Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Von der Hohlheit mancher Argumentationen oder wie man mit Anlauf ein Eigentor schießt

Garfield, Wednesday, 23.07.2008, 14:09 (vor 6361 Tagen) @ Anders

Hallo Anders!

Was genau meinst du mit "historisch verbrämten Unterbau"?

Viele Menschen sind hier zu sehr in "Schwarz/Weiß-Denken" gefangen. Sie glauben, daß es nur zwei Möglichkeiten gibt. Entweder sehen sie es so, daß Männer und Frauen gleichwertig sind und schon immer waren, also auch in Urzeiten in jeder Hinsicht alles gleichberechtigt gemacht, somit alles 50:50 aufgeteilt haben. Oder sie sehen es so, daß Männer und Frauen in früheren Zeiten nie gleichwertig waren, daß es eine starre Aufgabenteilung gab und daß dabei die Aufgaben und Leistungen der Männer immer höherwertig waren, woraus sie dann eine geringere Wertigkeit der Frau und ihre untergeordnete Stellung ableiten.

Beide Ansichten halte ich für falsch. Ich denke, die Wahrheit liegt wie so oft irgendwo in der Mitte.

Daß es über sehr lange Zeit hinweg eine gewisse Aufgabenteilung zwischen den Geschlechtern gab, ist durch die körperlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen ganz klar belegt. Wenn es keine solche Aufgabenverteilung gegeben hätte, dann würde es diese Unterschiede nicht geben. Es gibt schließlich auch Tierarten, bei denen die körperlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern geringer oder gar nicht vorhanden sind, weil es dort nur wenige oder gar keine Aufgaben gibt, die überwiegend von einem Geschlecht erledigt werden.

Daß diese Aufgabenverteilung bei Menschen nicht starr war, ist teilweise durch historische Überlieferungen oder archäologische Funde belegt, teilweise ergibt es sich aber einfach durch logische Schlußfolgerungen.

Beispielsweise kann man wohl davon ausgehen, daß Ackerbau auch bei unseren Vorfahren anfangs Aufgabe der Frauen war, wie es auch bei manchen Naturvölkern beobachtet wurde. Zu dieser Zeit ernährten sich die Menschen noch hauptsächlich durch Jagd. Der Ackerbau war noch wenig effektiv, und die Menschen konnten sich allein damit nicht ernähren. Er war aber auch nicht unwichtig, und er konnte relativ einfach in der Nähe der Siedlungen betrieben werden. Das war sogar nötig, weil man die angebauten Pflanzen vor Fraß durch Tiere schützen mußte. Frauen waren immer durch ihre Kinder behindert, die sie anfangs stillen und tragen mußten. Die Jagd war ihnen so schlecht möglich - mit Ackerbau dagegen konnten sie sich beschäftigen, während die Männer auf die Jagd gingen.

Als die Bevölkerungsdichte zunahm, wurde es immer schwieriger, sich vor allem durch Jagd zu ernähren. Also wurde der Ackerbau zunehmend weiter entwickelt. Und je wichtiger er wurde, umso mehr wurde er Aufgabe der Männer. Das lag allein schon deshalb nahe, weil ihre frühere Aufgabe - die Jagd - ja immer unwichtiger wurde. Außerdem erforderten die neuen Ackerbau-Methoden auch mehr Körperkraft. Die Frauen übernahmen nun andere Aufgaben wie z.B. Spinnen oder Weben, die es früher entweder noch nicht gab oder die in früheren Zeiten noch primitiver, also einfacher waren und so nicht viel Arbeitsaufwand erforderten.

Es wird aber generell zu allen Zeiten immer wieder vorgekommen sein, daß Männer wie Frauen auch mal zeitweilig oder dauerhaft Aufgaben des anderen Geschlechts mit erledigen mußten. Es ist für mich z.B. schwer vorstellbar, daß ein Bauern im Winter, wenn es auf dem Feld nichts zu tun gab, einfach tatenlos herumsaß. Das Leben war in früheren Zeiten allgemein härter als heute, und deshalb war Müßiggang sicher für viele Menschen ein Luxus, den sie sich kaum leisten konnten.

Für mich ist es jedenfalls kein Widerspruch, davon auszugehen, daß es in früheren Zeiten eine Aufgabenteilung gab und daß es sie auch heute teilweise noch gibt und daß Männer und Frauen aber gleichzeitig gleichberechtigt sind. Man muß ja auch bedenken, daß sich die Lebens- und Arbeitsumstände der Menschen in den letzten Jahrhunderten enorm geändert haben. Leider hinkt die Evolution da etwas hinterher. Wo ist aber das Problem, wenn eine Frau gern Kinder hätte und Hausfrau sein möchte, und ihr Partner auf Hausarbeit überhaupt keine Lust hat? Ich sehe da keins, auch nicht, wenn es mal umgekehrt sein sollte. Und wenn es da bei einem Paar Probleme gibt, dann muß man eben Kompromisse eingehen oder sich trennen, wenn es einfach nicht klappt.

Man sollte die Menschen einfach nur in Ruhe lassen und damit aufhören, ihnen irgendwelche Rollenmuster aufzudiktieren. Dann wird sich auch alles zur allseitigen Zufriedenheit einpendeln.

Freundliche Grüße
von Garfield


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