Von der Hohlheit mancher Argumentationen oder wie man mit Anlauf ein Eigentor schießt
Hallo Anders!
Du scheinst nicht viel von Darwins Evolutionstheorie zu halten. Wenn es so ist, dann wird es dir natürlich schwer fallen, meine Argumentation nachzuvollziehen, genau wie ich deine nur schwer nachvollziehen kann.
Die definitiv vorhandenen körperlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau sind für dich nur rein zufällig entstanden?
Das sehe ich eben anders. Natürlich beruhen diese Unterschiede zum großen Teil direkt erst einmal auf unterschiedlicher Hormonkonzentration. Auffällig ist aber eben, daß es Hormone gibt, die bei einem bestimmten Geschlecht im Durchschnitt in höherer Menge vorkommen als beim jeweils anderen Geschlecht. Und die dann eben auch einige dieser körperlichen Unterschiede bewirken.
Es spielt also keine Rolle, ob da Hormone im Spiel sind oder nicht: Wesentlich ist, daß es diese Unterschiede gibt. Und das läßt sich auch nicht mit der Tatsache leugnen, daß man bezogen auf bestimmte körperliche Eigenschaften immer auch Ausnahmen finden wird.
Der Vergleich mit Tierarten ist hier sehr wohl interessant, weil auch der Mensch sich aus Tieren entwickelt hat. Okay - wenn du nun fundamental-christlich eingestellt bist und die in der Bibel beschriebene Schöpfungsgeschichte wortwörtlich glaubst, wirst du natürlich auch das leugnen, aber dann haben wir auch keine gemeinsame Diskussionsgrundlage mehr.
In der Evolution entwickelt sich jedenfalls nichts ohne Sinn. Dieser Sinn ist nicht immer offensichtlich, aber er ist entweder immer da oder er war in noch nicht allzu fernen Zeiten einmal da. Im letzteren Fall hatte die Evolution eben noch nicht genügend Zeit, um die nun überflüssige Eigenschaft auszuselektieren. Oder aber sie schadet nicht, und dann bestimmt der Zufall ob sie erhalten bleibt oder nicht.
Eine bestimmte Eigenschaft setzt sich aber nicht durch Zufall durch, sondern nur dann, wenn sie dem Individuum und damit der Art Vorteile bringt. Also muß es auch von Vorteil gewesen sein, daß Männer z.B. körperlich stärker sind als Frauen. Ein Mann hat übrigens üblicherweise auch dann mehr Körperkraft als eine Frau, wenn er dasselbe Körpergewicht hat und selbst dann noch, wenn die Frau dieselbe Muskelmasse hat. Das stellt man übrigens auch regelmäßig bei Einstellungstests für Polizei oder Armee fest.
Wofür braucht man nun aber viel Körperkraft und wofür eher wenig? Welche Tätigkeiten in grauer Vorzeit kann man da zuordnen? Braucht man zum Kochen oder zum Reparieren von Kleidung viel Körperkraft? Wohl kaum. Zum Erlegen von Beutetieren aber wohl, und auch zum Verteidigen eines Jagdreviers oder einer Siedlung vor anderen Menschen oder vor Raubtieren. Auch wenn man dafür Waffen benutzt - je mehr Körperkraft man hat, umso effektiver kann man diese einsetzen.
Apropos Waffen: Bei Tests stellt sich immer wieder heraus, daß Männer ein besseres rämliches Vorstellungsvermögen haben als Frauen. Ganz zufällig braucht man das nicht nur, wenn man oft in unbekannten Gebieten unterwegs ist, sondern auch, wenn man z.B. einen Speer schleudert oder einen Pfeil verschießt. Da ist es besonders wichtig, Distanzen richtig einschätzen zu können.
Alles nur Zufall???
Aber lassen wir all das mal beiseite und betrachten das mal rein logisch. Stell dir mal eine Frau vor 10000 Jahren vor. Die will nun auf die Jagd gehen. Hm, leider hat sie aber ein Kind zu stillen. Das muß sie also mitnehmen, und es schreit ab und zu mal. Meinst du, sie wird dann erfolgreich sein?
Oder denkst du jetzt gar, sie hätte ja verhüten können? Tja, leider Fehlanzeige. Es gibt zwar Darstellungen auf Höhlenwänden, die Männer anscheinend mit einer Art Futteral auf dem Penis zeigen, und deshalb gibt es die Theorie, daß die Menschen schon in der Steinzeit Kondome hatten. Wenn es sowas tatsächlich damals schon gab, dann dürften die nicht besonders sicher und obendrein sehr unbequem in der Anwendung gewesen sein. Ich vermute aber eher, daß diese Futterale nur Schutzfunktion hatten, um Verletzungen an den Geschlechtsteilen zu verhindern, eine Art frühe Unterwäsche. Oder daß es gar keine Futterale waren, sondern daß man auf diesen Zeichnungen nur die Geschlechtsteile besonders markieren wollte, weil sie für irgendwelche Fruchtbarkeitsrituale gezeichnet wurden.
Und die Geschichten über Verhütungstränke "weiser Frauen" halte ich auch für Märchen.
Man kann also sicher davon ausgehen, daß eine fruchtbare Frau mit einem zeugungsfähigen Partner regelmäßig schwanger wurde. Anders hätte sich die Zahl der Menschen unter den damaligen Bedingungen auch kaum vergrößern können. Das hat sie aber offensichtlich.
Wohin also mit den Kindern, während Frau sich bei Jagd und Krieg selbstverwirklicht? Dabei mußt man auch bedenken, daß sowohl Jagd als auch Krieg oft keine Sachen von Stunden war, sondern sich nicht selten Tage, Wochen oder auch noch länger hinzog.
Wer versorgt unterdessen die Kinder? Vor allem mit Nahrung? Heute wäre das einfach - die Kinder bleiben bei der Oma, und die kauft Kindernahrung im Supermarkt. Vor 10000 Jahren gab es aber noch lange keine künstliche Kindernahrung. Oder sollte sie das Kind einer anderen Frau geben? Die mußte dafür aber selbst vor kurzem ein Kind geboren haben. Und sie mußte mehr Milch haben als sie für ihr eigenes Kind brauchte. Das kam so keineswegs immer hin. In späteren Zeiten gab es zwar Ammen, die Kinder fremder Frauen stillten. Die machten das aber nur für wenige reiche Frauen die sie dafür bezahlten, oder sie stillten Findelkinder, wofür sie üblicherweise auch bezahlt wurden. Die Masse der Mütter stillte ihre Kinder selbst.
Was sollte eine Frau also tun, um wie ein Mann auf die Jagd zu gehen oder in den Krieg zu ziehen? Das Kind mitnehmen?
Im Mittelalter gab es ja bekanntlich die Kreuzzüge. Den regulären Kreuzzügen gingen die sogenannten Volkskreuzzüge voraus. Da zogen irgendwelche armen Schlucker einem Prediger, einem Raubritter oder manchmal auch einer Gans hinterher, auf der Suche nach den Schätzen des Orients. Was das mit dem Thema zu tun hat? Nun, es zogen auch jede Menge Frauen mit. Da sich diese Züge über Monate hinzogen (die meisten gingen ja zu Fuß, Pferde konnten sich nur wenige leisten), wurden die auch unterwegs schwanger. Was taten sie dann mit den Kindern? Die wurden oft am Wegrand zur Welt gebracht, dann reihte die Mutter sich wieder in den Zug ein und schwankte weiter. Das Kind starb am Wegrand. Wenn eine Mutter das nicht fertigbrachte und das Kind mitnahm, dann verhungerte häufig zuerst sie und dann das Kind. So kann man sich wohl vorstellen, daß solche Verhältnisse für die Erhaltung der Art nicht gerade optimal sind. Und daß die Menschheit schnell ausgestorben wäre, wenn die Frauen in früheren Zeiten kampflustige Amazonen gewesen wären, die sich um alles kümmerten, nur nicht um ihre Kinder.
Denkbar wäre durchaus etwas Ähnliches, wie es z.B. bei den Pinguinen praktiziert wird: Die Frau könnte das Kind zur Welt bringen und der Mann könnte es dann versorgen. Dafür müßten aber die Männer Brüste haben und Milch geben. Dann wäre das möglich. Da sie die nicht haben, ist das eben nicht möglich und kann folglich auch in früheren Zeiten nicht möglich gewesen sein.
Allein die Kinder hielten die Frauen also in der Siedlung fest. Wenn sie dem Kind optimale Bedingungen bieten wollten, mußten sie zu Hause bleiben, und der Mann mußte derweil Nahrung heranschaffen.
Natürlich war die Aufgabenverteilung nie 100%ig starr. Kochen und Kleidung reparieren war durchaus nicht nur Frauensache - Männer mußten das ja auch tun, wenn sie ohne Frauen unterwegs waren. Es wird immer auch Fälle gegeben haben, wo auch die Frauen z.B. bei der Abwehr von Angriffen feindlicher Menschen mitkämpfen mußten, weil viele Männer gerade unterwegs oder tot waren. Die Amazonensage deutet darauf hin, daß es so etwas zuweilen gab, gleichzeitig ist sie aber auch ein Indiz dafür, daß so etwa dermaßen selten war, daß es noch lange herumerzählt und dann zu solch einer Sage wurde.
Heute haben wir nun die Situation, daß es durchaus möglich ist, alles 50:50 aufzuteilen. Die Menschen haben sich dem aber noch lange nicht angepaßt. Es gibt immer noch die alten, ererbten Unterschiede zwischen den Geschlechern, und die unterschiedlichen Hormonkonzentrationen wirken sich auch auf das Gehirn aus, wie man an Personen nachweisen konnte, die Geschlechtsumwandlungen inklusive Hormontherapie durchgemacht haben. Wir wissen zwar, daß wir heute alle Möglichkeiten haben, aber unser Körper weiß das noch lange nicht. Das kann ein Problem sein.
Freundliche Grüße
von Garfield
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Jens,
21.07.2008, 23:16
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Conny,
22.07.2008, 01:40
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Jens,
22.07.2008, 03:47
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Conny,
22.07.2008, 10:53
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22.07.2008, 17:09
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Conny,
22.07.2008, 22:52
- Von der Hohlheit mancher Argumentationen - Garfield, 23.07.2008, 17:50
- Von der Hohlheit mancher Argumentationen - adler, 23.07.2008, 05:20
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Conny,
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Donna Amaretta,
22.07.2008, 01:57
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Christian2,
22.07.2008, 08:30
- Von der Hohlheit mancher Argumentationen - Jens, 22.07.2008, 21:50
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Christian2,
22.07.2008, 08:30
- Von der Hohlheit mancher Argumentationen - crazyPhil, 22.07.2008, 03:26
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Geschledhterkrieger,
22.07.2008, 03:40
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22.07.2008, 17:58
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Moti,
22.07.2008, 18:11
- Von der Hohlheit mancher Argumentationen - und von der Naivität - Jens, 22.07.2008, 18:23
- Von der Hohlheit mancher Argumentationen - und von der Naivität - Geschlechterkrieger, 23.07.2008, 02:27
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Moti,
22.07.2008, 18:11
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Jens,
22.07.2008, 17:58
- Zustimmung - Garfield, 22.07.2008, 12:40
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Anders,
22.07.2008, 22:44
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Garfield,
23.07.2008, 14:09
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23.07.2008, 17:46
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Garfield,
23.07.2008, 19:04
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23.07.2008, 22:14
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- Von der Hohlheit mancher Argumentationen oder wie man mit Anlauf ein Eigentor schießt - Christine, 24.07.2008, 11:42
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23.07.2008, 22:14
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23.07.2008, 23:08
- Von der Hohlheit mancher Argumentationen oder wie man mit Anlauf ein Eigentor schießt - Anders, 24.07.2008, 16:34
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23.07.2008, 19:04
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23.07.2008, 17:46
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23.07.2008, 14:09
- Von der Hohlheit mancher Argumentationen - Student(t), 23.07.2008, 17:56
- Von der Hohlheit mancher Argumentationen - Michel, 29.07.2008, 19:01
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Conny,
22.07.2008, 01:40