Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Feminismus = Faschismus?

Conny, NRW, Thursday, 12.07.2007, 17:32 (vor 6735 Tagen) @ Salvatore Ventura

Was ist bitte schön so gut daran, nur durch Arbeit zu Geld zu kommen.

Außer durch Arbeit zu Geld zu kommen bedeutet immer, daß ein anderer genau diese Arbeit machen mußte, an der man sich dann einfach bereichert. Das mag in manchen Bereichen gerecht sein (sozial, beispielsweise für Kinder, Alte und Kranke), aber in anderen Bereichen kommt es einer Versklavung gleich, da man dagegen in unserem Kapitalismus nicht ankommt. Schon Goethe schrieb " Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles".

Es
ist bestenfalls gut für Leute mit protestantischer Arbeitsethik. Wenn man
jedoch den Begriff Arbeit weit genug dehnt, ist auch das Produzieren von
Ideen (das beinhaltet z. B. auch das Abschliessen von Wetten oder andere
Spielformen) Arbeit und damit im Grunde Alles.

Darum schrieb ich "auch geistige Arbeit ist Arbeit". Diese sollte aber nicht denjenigen, der diese geistige Arbeit geleistet hat, dazu verleiten, in Gier zu verfallen.

Man stelle sich einmal vor, wir hätten Anarchie. Dort gäbe es keinen
Feminismus, weil der durch zentrale staatliche Protektion nicht existieren
könnte. Aber welches Wirtschaftssystem würde sich wohl etablieren?

Mit unserem heutigen Geldsystem sicher ein Manchesterkapitalismus. Hätte man aber ein Geld, zu dem man nur durch eigenen geistige und körperliche Arbeit kommt und nicht durch Zins, Rendite usw., könnte sich daraus sicher auch eine Wirtschaft entwickeln, die allen dient.

Gibt es
noch etwas Anderes als die verschiedenen Ausprägungen von Marktwirtschaft
und Planwirtschaft?

Ja, eine freie Marktwirtschaft. Dazu muß man allerdings zuerst schon das Geld frei lassen.

Ich wüsste Nichts. Eine Planwirtschaft ist aber in
einer Anarchie nicht denkbar, weil es keine zentrale Stelle gäbe, die
planen könnte. Also bliebe die Marktwirtschaft übrig, in diesem Falle
sogar eine sehr freie. Wie würde man das Wirtschaftssystem nennen, das auf
einer freien Marktwirtschaft beruht?

Es wäre eine natürliche Wirtschaftsordnung, die nur noch den Marktgesetzen ausgeliefert ist und nicht durch staatliche Eingriffe kontrolliert und gesteuert werden müßte. Diese Steuerung gelingt dem Staat allerdings nicht sehr gut.

Viele würden wohl Kapitalismus dazu
sagen.

Mit einem frei gelassenen Geld könnte man dazu sicher nicht Kapitalismus sagen. Kapital muß keine Rendite mehr erwirtschaften. Dadurch könnte der Arbeiter am Ende des Monats mit fast der vollen Arbeitsleistung nach hause gehen. Die Abnutzung der Produktionsmittel muß man ihm natürlich vom vollen Lohn abziehen.

Ich übrigens nicht, ich behaupte, so etwas wie den Kapitalismus
gibt es gar nicht. Er ist nur eine Fantasie von Linken und Rechten, die
sich einfach nicht vorstellen können, dass sich ein System von allein
etabliert und deshalb die Marktwirtschaft in den Rang eines Ismus erheben
mussten.

Meines Erachtens ist nicht das Kapital das Problem, wie es Marx sah, sondern das, mit dem ich den Produktionsfaktor Kapital bekomme. Unser Geldsystem ist das Problem, das es ermöglicht, Leistungslose Einkünfte zu erhalten, für die dann allerdings ein anderer einen Teil seiner Leistung abgeben muß.

Rein wirtschaftlich betrachtet ist jede Leistung und jedes Ding soviel
Wert, wie irgendjemand dafür zu zahlen bereit ist. Dabei ist es völlig
egal, ob der Wert in Geld oder in Waren oder Leistungen gemessen wird.

Richtig. In einer Mailingliste formulierte es mal einer in etwa so: Die Wertschöpfung ist erst abgeschlossen, wenn meine Leistung einen Kunden gefunden hat, der auch bereit ist, dafür zu bezahlen. Erst dann hat meine Leistung auch einen Wert erhalten.

Eine Tauschwirtschaft ist lediglich eine andere Technik, unterscheidet
sich inhaltlich aber gar nicht. Geld gegen Waren, Waren gegen Waren oder
Geld gegen Geld: Das ist im Prinzip das Gleiche.

Ja, wobei Waren gegen Waren in unserer starken Arbeitsteilung wohl nicht funktionieren würde. Man braucht schon ein Medium, mit dem Waren und Dienstleistungen getauscht werden können. Aber muß das Medium zwangsläufig so Mächtig wie Edelmetalle sein?

In einer Anarchie gäbe es innerhalb einiger
Zeit auch einen Kapitalmarkt, denn nur ein Staatswesen könnte das
verhindern, und so etwas hätten wir dann nicht.

Ein Kapitalmarkt muß auch vorhanden sein. Allerdings sehe ich es nicht mehr als Ismus, wenn mein investiertes Geld, das dann zu Kapital wird, keine Rendite abwerfen muß, wenn sich Geld verhält wie die Arbeit, für die ich es bekam. Die Arbeit verschwindet (die Waren haben eine Alterung und irgendwann sind die wertlos). Warum sollte nicht Geld genauso beschaffen sein? Ich kann Geld investieren, ich kann es verleihen, damit es den Wert behält, aber nicht, wenn ich es zuhause liegen lasse.

Die Gleichung Kapitalismus = Feminismus geht also nicht auf.

Ich habe es nicht gleichgesetzt, da dafür noch andere Ismen vorhanden sind. Kapitalismus ist ja auch im Sozialisms vorhanden, denn auch dort muß der Produktionsfaktor Kapital eine Rendite abwerfen, denn sonst ist eine Produktionsstätte nicht überlebensfähig.

Der
Kapitalismus ist nicht an einen Staat oder eine zentrale Gewalt gebunden,

Sobald ein Staat Schulden aufnimmt, ist der Kapitalismus nach meinem Verständnis schon mit einem Fuß in der Tür des Staates und im weiteren Verlauf sogar dabei, den Staat zu übernehmen. Dann sind die Politiker nur noch die Ausführenden der belange des Staates. Die wahren Strippenzieher agieren aus dem Hintergrund. Von daher kann man sagen, daß Kapitalismus die Staatsgewalt ist.

der Feminismus, wie auch der Faschismus, der Sozialismus und der
Kommunismus hingegen sind ohne eine solche gar nicht denkbar.

Jetzt könnte ich das auch wieder umdrehen. Ohne Geld kein Feminismus (diese Propaganda, die dafür notwendig ist, gibts nicht für einen Apfel und ein Ei). Ohne stark angehäuftes Geld, das ich für Machtinteressen missbrauchen kann, hätte es der Feminismus erst gar nicht so weit gebracht.

Das bedeutet aber nicht, dass die Wirtschaft nicht vom Feminismus
profitiert. Frauen sind für "die Wirtschaft" ein wichtiger Faktor: als
Arbeitskraft und als Kosument. Und sie sind weitaus anpassungswilliger und
formbarer als die schwer kontrollierbaren Männer.

Darum eben: Ohne Kapitalismus kein Feminismus. Desto mehr Menschen erwebstätig und erwerbsfähig sind, desto mehr kann man diese Menschen auch ausbeuten.

Freundliche Grüße
Conny


gesamter Thread:

 

powered by my little forum