Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Charakterdeformierender Auswirkungen kollektiver Kindererzie

Garfield, Thursday, 17.08.2006, 16:22 (vor 7052 Tagen) @ Flint

Hallo Flint!

Hm, dieser Text ist zwar nicht völlig daneben, aber insgesamt doch nur eine Ansammlung altmodischer Klischees, die so auch schon von manchen frühen Feministinnen verbreitet wurden.

Das fängt schon mit dem Begriff "Mutterentbehrungsschäden" an. Daß Kinder auch Väter brauchen, scheint dem Autor völlig unbekannt zu sein.

Mittlerweile gibt es genügend Studien, die zeigen, wie fatal sich ein fehlender Vater auf Kinder auswirken kann. Ein Vater kann aber nicht nur durch Scheidung oder Trennung abwesend sein, sondern auch durch übermäßige Arbeitsbelastung, um eine nicht berufstätige Partnerin und die Kinder ernähren zu können. Durch die sinkenden Realeinkommen wird das im Rahmen normaler Arbeitszeiten für alleinverdienende Männer nämlich immer schwerer.

Und zu den "charakterdeformierenden Auswirkungen" durch "kollektive Kinderbetreuung", die der Psychotherapeut Hans-Joachim Maaz in der DDR festgestellt haben will:

Ich habe 20 Jahre lang in der DDR gelebt und davon nichts bemerkt. Nur bei einem Mitschüler, der seine Kindheit in einem Kinderheim verbracht hat, waren gewisse psychische Folgen der Heimunterbringung unübersehbar. Das äußerte sich beispielsweise in starkem Mißtrauen gegen seine Umwelt und übermäßiger Aggressivität. Dies hatte jedoch nichts mit der DDR zu tun. Meine Frau ist in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen. Dort hatte sie in ihrer Schulzeit zeitweise auch eine Mitschülerin, die in einem Kinderheim (in der Bundesrepublik) aufgewachsen ist. Bei der zeigten sich exakt dieselben Symptome wie bei meinem Mitschüler in der DDR. Genau wie er fühlte sich diese Mitschülerin schon bei jeder harmlosen Bemerkung angegriffen und attackierte Mitschüler dann oft verbal und auch körperlich. Ich führe das einfach darauf zurück, daß in der DDR wie in der Bundesrepublik Heimkinder in den meisten Fällen aus problematischen Verhältnissen stammten. (In Talk-Shows sieht man heute oft Frauen aus dem Osten, die behaupten, daß ihnen ihre Kinder in der DDR grundlos weggenommen wurden - das sind meist Schutzbehauptungen, weil sie die wahren Gründe nicht zugeben wollen.) Oft waren beide Eltern Alkoholiker oder von sonstigen Drogen abhängig, haben die Kinder schon in der frühen Kindheit mißhandelt und vernachlässigt - und das hat dann schon die ersten Spuren hinterlassen. Wenn solche Kinder dann im Heim zusammen leben, dann wird es für sie auch nicht leichter, sich an normale Lebensumstände zu gewöhnen. Sie führen dann fort, was sie in der Kindheit von ihren Eltern gelernt haben. Und wenn sie zu jung waren, um es zu lernen, dann lernen sie es von anderen Kindern. So entsteht ein Klima, in dem man sich immer wieder auch mit Gewalt durchsetzen muß, wenn man nicht zum Fußabtreter werden möchte. Dann entwickelt man eben ein extremes Mißtrauen gegen seine Umwelt, geht immer sofort davon aus, daß die Mitmenschen einem etwas Schlimmes antun wollen und daß man sich unbedingt dagegen wehren muß. Der Grundstein für solche Verhaltensbilder wird aber nicht durch die "kollektive Kinderbetreuung" im Kinderheim gelegt, sondern durch unfähige Eltern. Es gibt tatsächlich Kinder, die froh darüber sind, Zeit in Kindergarten oder Schule verbringen zu können und die am liebsten möglichst wenig zu Hause bei ihren Eltern sein möchten.

Freundliche Grüße
von Garfield


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