Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Mitgefangen, mitgehangen

Diana, Sachsen, Thursday, 03.04.2008, 02:31 (vor 6472 Tagen) @ Onkel Hotte

Dein Mann ist also Schuld daran, dass Du nicht arbeitest?

Nein - wo steht das?

Würde der Bezug von Leistungen nach HartzIV etwas an deiner
Arbeitslosigkeit ändern, oder hättest du einfach nur gerne ein paar Taler
zum shoppen übrig? Und mal zusammengefasst: Hausfrau bist du also, weil du
kein HartzIV beziehst?

Nein, Onkel Hotte - ich falle auch hier ein wenig aus dem Rahmen - ich "shoppe" nicht. Ich ZÄHLE als "Hausfrau", weil ich keinerlei Leistungen beziehe. Die Taler, die übrig sind, fließen in unser Haus - in dem wir und meine Mutter wohnen und in dem gerade eine Wohnung für unseren Sohn "in Arbeit" ist. Wären also mehr Taler übrig, würden mehr Taler in unser Haus fließen.

Schon mal aufgefallen, dass Männer sich auch dann nicht in eine
gesellschaftlich etablierte Hausfrauenrolle zurückziehen können, wenn sie
arbeitslos sind, HartzIV hin oder her. Schon mal aufgefallen, dass diese
gesellschaftlich etablierte Wahlmöglichkeit nur Frauen offen steht - und
vom Feminismus gezielt verteidigt wird. Diese Wahlmöglichkeit ist
schließlich eine der derzeitigen Kernforderungen der feministischen
Protagonistinnen.

Mir ist der Unterschied sehr wohl bekannt und auch bewusst - ich kenne Männer (in der Nachbarschaft und welche, die mit mir zusammen ABM gemacht haben), die keine Leistungen beziehen, weil ihre Ehefrauen arbeiten und "zuviel" verdienen. Und mir ist klar, dass eine Frau sich hinter der "Hausfrauenrolle verstecken" kann, ein Mann aber nur schwer bis überhaupt nicht.

Die ABM und Lehrgänge sind ebenfalls nicht an deiner Arbeitslosigkeit
schuld!

Nein - nur war es das, was sich ergeben hat und ich es deshalb wahrgenommen habe.

Wärst du zudem ein Mann, hätte man dich inzwischen gezwungen JEDEN
erdenklichen Job anzunehmen! Einschließlich langen Fahrtzeiten und schlecht
bezahlten Knochenjobs. Frauen mutet man so etwas allerdings nicht zu,
begreift sie lieber als Opfer einer patriarchalen, frauendiskriminierenden
Arbeitswelt, und stellt Milliarden für geschlechtsquotierte
Halbtagsstellen, ABM und Gedöns zur Verfügung, um eine Scheinwelt zu
schaffen, in der Frauen sich gebraucht fühlen

In der Theorie werden Männer UND Frauen "gezwungen", jeden "zumutbaren" Job anzunehmen. In der Praxis sieht das wie fast immer "etwas" anders aus. Da muss man sich in jedem Einzelfall die Konstellation angucken.

Die Mehrzahl der Arbeitsförderungsmaßnahmen wird von Frauen in Anspruch
genommen. Und darüber hinaus kommt auch noch SEHR VIEL Geld aus den Töpfen
der EU - allerdings nur für Frauen! ZUSÄTZLICH gibt es noch eine spezielle
Frauenförderung, auf kommunaler, Länder - UND Bundesebene. Diese Maßnahmen
werden Männern - trotz deren höherer Arbeitslosenquote - nicht gewährt; die
können sehen, wo sie bleiben.

Also... ABM stehen grundsätzlich Männern UND Frauen in gleichem Maße zur Verfügung. Das weiß ich daher, weil ich selbst einmal bei einem ABM-Träger war (als ABM) und daher die Projektbeschreibungen gelesen habe. ABM für "Nichtleistungsempfänger" gibt es auch für Frauen nicht. Definitiv nicht. Es gibt die Möglichkeit (hypothetisch), dass Nichtleistungsempfänger bis zu 10 % in JEDE Maßnahme vermittelt werden KÖNNTEN, das aber nicht werden, weil man genug Leistungsempfänger hat, die "untergebracht" werden müssen.

Was Lehrgänge anbetrifft, ist es tatsächlich so, dass zu 60 bis 90 % Frauen in solchen Lehrgängen sitzen. Ich habe bisher mehrere erlebt - und zwar von ca. 40 % Männerbeteiligung bis zu 100 % Frauenbesetzung.

Dass Frauen nicht in jeden Job "vermittelt" werden (können), hängt u. a. damit zusammen, dass sie die Voraussetzungen nicht erfüllen: sie KÖNNEN entweder nicht, was dort verlangt wird (das weiß ich aus den Stellenbeschreibungen für "Produktionshelfer", wo ich selbst wegen nicht vorhandener Kenntnisse mehrfach abgelehnt wurde, obwohl da stand "Anlernjob") - oder sie sind körperlich nicht geeignet (es gibt Jobs, wo "handwerkliches Können" verlangt wird, oder eine bestimmte Mindestkörpergröße). Das heißt, Frauen werden nicht genommen, weil man sie für diesen Job aus verschiedenen Gründen eben nicht "brauchen" kann, wenn du so willst.

Das männerdiskriminierende und frauenzentrierte Merkmal wird von Behörden
durch verbale Verklausulierungen zudem nur allzu gerne in den Hintergrund
gerückt, lieber unter den Tisch gekehrt. Es gibt jede Menge oberflächlich
neutrale Maßnahmen, hinter denen in Wirklichkeit allerdings nichts anderes
als Frauenförderung steckt! Wer sich damit schon mal befasst hat, kann das
bestätigen!

Ich habe mich damit "befasst", weil ich in dieser "Branche" zugange war. Wenn man "Büro-Maßnahmen" anbietet, dann wird es in der Natur der Sache liegen, dass größtenteils Frauen dort landen. Dass Männer Bürokaufmann lernen, ist erst seit relativ kurzer Zeit der Fall.

Allerdings - diese "Maßnahmen" für Nichtleistungsempfänger, die mir erst jetzt angeboten werden, sind tatsächlich namentlich für Frauen ausgeschrieben. Allerdings lächerlicherweise in eine Branche, wo Frauen wenig damit anfangen können dürften: Maschinenbau, Bauwesen, IT, Automatisierungstechnik. Ich habe NULL Ahnung von all diesen Dingen und erfülle auch die genannten Zugangsvoraussetzungen nicht. Diese "Leergänge" werden genauso ins Leere laufen wie die "Görls Dei's" in "technischen" Berufen. Kein Maschinenbaubetrieb, der bei Verstand ist, würde MICH nach so einem "Leergang" einstellen - weil ich keinerlei Ahnung von der Branche habe und mir elementare Grundkenntnisse fehlen.

Aufören herumzuheulen, und sich das selbe zumuten, wie es auch Männern
abverlangt wird. Du könntest ja ins Ausland gehen. Müsstest dann halt auf
deine Familie verzichten. MÄNNER machen so etwas!

Natürlich könnte ich das. Ich habe das mehrfach durchgerechnet - was ich dort verdienen könnte (also "Büro-Tusse"), und was nach Abzug der Kosten übrig bleiben würde: nichts. Plus minus Null. Und soll ich dir was sagen? Auch wenn es nicht in dein Bild passt: mein Mann würde das niemals wollen. Er ist nämlich einer dieser "sentimentalen, sanften, gefühlsduseligen Familienmenschen", der sagt - es reicht, wenn EINER in der Gegend herumvagabundiert. Aber EINER muss auch den Laden hier zusammenhalten, wie er sagt. Denn ER ist schon die ganze Zeit auswärts unterwegs.

Versuche hier also niemandem weiszumachen, du würdest nicht vom Feminismus
und dessen gesellschaftlichen Auswirkungen profitieren.

Es ist mir völlig gleichgültig, was du glaubst, was ich dir oder irgendwem "weismachen" will. Ich "profitiere" von nichts und beziehe keinerlei staatliche Leistung oder "Förderung".

Und du kannst mich hier pampig anmachen, wie du willst - ich werde mich ganz bestimmt nicht provozieren und "aus der Reserve locken" lassen. Dein Tonfall spricht ohnehin für sich selbst.

Grüße
Diana


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