Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie?
Hallo hquer!
"Bei uns war es so, dass wir auch und vor allem zu Hause spielen konnten."
Das konnte ich auch - aber eben nur allein. Zwar habe ich einen Bruder, der nur ein Jahr jünger ist, aber im Alter von 4 Jahren kann man mit einem 3jährigen nicht viel anfangen. Ich habe dann notgedrungen teilweise mit deutlich älteren Jungen (10-13) gespielt, die dann aber wiederum wenig Interesse daran hatten, sich lange mit einem 4-5jährigen abzugeben.
Erst im Kindergarten traf ich denn auf Gleichaltrige, und davon war ich dann so begeistert, daß ich mich heute noch dran erinnere.
"Im Kindergarten wurde doch alles schnell unterbunden, was gegen den Strich lief."
Jain. Nur als ich mal mit einem Puppenwagen spielte, glaubte eine Kindergärtnerin, einschreiten zu müssen und beschwerte sich auch prompt bei meiner Mutter darüber. 
Klar - der Mittagsschlaf nervte manchmal ein bißchen, aber so schlimm war das auch nicht.
"Kindergarten und Schule haben die meisten als öde empfunden, weil zu rigide."
Die Schule fand ich dann später allerdings auch langweilig. Da war ich schon in einem Alter, wo ich mich problemlos auch allein beschäftigen konnnte, z.B. indem ich ein Buch las oder mit dem Fahrrad durch die Gegend fuhr. Im Alter von 4-5 Jahren ist beides schwierig. Ein kleines Fahrrad hatte ich da zwar auch schon, aber damit kam ich ja nicht weit. So war es zu der Zeit zu Hause eben eher langweilig, im Kindergarten aber nicht.
Würdest du denn auch für die Abschaffung der Schule plädieren?
"Freiheit ist durch nichts zu ersetzen!"
Wenn ich ein Kind hätte, könnte ich natürlich auch sagen, daß es einfach nur Freiheit haben muß und es dann einfach ohne Regeln herum laufen lassen. Ich denke, Kinder, die so "erzogen" werden, bekommen mit hoher Wahrscheinlichkeit Probleme in ihrem späteren Leben als Erwachsene. Im realen Leben hat man nämlich selten die absolute Freiheit. Wer das möchte, der muß sich auf eine einsame Insel setzen.
"Verständlich, wenn du keine Altersgenossen hattest, mit denen du hättest rumtollen können. Das muss hart sein."
Hart war das nicht, aber langweilig.
"Disziplin ist nicht alles im Leben. Manchmal ist es sogar sehr nützlich,
das Gegenteil von dem zu machen, was allgemeiner Konsens ist...Ich hoffe,
an dieser Stelle verstehen wir uns
"
Klar. Aber man muß da immer ein gesundes Mittelmaß finden. Sicher ist es auch nicht gut, immer zu allem ja und amen zu sagen, sich überall anzupassen und unterzuordnen. Aber wenn man mit anderen Menschen zusammen lebt, dann wird man immer wieder in die Situation kommen, daß man Kompromisse eingehen und sich auch mal dem Gemeinwohl unterordnen muß. Stell dir mal vor, du setzt dich auf eine altmodische Pferdekutsche. Es sind vier Pferde vorgespannt - davon läuft das erste nach links, das zweite nach rechts, das dritte legt sich hin und das vierte bleibt stur stehen. Wohin fährt die Kutsche dann?
"Was früher mal war, muss heute nicht gut sein
"
Richtig.
"Kein Argument. Ich glaube auch nicht, dass die Welt früher insgesamt besser war."
Viele Kindergarten-Gegner sehen das als Argument. Sie behaupten, früher wäre alles besser gewesen.
Ich meinte damit durchaus nicht, daß die Zustände in früheren Zeiten besser waren. Aber absolute Freiheit tut Kindern auch nicht wirklich gut. Menschen sind von Natur aus soziale Wesen. Deshalb möchten sie mit ihren Mitmenschen gut auskommen, und sie haben durchaus auch eine natürliche Neigung dazu, die dafür nötigen Regeln zu beachten. Bringt man ihnen diese Regeln nie bei, dann ecken sie entsprechend überall an, haben immer wieder Probleme mit ihren Mitmenschen und fühlen sich letztendlich unglücklich. Manche Menschen schaffen es, sich diese Regeln dann selbst beizubringen, andere packen das eben nicht.
"Das bezweifle ich. So lernen sie höchstens, sich den Bedürfnissen anderer unterzuordnen."
Genau das muß man aber im realen Leben immer wieder tun. Natürlich darf es nicht so laufen, daß man sich immer nur unterordnet und dafür nie etwas zurück bekommt. Aber man muß prinzipiell immer wieder auch bereit sein, zurück zu stecken. Sonst funktioniert das Zusammenleben nicht.
"Wenn sie zudem feministisch indoktriniert werden, haben wir als Ergebnis politisch-korrekte Fotzenknechte. Von denen haben wir bekanntlich mehr als genug."
Ich denke, das, was du als feministische Indoktrination bezeichnest, hat es schon gegeben, als noch niemand den Begriff "Feminismus" kannte. Ich denke, daß der ganze Feminismus letztendlich nur auf der uralten Frauenbevorzugung beruht und sich nur deshalb fest etablieren konnte. Diese Frauenbevorzugung war in früheren Zeiten nötig, um den Frauen die damals schwerere Reproduktions-Aufgabe möglichst zu erleichtern. Deshalb war und ist sie allgegenwärtig und tritt heute im Feminismus in extremer Form in Erscheinung.
Aus diesem Grunde ist die gesamte Gesellschaft damit durchsetzt. Durch Abschaffung der Kindergärten und sogar durch Abschaffung des Feminismus löst man dieses Problem nicht.
"Woran machst du konkret diese Dekandenz fest? Ich meine, Kinder und Jugendliche sind besser als ihr Ruf."
Als ich ein Kind war, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, absichtlich Autos zu beschädigen. Ich wäre auch nicht auf die Idee gekommen, mitten auf einer vielbefahrenen Straße Fußball zu spielen, mich vor einem sich nähernden Auto nur in Zeitlupe von der Straße zu bewegen und dann noch mit einem Hokeyschläger in Richtung des Autos zu fuchteln, obwohl der Fahrer noch nicht mal etwas gesagt hat. Ich wäre auch nicht mit voller Absicht dicht vor einem fahrenden Auto über die Straße gelaufen. Ich hätte auch nicht in einem Gemeinschaftswaschraum Knöpfe an fremden Waschmaschinen eingetreten. Bei einer Bewerbung wäre ich auch mit 15/16 nicht auf die Idee gekommen, die in krakeliger Schrift auf einem abgerissenen Blatt kariertem Papier zu schreiben. Ich hätte wildfremden Menschen, die ich kaum oder gar nicht kenne, auch keine Schimpfwörter hinterher gebrüllt. Und auch kein anderes Kind, das ich in meiner Kindheit kannte, hätte das gemacht.
Heute ist sowas übliche Praxis. So benehmen sich eben verwöhnte Einzelkinder, die von ihren Eltern vor allem beigebracht bekommen haben, daß sie das Zentrum des Universums sind, daß sich somit die Welt um sie dreht und daß sich alle übrigen Menschen ihnen unterzuordnen haben. Und mit genau dieser Einstellung bekommt man zwangsläufig im weiteren Leben immer wieder Probleme, wenn man es nicht schafft, sich selbst beizubringen, was Eltern und Lehrer versäumt haben.
Manche Kinder und Jugendliche schaffen das durchaus und entwickeln sich normal. Aber nicht wegen ihrer Erziehung, sondern eher trotzdem. Ich bin mal gespannt, wie die jetzigen Kinder später als Eltern die Erziehung ihrer Kinder handhaben werden. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß viele von ihnen die Fehler ihrer Eltern und der gesamten Gesellschaft dann erkannt haben und ihre eigenen Kinder dann vielleicht besonders streng erziehen werden - was natürlich auch nicht unbedingt von Vorteil ist.
"Und glaubst du, Bemutterung sei heute mehr oder weniger als früher vorhanden?"
Da bin ich mir nicht sicher. Es gibt heute Faktoren, die dagegen arbeiten. Z.B. die sinkenden Realeinkommen, die immer mehr Frauen zwingen, Geld dazu zu verdienen. Es gibt aber auch Faktoren, die dafür arbeiten. So ist es heute nicht mehr wie früher selbstverständlich, daß eine Frau nach der Heirat als Hausfrau zu Hause bleibt. Die Frauen, die das tun, brauchen dafür also eine Rechtfertigung. Kinder sind dafür gut geeignet. Und die dürfen dann natürlich nicht in den Kindergarten, sondern müssen schön zu Hause bleiben, damit Mama sich hinter ihnen vor der lästigen Erwerbsarbeit verstecken kann.
Dann gibt es noch das Problem, daß viele Menschen sich heute - wenn überhaupt - nur noch ein Kind leisten können. Einzelkinder werden aber häufig mehr verwöhnt. In früheren Zeiten lernten Kinder allein schon deshalb mehr Verantwortungsbewußtsein, weil sie auf jüngere Geschwister aufpassen mußten. Das sieht man heute noch in kinderreichen Familien oder auch manchmal in Familien, wo die Eltern extrem asozial sind und dann viele Arbeiten wie z.B. Einkaufen und Hausarbeiten einfach komplett auf die Kinder abwälzen. Ich hab mal eine Reportage über eine Familie gesehen, wo die Mutter längst über alle Berge und der Vater Alkoholiker war. Er hatte eine Tochter, die da wie eine Erwachsene den Haushalt schmiß. Die war wohl so etwa 13. Solche Kinder sind dann oft für ihr Alter sehr reif, nur leider nützt ihnen das häufig nicht viel, weil die Eltern nichts für ihre berufliche Zukunft tun und sie so häufig keine guten Schulabschlüsse erreichen.
Viele Kinder werden aber trotz sinkender Einkommen immer noch verhätschelt und mit jedem erdenklichen Luxus verwöhnt. Vor kurzem wurde wieder festgestellt, daß Kinder heute mehr Geld zur Verfügung haben als je zuvor. Sicher ziehen die Kinder von Großverdienern diesen Durchschnittswert enorm hoch, aber auch Normalverdiener sparen oft zuerst bei sich selbst und nicht bei den Kindern. So ist es kein Wunder, daß viele Kinder keinen Sinn mehr dafür haben, daß Geld erarbeitet werden muß und nicht einfach vom Himmel fällt. Und daß man eben auch selbst dafür verantwortlich ist, seinen Lebensunterhalt zu erarbeiten.
Freundliche Grüße
von Garfield
gesamter Thread:
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? -
Flint,
03.09.2006, 09:34
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? -
Nihilator,
03.09.2006, 15:51
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? -
Garfield,
04.09.2006, 13:54
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? -
hquer,
04.09.2006, 15:51
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? -
Garfield,
04.09.2006, 20:07
- Entstehung des Feminismus -
hquer,
04.09.2006, 22:19
- Entstehung des Feminismus - Garfield, 05.09.2006, 15:53
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? - Nikos, 06.09.2006, 10:26
- Entstehung des Feminismus -
hquer,
04.09.2006, 22:19
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? -
Garfield,
04.09.2006, 20:07
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? -
Nihilator,
04.09.2006, 17:30
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? - Garfield, 04.09.2006, 20:12
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? -
hquer,
04.09.2006, 15:51
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? -
Garfield,
04.09.2006, 13:54
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? -
Adam,
04.09.2006, 02:07
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? Ja, zu Recht. -
Adam,
04.09.2006, 02:14
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? Ja, zu Recht. -
Nihilator,
04.09.2006, 02:39
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? Ja, zu Recht. -
Adam,
04.09.2006, 03:06
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? Ja, zu Recht. - Nihilator, 04.09.2006, 04:37
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? Ja, zu Recht. - Maesi, 06.09.2006, 02:19
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? Ja, zu Recht. -
Adam,
04.09.2006, 03:06
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? Ja, zu Recht. -
Nihilator,
04.09.2006, 02:39
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? Ja, zu Recht. -
Adam,
04.09.2006, 02:14
- Lass das mal nicht den Papst hören -
Beelzebub,
04.09.2006, 02:31
- Lass das mal nicht den Papst hören -
Nihilator,
04.09.2006, 03:01
- Kitaunterbringungen sind nun mal oft ohne Alternative -
Beelzebub,
05.09.2006, 03:04
- @nihi - katja, 05.09.2006, 12:52
- Kitaunterbringungen sind nun mal oft ohne Alternative - Nihilator, 06.09.2006, 02:53
- Kitaunterbringungen sind nun mal oft ohne Alternative -
Beelzebub,
05.09.2006, 03:04
- Lass das mal nicht den Papst hören -
susu,
04.09.2006, 04:31
- Filmschnulzen als "Beweis" ...LOOOL -
Beelzebub,
05.09.2006, 03:17
- Filmschnulzen als "Beweis" ...LOOOL -
Flint,
05.09.2006, 16:18
- Filmschnulzen als "Beweis" ...LOOOL -
Beelzebub,
05.09.2006, 23:54
- Filmschnulzen als "Beweis" ...LOOOL - Flint, 06.09.2006, 05:29
- Filmschnulzen als "Beweis" ...LOOOL -
Beelzebub,
05.09.2006, 23:54
- Filmschnulzen als "Beweis" ...LOOOL -
Flint,
05.09.2006, 16:18
- Filmschnulzen als "Beweis" ...LOOOL -
Beelzebub,
05.09.2006, 03:17
- Lass das mal nicht den Papst hören -
Nihilator,
04.09.2006, 03:01
- Gibt es so etwas wie Hausfrauenphobie? -
Nihilator,
03.09.2006, 15:51