Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Warum kann nur der Mensch wissen, daß er etwas nicht weiß?

Chato, Wednesday, 03.06.2009, 01:37 (vor 6051 Tagen) @ Borat Sagdijev

Beides zusammen indes ergibt nun ein Problem: Genau wie die Stubenfliege
wissen wir das Allermeiste nicht – aber anders als die Stubenfliege
sind wir im Prinzip in der Lage zu wissen, daß wir etwas nicht wissen.


Warum ist das bei weniger Komplexen Organismen nicht auch so?

Weil dafür ein Ich-Bewußtsein gegeben sein muß. Ohne ein solches kann man logischerweise nicht Objekt eigener Beobachtung sein, sprich: über sich selbst nachdenken. Ergo auch nicht realisieren, daß man etwas nicht weiß. Der ganze Begriff "Wissen" als solcher wäre dann überhaupt unsinnig.

Da wir nichts wirklich wissen, ist auch "Wissen über Nichtwissen" eine
Illusion und kann falsch sein.

Oft ist es dies zwar leider, aber das hat dann wiederum einen spezifischen, unschwer erkennbaren Grund. Das wirklichkeitsgemäße Erkennen und Annehmen unserer menschlichen Grenzen indes ist m.E. nicht illusorisch, sondern eine reale, positive Einsicht in Wirkliches, also echtes Wissen, denn solches ereignet sich nicht in der Vorstellung, sondern im konkreten Versuch, eben diese Grenzen zu überwinden. Das ist eine personale Selbsterfahrung unseres Ich-Bewußtseins im Angesicht dessen, was wir äußere Welt (Nicht-Ich) nennen.

Eine solche Erfahrung ist insbesondere deswegen keine Illusion, weil sie sich im geistigen Leben bewährt (man nennt es Weisheit), wohingegen die närrische Illusion, man sei grenzenlos frei, sofort am Leben zerschellt, so man sie letzterem denn auszusetzen wagt. Dieses Wagnis führte zwar, wenn es wahrhaftig ist, genau in jene reale, positive, illusionslose Einsicht, von der ich oben sprach. Aber vor nichts wird heftiger geflüchtet, als genau davor.

Diese Erfahrung von Wirklichkeit wird nicht deswegen so oft nicht gemacht, weil es so schwer für uns wäre, sie zu machen, sondern sie wird mit akribischstem Fleiß und größtem Aufwand gemieden, da halt jeder Neurotiker ganz genau weiß, wie verletzend diese Erfahrung für das narzißtische Ich-Bild wäre, an das er sich anstelle der Wahrheit klammert. Ein Ich-Bild gibt gibt es überhaut nur, um dem auszuweichen, was "Ich" IST.

Damit wird das eigene Leben natürlich total verplempert und verspielt. Nichts Traurigeres und Endgültigeres gibt es, als dies. Ein Suizid, im Grunde, und das massenhaft.

Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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