Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"Zur Hölle mit den usbekischen Hunden!"

Chato, Tuesday, 02.06.2009, 04:31 (vor 6052 Tagen) @ Borat Sagdijev

Guten Abend Borat!

Wir sind komplexer.

Warum verhalten wir uns dann wie Stubenfliegen?

Der Rest ist Spekulation und Auslese.

Verfügen wir da über Wissen, oder ist das ALLES bloß spekulativ? Die Annahme, wir seien bedeutend komplexer als Stubenfliegen, ist in jedem Fall spekulativ. Warum? Weil das eine Frage des Maßstabes ist – und den können wir nun einmal nicht kennen, da wir dafür die Sicht von außen einnehmen müßten, die uns nicht zugänglich ist.

Unterscheidet sich unsere Komplexität von der einer Stubenfliege vielleicht wie die Höhe eines größeren Maulwurfhügels von der eines kleineren in einem Seitental im Himalaya? Oder wie die Höhe des Mt. Everest von der eines Maulwurfhügels? Eine valide Antwort darauf ist uns tatsächlich nicht möglich, sondern wäre rein spekulativ. Aber für die erste Variante spricht nun einmal, angesichts eines derart unvorstellbar gigantischen Universums, nachgerade alles, und für die zweite eigentlich gar nichts. Oder doch? Wenn ja: was?

Und dann der zweite Begriff: Auslese. Ich mache dich freundlich darauf aufmerksam, Borat, daß du dich dadurch, daß du ihn in diesem Zusammenhang gebrauchst, als Anhänger der Variante Nr. 1 zu erkennen gibst. Muß ich das erläutern? Ich denke nicht, denn als Menschen sind wir ja komplex genug, solche einfachen Schlüsse selbst zu ziehen.

Beides zusammen indes ergibt nun ein Problem: Genau wie die Stubenfliege wissen wir das Allermeiste nicht – aber anders als die Stubenfliege sind wir im Prinzip in der Lage zu wissen, daß wir etwas nicht wissen. Daraus sollte rationalerweise folgen, daß wir kritischer sind als Stubenfliegen, was unsere Selbsteinschätzung hinsichtlich dessen anbelangt, was wir vermutlich wissen und was alles vermutlich nicht.

Meine rhetorische Frage, warum wir uns wie Stubenfliegen verhalten, bezog sich nicht auf das uns prinzipiell unbekannte Maßstabsproblem, sondern darauf, daß wir uns in einer uns zugänglichen Einsicht so verhalten, als wäre sie uns unzugänglich. Genauer und direkt gesagt: wir verhalten uns oft so, als wüßten wir viel, obwohl wir definitiv wissen können, daß wir fast gar nichts wissen können. Das ist wirklich merkwürdig, oder nicht?

Vielleicht sind wir aber doch mehr als "bloß eine jüdische Inkarnation", die sich selbst freiwillig dem auslesenden Plattgetretenwerden anheimgibt? Du weißt, was ich meine: es ist ein Zitat aus dem hochironischen Film, den du zu deinem Nickname gemacht hast, und wird in selbigem von Sacha Baron Cohen ausgesprochen, einem Juden, der einen vollkommen durchgeknallten, urkomischen Kasachen spielt, der, bis auf die Knochen antisemitisch und frauenfeindlich, als Reporter des kasachischen Rundfunks durch die USA reist, um in Kalifornien Pamela Anderson zu heiraten… was dann aber nicht funktioniert… :-))

Was können wir eigentlich wissen? Und wo finden wir eigentlich eher unser menschliches Glück: in dem, was wir irrtümlich zu wissen meinen, oder in dem, von dem wir wissen können, daß wir es aus Prinzip nicht wissen können? Und welche Konsequenzen hätte die eine oder die andere Antwort für das, was wir zu wissen meinen? Borat Sagdiyev ist eine Gestalt, der die Antworten auf solche Fragen maßgeschneidert auf den Leib seiner Rolle geschrieben worden ist, finde ich.

"Zur Hölle mit den usbekischen Hunden!"

Nick :-)

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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