Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Das ist sauber argumentiert!

susu, Friday, 31.12.2004, 15:48 (vor 7654 Tagen) @ Nick

Als Antwort auf: Das ist sauber argumentiert! von Nick am 31. Dezember 2004 05:53:35:

@Susu: Du hast aus der Hohmann-Rede zitiert. Ich hatte mich seinerzeit vehement gegen den Ausschluß Hohmanns aus der Unionsfraktion ausgesprochen, weil ich ihn nicht für einen Antisemiten halte. Weder seine Vita noch die inkriminierte Rede können als Beleg dafür herhalten. Seine Rede ist zwar weder besonders intelligent noch historisch akzeptabel gewesen. Aber seine Intention lag erkannbar nicht in der Denunziation der Juden als "Tätervolk" (wie immer wieder fälschlich behauptet wird), sondern in der "Nichttäterschaft" der heutigen Deutschen. Es ist nicht relevant, ob man selbst diese Frage für wichtig hält, es genügt festzustellen, daß er dies beabsichtigte. Hohmanns Position ist in etwa folgende: Da es den Begriff "Tätervolk" für die Deutschen in der öffentlichen Debatte gibt, ist es legitim, dem Begriff grundsätzlich zu widersprechen, denn er ist immer unsinnig. Er hat dabei ausdrücklich mit der "Nichttäterschaft" der Juden als Kollektiv argumentiert (er benutzt analog den Begriff "Volk", was natürlich wieder mal unsauber ist, aber mit der Sache nichts zu tun hat). Genau das wird jedoch durch selektives Zitieren regelmäßig ins genaue Gegenteil verdreht - auch von dir. Das Üble an der sog. "Hohmann-Affäre" war nicht Hohmanns angeblicher Antisemitismus, sondern die Treibjagd auf ihn und auf General Reinhard Güntzel quer durchs deutsche Feuilleton (und aus ihren Ämtern). Es gibt nicht nur Antisemitismus, es gibt auch eine heuchlerische Tradition des "munteren Antisemitenklatschens" in der Bundesrepublik, z.B. analog bei Martin Walser oder Philipp Jenninger, die ähnliches erlebt haben, ohne daß die jeweiligen Begründungen dafür einer nüchternen Analyse standhielten.

Zu Hohmann schrieb ich aktuell "Der nimmt das zumindest hinterher zurück,[..]". Ohne den letzten Tel der Rede, wäre sie alerdings antisemitisch. Die Rücknahme hat ihn vor diesem Vorwurf geschützt. Einwände erhebe ich gegen die Aussage, Hohmann stelle sich prinzipiell gegen den Begriff des Tätervolkes.
"Mit vollem Recht aber kann man sagen: Die Gottlosen mit ihren gottlosen Ideologien, sie waren das Tätervolk des letzten, blutigen Jahrhunderts."

Die Debatte, die über Hohmann geführt wurde, ging oftmals am Thema vorbei. Interessantes Ergebnis war, daß bei einer Anzeige wegen Volksverhetzung durch die deutsche Vereinigung von AtheistInnen und AgnostikerInnen ein Freispruch herauskam, nicht weil diese Aussage nicht als direkter Angriff zu gelten habe, sondern weil AtheistInnen und AgnostikerInnen nicht als "Teil der Bevölkerung" im Sinne des §130 seien.

susu


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