das ist ja witzig. Wie hoch ist denn die reale Rendite einer risikolosen Anleihe im Euroraum?

Gibt es noch etwas Anderes als die verschiedenen Ausprägungen von
Marktwirtschaft und Planwirtschaft?


Ja, eine freie Marktwirtschaft. Dazu muß man allerdings zuerst schon das
Geld frei lassen.

Jawoll, wir wollen Freigeld. Dann gibts keine Arbeitslosen mehr, keine Kriege und ein Heilmittel fuer Krebs gibts dann bestimmt auch bald. Und natuerlich geht der Feminismus sofort ein.

(Letzteres ist bestimmt richtig, es geht aber auch ne Menge anderes mit ein).

[...]

Viele würden wohl Kapitalismus dazu
sagen.


Mit einem frei gelassenen Geld könnte man dazu sicher nicht Kapitalismus
sagen. Kapital muß keine Rendite mehr erwirtschaften. Dadurch könnte der
Arbeiter am Ende des Monats mit fast der vollen Arbeitsleistung nach hause
gehen. Die Abnutzung der Produktionsmittel muß man ihm natürlich vom vollen
Lohn abziehen.

Jaja. Dieses nennt man dann Abschreibung in der Bilanz.

Fragt sich nur, wer eigentlich urspruenglich die Produktionsmittel zur Verfuegung gestellt hat. Und bekommt der was dafuer?
Ach nein, Zins/Kapitalrendite darf es ja nicht geben.

Woher kommen dann die Produktionsmittel, die sich da abnutzen?
Nehmen wir einfach mal die, die schon da sind (Einteignung) oder soll es doch Zinsen und Kapitalrenditen geben, wir nennen das dann einfach nur anders?

Ich übrigens nicht, ich behaupte, so etwas wie den Kapitalismus
gibt es gar nicht. Er ist nur eine Fantasie von Linken und Rechten, die
sich einfach nicht vorstellen können, dass sich ein System von allein
etabliert und deshalb die Marktwirtschaft in den Rang eines Ismus
erheben mussten.


Meines Erachtens ist nicht das Kapital das Problem, wie es Marx sah,
sondern das, mit dem ich den Produktionsfaktor Kapital bekomme.

Wie jetzt? Arbeit ist das Problem?

Ach nee, Geld war wohl gemeint. Weil Geld ja Kapital ist bzw. man Kapital grundsaetzlich nur durch Geld bekommt. Damit ists dann verdorben.

Unser Geldsystem ist das Problem, das es ermöglicht, Leistungslose
Einkünfte zu erhalten, für die dann allerdings ein anderer einen Teil
seiner Leistung abgeben muß.

Unser Geld ist zunaechst mal ein funktionierendes Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmittel.

Was wird besser dadurch, dass man ein derart nuetzliches Werkzeug ruiniert?


[...]

Eine Tauschwirtschaft ist lediglich eine andere Technik, unterscheidet
sich inhaltlich aber gar nicht. Geld gegen Waren, Waren gegen Waren
oder Geld gegen Geld: Das ist im Prinzip das Gleiche.


Ja, wobei Waren gegen Waren in unserer starken Arbeitsteilung wohl nicht
funktionieren würde. Man braucht schon ein Medium, mit dem Waren und
Dienstleistungen getauscht werden können. Aber muß das Medium zwangsläufig
so Mächtig wie Edelmetalle sein?

Wir tauschen Edelmetalle? Und wieso sollen Edelmetalle maechtig sein?
Oder hat unser Geldsystem etwas mit Edelmetallen zu tun? Meines wissens doch gluecklicherweise nicht mehr. Unklar ist Deiner Rede Sinn.

In einer Anarchie gäbe es innerhalb einiger
Zeit auch einen Kapitalmarkt, denn nur ein Staatswesen könnte das
verhindern, und so etwas hätten wir dann nicht.


Ein Kapitalmarkt muß auch vorhanden sein. Allerdings sehe ich es nicht
mehr als Ismus, wenn mein investiertes Geld, das dann zu Kapital wird,
keine Rendite abwerfen muß,

Du darfst Dein Geld auch heute zu realzinsen von Null verleihen.
Das MUSS wirklich gar nicht real verzinst werden.

wenn sich Geld verhält wie die Arbeit, für die
ich es bekam. Die Arbeit verschwindet (die Waren haben eine Alterung und
irgendwann sind die wertlos). Warum sollte nicht Geld genauso beschaffen
sein?

Ist es doch.

Ich kann Geld investieren, ich kann es verleihen, damit es den Wert
behält, aber nicht, wenn ich es zuhause liegen lasse.

Wenn Du heutiges Geld (Euros) zuhause liegen laesst verliert es ca. 2% an Wert pro Jahr.

Offensichtlich reicht Dir das nicht, es muessten schon 10% sein.
Warum aber soll sonst noch irgendjemand eine hoehere Inflation besser finden?

Die Gleichung Kapitalismus = Feminismus geht also nicht auf.


Ich habe es nicht gleichgesetzt, da dafür noch andere Ismen vorhanden
sind. Kapitalismus ist ja auch im Sozialisms vorhanden, denn auch dort muß
der Produktionsfaktor Kapital eine Rendite abwerfen, denn sonst ist eine
Produktionsstätte nicht überlebensfähig.

Kapital (== Produktionsmittel, "Werkzeuge") muessen IMMER eine Rendite abwerfen. Sie besteht in dem Nutzen den sie ggueber einer Situation ohne diese Produktionsmittel erzeugen.

Gibt es den nicht, so handelt es sich um eine Fehlinvestition (== die Arbeit, die aufgewendet werden musste, um ein untaugliches oder nicht benoetigtes Werkzeug herzustellen, war einfach verschwendet). Kann passieren.

KANN oder DARF es jedoch keinen Nutzen geben, so wird es auch keine Investoren geben (das sind Leute die Bereit sind, Arbeit in potentiell nuetzliche Werkzeuge zu stecken, mit Geld oder Finanzmarkt hat das garnix zu tun).

Wie sowas aussieht, kannst Du Dir in bestimmt einer ganzen Latte afrikanischer Laender angucken. Dort nicht etwa wegen exotischer Geldsysteme, sondern weil sich investieren natuerlich auch durch nichtvorhandene Eigentumsrechte etc pp verhindern bzw. auf niedrigem Niveau halten laesst.

Der Kapitalismus ist nicht an einen Staat oder eine zentrale Gewalt
gebunden,


Sobald ein Staat Schulden aufnimmt, ist der Kapitalismus nach meinem
Verständnis schon mit einem Fuß in der Tür des Staates und im weiteren
Verlauf sogar dabei, den Staat zu übernehmen. Dann sind die Politiker nur
noch die Ausführenden der belange des Staates. Die wahren Strippenzieher
agieren aus dem Hintergrund. Von daher kann man sagen, daß Kapitalismus
die Staatsgewalt ist.

Nee, Conny. Genausowenig wie Bier die Staatsgewalt ist, nur weil grob geschaetzt 90% aller Staatsfunktionaere schonmal Bier getrunken haben.
Der Staat bleibt die Staatsgewalt.

der Feminismus, wie auch der Faschismus, der Sozialismus und der
Kommunismus hingegen sind ohne eine solche gar nicht denkbar.


Jetzt könnte ich das auch wieder umdrehen. Ohne Geld kein Feminismus
(diese Propaganda, die dafür notwendig ist, gibts nicht für einen Apfel
und ein Ei).

Absurd.

"Ohne Aepfel und Eier kein Feminismus."

Ohne stark angehäuftes Geld, das ich für Machtinteressen
missbrauchen kann, hätte es der Feminismus erst gar nicht so weit
gebracht.

Ja, und wenn damals Eva im Paradies nicht ... lassen wir das.

Was genau soll man sich eigentlich unter angehaeuftem Geld vorstellen? Und wie soll "angehaeuftes Geld" Machtinteressen entwickeln oder sich, rein so mit "angehaeuftem Geld", Macht ausueben lassen?

Das bedeutet aber nicht, dass die Wirtschaft nicht vom Feminismus
profitiert. Frauen sind für "die Wirtschaft" ein wichtiger Faktor: als
Arbeitskraft und als Kosument. Und sie sind weitaus anpassungswilliger
und formbarer als die schwer kontrollierbaren Männer.


Darum eben: Ohne Kapitalismus kein Feminismus. Desto mehr Menschen
erwebstätig und erwerbsfähig sind, desto mehr kann man diese Menschen auch
ausbeuten.

Das mit der gesellschaftlich garantierten Vollbeschaeftigung war der real existierende Sozialismus, Conny.


gesamter Thread:

 

powered by my little forum