Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Mann öffentlich in schwarzer Feinstrumpfhose gesichtet!

Markus, Thursday, 30.06.2005, 15:15 (vor 7466 Tagen) @ Gast

Als Antwort auf: Re: Mann öffentlich in schwarzer Feinstrumpfhose gesichtet! von Gast am 30. Juni 2005 04:16:

Hallo Gast,

Ich finde Männer in Frauenkleidern zum kotzen.

Diese Sichtweise steht dir absolut zu, zumindest, wenn du deine Aversion gegen die Kombination Mann/Kleidung richtest und nicht gegen die Menschen selbst. Geschmäcker sind nun mal verschieden und Brechreize können unterschiedlich sensibilisiert sein.

Sie haben einen schlechten Einfluß auf Kinder (Geben ein falsches Beispiel).

Es wäre schön, wenn man Kinderschänder am Äußeren erkennen könnte - dem ist aber nicht so. Sie sind weder durch das Berufsbild, noch durch ihre Kleidungs zu indentifizieren. Aber du hast ja auch nicht von Pädophilen geschrieben, sondern du meinst sie geben ein falsches Beispiel. Warum das? Weil sie nicht mit der Masse mitschwimmen? Weil sie ihre innersten Gefühle nicht verdrängen und es vielleicht sogar wagen, sich öffentlich als Ganzes zu akzeptieren? Sollen unsere Kinder lernen, dass man in der Masse mitzuschwimmen hat, Kollektivismus das Maß aller Dinge ist, dem Individualismus untergeordnet werden muss?

Wilkommen in der Bundesrepublik Deutschland, in der der Feminismus unser Gesellschaftbild prägt. Nieder mit den Menschen, die sich gegen irgendwelche Ströme stellen, hoch leben die Väter, die ihren Kindern ein Vorbild sind und sich mit jedwedem vorgegebenen gesellschaftlichen Rollenbild identifizieren.

Du merkst, wie das Thema gar nicht mal so weit von unserem Emanzipationsthema entfernt ist?

Sie wissen offensichtlich nicht mehr wer sie sind (Identitätsprobleme).

Ich habe einige Transvestiten in meinem Freundeskreis. Es sind Menschen wie es sie überall gibt. Es gibt Dumme und Schlaue, Extreme und Gemäßigte, Liebenswerte und Hinterhältige. Was alle aber hier gemeinsam haben ist, dass sie im Moment ihres Outings, genau keine Identifikationsprobleme haben, weil sie dann nichts mehr in sich unterdrücken, als pervers hinterfragen oder als krank abtun. Diese Menschen leben oft über Jahrzehnte mit Identifikationsproblemen, weil sie wissen, dass sie in unser gesellschaftliches Bild nicht passen. In dem Moment aber, in dem sie zu sich selbst stehen, legen sie diese Identifikationsprobleme größtenteils ab, weil sie sich nicht an Normen ausrichten, sondern an ihren tiefsten Gefühlen.

Können einem zu 95 % leid tun.

Ich war da mal auf einer Transvestitenveranstaltung. Ich hatte anfangs ein sehr komisches Gefühl. Vielleicht so in die Richtung:"Oh Gott, hoffentlich sieht mich hier keiner". Als ich dann aber mit den Menschen gesprochen habe, war das nicht der Smalltalk, den man auf der Gartenparty führt. Hier konnte ich sehr viel über mich selbst und meine Berührungsängste lernen und habe den Abend sehr genossen. Hinterher taten mir all die Menschen leid, die es nicht schaffen ihre Vorurteile zu überwinden, denn ihnen wäre ein solches Erlebnis nie zu Teil geworden.

Einige waren wahrscheinlich im früheren Leben Frauen ;-) Einige ganz wenige scheinen sich wie Krieger im Rock vorzukommen ;-))

So ähnliche Sprüche hat mein Großvater von sich gegeben, als ich mit 15 das erste mal mit einem Ohrring zu ihm zu Besuch kam. Da herrschte auch das Klischee vor, dass Ohrringe entweder von Frauen oder Schwulen getragen werden und es wurde sich darüber lustig gemacht. Mag sein, dass der Rock oder die Strumpfhose keine Erfolgsgeschichte wie der Ohrring schreibt, aber die Vorurteile hier sind die selben. Es ist schon schwer zu begreifen, dass sich Persönlichkeit, Charakter und sexuelle Ausrichtung nicht an Äußerlichkeiten fest macht.

Die Reaktionen hier finde ich sehr bedenklich. Hier muß man ja langsam schon Zivilcourage mitbringen um sich offen gegen Frauenklamotten bei Männern zu äußern.

Wir sind auch hier wieder beim Thema Differenzieren. Es ist absolut legitim, wenn du dich gegen Frauenkleider am Mann aussprichst. Das tust du aber nicht. Du folgerst nämlich aus der Kleidung, dass diese Menschen gefährlich für Kinder sind. Damit sprichst du dich nicht gegen die Kleidung aus, sondern gegen den Menschen(den du noch nicht einmal kennst). Wenn dir die Kleidung nicht behagen würde, würde ich hier wohl auch nicht intervenieren. Dies steht dir ungenommen zu.

Übrigens wird es so laufen, daß wenn Männer sich schafsmäßig beeinflussen lassen sollten, und allgemein Frauenklamotten tragen würden, würden Frauen sicher auch wieder aus ihrer Männerkleidung aussteigen und wieder Frauenklamotten anziehen. Sie machen uns ja alles nach weil sie uns als die Besseren, Stärkeren wahrzunehmen scheinen und dann auch so sein wollen...

Naja, zumindest gibt das Thema noch einen Seitenhieb gegen die Frauen her.

Pervers der Planet.

Ein Psycho-Onkel hat mal folgendes gesagt: Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, die von Top-Managern, Top-Sportlern, Top-Akteuren jedweder Form geprägt ist. Jeder fühlt sich im Konkurrenzkampf mit dem anderen und darum werden Randgruppen gerade von denen, die nicht "Top" sind, gerne kollektiv abgewertet, um den eigenen Status innerhalb der Leistungsgesellschaft zu erhöhen.

Da wird dann eine ganze Gruppe als krank (und somit unterlegen) dargestellt und man selbst als gesund (überlegen). Wir können gerne darüber diskutieren, was hier wohl das Perversere ist.

Interessant ist auf alle Fälle, dass radikale Grundhaltungen(Kollektivhaft und Polemik) wohl themenübergreifend bei den selben Leuten zu entdecken sind. Vielleicht ein Grund mehr, sich gegen eine schleichende Radikalisierung in einem einzelnen Themenfeld zu engagieren.

Markus

Gruß
Gast


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