Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? Ja, zu Recht.

Maesi @, Wednesday, 06.09.2006, 02:19 (vor 7032 Tagen) @ Adam

Hallo Adam

Quatsch. Ich kann doch meine Kinderbetreuung und Aufgabenteilung nicht
danach ausrichten, wie es nach einer Scheidung evtl. aussehen könnte.
Zumal wenn das in der Form einer Abschiebung des Kindes geschieht, mit
massiven Folgeschäden.


Nein natürlich sollte man gar keine Scheidung erwägen, wenn man in einem
Land heiratet, wo die Rate ebendieser Scheidungen wenigstens in den
Städten beinah 50% beträgt. Warum sollte man vorausschauend sein? Als Mann
gar. Warum sollte man sich Gedanken machen, gerade wo man die Auswirkungen
des Feminismus doch zu kennen glaubt. Besser ist: naiv bleiben, da braucht
man sich nicht zu ändern.

Auf Anhieb erkenne ich zwei Schwaechen in Deiner Argumentation:

1. Wenn man bei der Eheschliessung sein Verhalten bereits im Hinblick auf die Nachscheidungszeit optimieren will, dann heiratet man gar nicht erst und zeugt auch keine Kinder. Wenn Kinder vorhanden sind, ist Ehescheidung aus finanzieller Sicht meist eine ruinoese Angelegenheit; nuechtern betrachtet ist das angesichts einer fast 50%-Scheidungsquote etwas fuer Hasardeure. Aus emotionaler Sicht verliert der Vater bei Trennung die Kinder haeufig ganz oder wird auf den beruechtigten Wochenendpapa reduziert; auch aus dieser Perspektive mag man(n)cher zum Schluss kommen, dass sich das nicht lohnt.

Zumal: mir ging es nicht um "Abschiebung" des KIndes, um diesen
absichtlich pejorativen, sachlich aber völlig unzutreffenden Terminus
einmal aufzunehmen. Mir ging es darum, auch über eine mögliche Scheidung
hinaus, die Verantwortung des Vaters für sein Kind aufrecht erhalten zu
können!

Die 'Verantwortung' des Vaters, besteht in der Praxis lediglich darin, Unterhalt zu blechen und es alle zwei oder drei Wochenenden zu sehen; mehr wird nicht von ihm verlangt, und mehr bekommt er normalerweise auch nicht. Kodjoe kam seinerzeit bei ihrer Diplomarbeit zum Schluss, dass die 'Neuen Vaeter' besonders unter dieser Praxis leiden, waehrend 'Traditionelle Vaeter' besser damit zurechtkommen. 'Wenn die Mutter nicht will, da kann man nichts machen'; das ist die schnoerkellose Scheidungswirklichkeit, die manchem liebevollen Vater gerichtlicherseits bei seinen aussichtslosen Klagen wegen Umgangsvereitelung verklickert wird. Aber ich lasse mich von Dir, Adam, gern mit harten Fakten und stringenten Argumentationen vom Gegenteil ueberzeugen, dass es sich anders verhaelt.

Dazu ist es nötig, daß er während es noch funktioniert, dafür sorgt, daß
Mutti es sich nicht bequem mit Kindchen und viel Muße macht, wie man das
heute nun mal hat, wenn man zum Familieneinkommen nichts beiträgt, sondern
Papa die Möglichkeit gibt, seiner Verantwortung nachzukommen. Und das geht
nun mal am besten, wenn die Alte was anderes zu tun hat als ihre Kinder
durch fortwährendes Beglucken und Fernhalten von dem einzig arbeitenden
Vater zu langweilen (Muttersöhnchen natürlich ausgenommen, so viele gibt
es davon aber auch wieder nicht).

Hier erkenne ich die zweite Schwaeche:

Ist diese Strategie erfolgreich? Offensichtlich nicht. In der deutschen Rechtsprechung zu der Scheidungsfolgenregelung spielt es keine wesentliche Rolle, ob die Mama waehrend der Ehe berufstaetig war; die Mehrzahl der Muetter ist es ja inzwischen sowieso, wenn auch fast immer nur Teilzeit.

Der Richter hat nach der Trennung die Entscheidung zu faellen, bei wem das Kind nun bleiben soll. Hier haette der Vater nur dann eine reelle Chance, die Kinder auch nach Trennung/Scheidung zu betreuen, wenn er sie schon vorher weit ueberwiegend betreut haette UND er bei der Trennung (so wie viele Muetter) die kriminelle Energie aufbraechte, die Kinder eigenmaechtig an sich zu reissen; aber selbst dann haette er noch den in richterlichen Kreisen weit verbreiteten Muetterbonus gegen sich. Wenn er die Kinder jedoch ueberwiegend betreut hat, sodass der Richter von einer 'Betreuungskontinuitaet' ausgehen kann, dann liegt nichts anderes als eine Abart des (von Dir und anderen fuer untauglich befundenen) traditionellen Hausfrauenmodells vor, bloss dass gleichzeitig auch noch ein Rollentausch vorgenommen wurde. Das Familienmodell, in dem Mama und Papa paritaetisch das Erwerbseinkommen erwirtschaften und die Kinderbetreuung uebernehmen, ist eine schoene Theorie. Praktische Bedeutung hat diese Theorie nicht (schon gar nicht nach einer Trennung), und es sieht auch nicht so aus, als ob sich das aendern wuerde --> eine jener typisch intellektuellen Totgeburten.

Davon abgesehen wuerde ich gerne einmal zuschauen, wie ein Mann seine Gemahlin als frischgebackene Mutter (womoeglich gegen deren Willen!) wieder zu einer Erwerbstaetigkeit zu draengen versucht; da wuerde wahrscheinlich jede Menge Stoff fuer eine Sitcom herausspringen. In der Praxis waere es allerdings wahrscheinlicher, dass die Mami sich die Kinder griffe, auszoege und den gegenueber ihren 'Muttergefuehlen' gleichgueltigen, unsensiblen Maenne auf Kindes- und Trennungsunterhalt verklagte oder alternativ den Fiesling, der sie unter dem Vorwand der Aufnahme einer Erwerbstaetigkeit 'bloss mit viel Gefuehl um ihre Kinder bringen will', polizeilich aus der gemeinsamen Wohnung entfernen zu lassen, um fortan auf sein Kosten mit den Kindern allein zu leben. In der heutigen Trennungs-/Scheidungsfolgenpraxis kaeme sie damit so gut wie immer durch.

Im Grunde genommen kommt man immer wieder auf dasselbe zurueck: die Rechtsprechung, welche zulaesst, dass eine Mutter die Kinder ohne Absprache mit dem Vater an sich reissen kann und auf der Basis dieses eigenmaechtigen Handelns erfolgreich Unterhalt fordern kann. Ob eine traditionelle oder eine progressive Ehe/Partnerschaft vorlag, ist in diesem rechtlichen Automatismus weitgehend irrelevant. Klaus_z plaediert dafuer, Frauen aus dem 'noch nicht femiverseuchten' Ausland einzufliegen und zu heiraten; diese Strategie ist insofern erfolgreich(er), als dass die Scheidungsquoten zwischen inlaendischem Ehemann und auslaendischer Ehefrau in der Tat nachweislich signifikant tiefer sind. Wenn es jedoch zur Trennung/Scheidung kommt, dann greift der rechtliche Automatismus auch in diesen Faellen.

Mit der Einrichtung von Kindergärten etc. hatte mein Argument noch gar
nichts zu tun (ist inzwischen sattsam diskutiert worden, ohne daß einige
hier offenbar die historische Realität hinreichend kennen), denn: wie man
dies macht, bleibt jedem selbst überlassen. Mit der in der heutigen
Lebenswelt anachronistischen Hausfrau freilich wird man vor allem
Mütterwohl statt Kindeswohl befördern.

Vielleicht ist nicht so sehr die Hausfrau anachronistisch sondern die Familie an sich? Mit der Weigerung Kinder zu zeugen durchhaut man(n) den sprichwoertlichen Gordischen Knoten; man(n) vermeidet damit eine ganze Latte von potentiellen Problemsituationen. Wer also wirklich auf der sicheren Seite sein will und nicht so erpicht auf Kinder ist, waehlt angesichts der derzeitigen Rechtspraxis diese Alternative - und immer mehr Maenner tun es ja auch.


Gruss

Maesi


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