Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Entstehung des Feminismus

Garfield, Tuesday, 05.09.2006, 15:53 (vor 7033 Tagen) @ hquer

Hallo hquer!

"Schule muss sein, ich sehe da aber immer kritisch hin, vor allem was die mögliche feministische Indoktrination betrifft. Leider sind viele LehrerInnen heutzutage feministisch angehaucht. Einseitger Informationsfluss kann recht gefährlich werden. Das ist eine Tatsache, vor der man nicht die Augen verschließen sollte."

Ja, das ist ein Problem. Ich stelle es mir auch schwierig vor, solchen Blödsinn in den Köpfen der Kinder wieder gerade zu rücken. Dann erzählt man seinem Kind, daß die Lehrerin Blödsinn geredet hat und daß alles eigentlich ganz anders ist, und am nächsten Tag kommt es mit vorwurfsvoller Miene nach Hause und erzählt, daß es von der Lehrerin dafür eine 6 bekommen hat... Klar kann man sich dann über die Lehrerin beschweren, aber erstens ist es fraglich, ob man damit viel erreicht und zweitens muß das Kind dann letztendlich den Konflikt zwischen Vater und Lehrerin ausbaden. Ich erinnere mich da gerade an einen Mitschüler, der in der DDR trotz guter Schulleistungen nicht zum Abi zugelassen wurde, u.a. weil diverse Lehrer Streit mit seiner Mutter hatten.

"Ich meine eher die Freiheit in Bezug auf selbständiges Denken. Daran hapert es heute ziemlich stark. Es wird meist unreflektiert einfach der mainstream nachgeplappert. So wird der status quo zementiert."

Da hast du sicher recht. Das ist erstens so bequemer und zweitens ist es sowohl Politikern als auch Wirtschaftsbossen so natürlich sehr recht. Das Volk soll gefälligst brav das wählen und konsumieren, was ihm vorgesetzt wird.

"Wenn du z.B. heute selbst junge Erwachsene darüber informierst, dass Männer in überwiegender Mehrzahl Gewaltopfer werden, merkst du in den Gesichtern Erstaunen. So viel Schaden hat die feministische Berieselung bereits angerichtet. Frau = Opfer, Mann = Täter, das wurde und wird bis zum Erbrechen wiederholt."

Das führe ich aber nicht nur auf die feministische Berieselung zurück. Das Problem gab es zu allen Zeiten. Männer konnten in Notsituationen schon immer allenfalls dann Hilfe von ihren Mitmenschen erhoffen, wenn sie offensichtlich alt und gebrechlich oder extrem verkrüppelt waren. Ansonsten bekamen sie nichts. Frauen dagegen konnten auch dann auf Hilfe hoffen, wenn sie jung, gesund und arbeitsfähig waren. Martin van Creveld hat das in seinem Buch "Das bevorzugte Geschlecht" gut dargestellt. Die Feministinnen konnten dann darauf aufbauen.

"Ich seh schon, mit dem lassez-faire-Erziehungsstil (wie schreibt man den Käse eigentlich?) der 68er kannst du nicht viel anfangen ;-)"

Nein. Das heißt nicht, daß ich meine Kinder mit dem Rohrstock erziehen würde. Ich denke, man kann überhaupt keine allgemeingültigen Erziehungsregeln aufstellen, weil jedes Kind anders ist. Und es gibt tatsächlich Kinder, die in bestimmten Situation auch mal einen Schlag auf den Hinterkopf brauchen. Ein Beispiel:

Eine Mutter hatte zwei kleine Kinder, und das ältere Kind biß das jüngere plötzlich immer wieder grundlos. Die Bisse waren teilweise sehr heftig und hinterließen auch blutende Wunden. Anfangs schimpfte die Mutter nur mit dem älteren Kind. Das hatte aber überhaupt keinen Effekt. Es ist auch schon mit einer Studie nachgewiesen worden, daß Kleinkinder etwas nach einmaligem Hören noch nicht verstehen und es sich dann auch nicht merken. Irgendwann reichte es der Mutter, und als das ältere Kind das jüngere wieder biß, verpaßte sie ihm einen Schlag auf dem Hinterkopf. Damit war die Sache erledigt - seitdem gab es keine Bisse mehr.

Antiautoritäre Erziehung ist ja an sich nicht schlecht. Aber bei manchen Kindern ist sowas sehr schwer und erfordert viel pädagogisches Geschick, das nun einmal nicht jeder Mensch hat.

"...heutzutage trauen sich Eltern doch kaum noch, ihre Bälger zur Räson zu bringen, aus Angst, von den Mitmenschen böse Blicke zu ernten und als nicht modern zu gelten. Da wären wir wieder beim mainstream."

Es ist mittlerweile noch schlimmer: Eltern, die ihren Kindern bei massivem Fehlverhalten mal eine Ohrfeige geben, müssen heute sogar mit einer Anzeige wegen Kindesmißhandlung rechnen. Für viele Eltern ist das wahrscheinlich ein Grund mehr, die Kinder einfach sich selbst zu überlassen. Und damit eventuell rücksichtslose Psychopathen heranzuzüchten, die mit sich selbst und mit anderen Menschen nie zurecht kommen werden.

Noch schlimmer stehen Lehrer da. Meine Frau erlebte in ihrer Schulzeit mal folgendes:

In ihrer Klasse gab es einen Jungen, der überall schlechte Zensuren hatte und dauernd den Unterricht störte. Er pöbelte auch die Lehrer ständig an. Als er dann einen Lehrer mal wieder als Arschloch bezeichnete, platzte dem der Kragen, und er schlug diesem Schüler ein Buch auf den Kopf. Der guckte daraufhin blöd, und weil er in der Klasse nicht sonderlich beliebt war, lachten seine Mitschüler alle über ihn und sagten, daß er selbst schuld ist. Er hat dann seine Klappe gehalten und sich auch nicht getraut, Anzeige gegen den Lehrer zu erstatten. Der Lehrer hat also riesiges Glück gehabt. Im Normalfall hätte er für diese vollkommen normale und verständliche Reaktion eine Anzeige bekommen und vielleicht sogar seinen Job verloren.

Die Situation in den Schulen hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr zum Negativen verändert. Meine Frau stellte das schon vor etwa 10 Jahren fest. Da besuchte sie mal einen Lehrer an ihrer früheren Schule. Dabei sah sie, daß die Schüler da in einem Klassenraum buchstäblich über Tische und Stühle liefen. Sie fragte den Lehrer, was denn da los ist, und darauf sagte der nur resignierend: "Ja, das ist hier jetzt so..."

Oft bekommen die Lehrer auch von den Eltern der Problem-Schüler keine Unterstützung und stehen dann auf verlorenem Posten. Gerade bei Kindern von Ausländern ist das ein Problem. Da gibt es oft noch eine Sprachbarriere. Wie soll ein Lehrer mit Eltern über ihr Kind reden, wenn die Eltern nur schlecht oder gar nicht Deutsch sprechen?

"Ja schon, nur sollten auch nachvollziehbare Prinzipien dahinter stehen, nach denen das Handeln ausgerichtet ist. Daran könnten sich die Kinder orientieren. Das gibt ihnen Halt."

Ja, das ist eben das Problem. Die Kinder kriegen heute oft keine Regeln mehr beigebracht. In fast jeder Folge der "Supernanny" müssen den Kindern erst einmal klare Regeln aufgeschrieben werden, die früher vollkommen selbstverständlich waren. Heute ist das für die Kinder eine regelrechte Offenbarung.

"Meine These: Den Feminismus haben wir auf das unglückliche Zusammentreffen von rechter und linker Ideologie zu verdanken."

Das ist sicher nicht falsch. Aber daß sowohl linke als auch rechte Ideologien feministische Elemente übernommen haben, zeugt letztendlich davon, daß die Frauenbevorzugung schon vorher da war.

"Die Menschheit hat auf technischem Gebiet enorme Fortschritte erzielt, beim logischen Denken sieht es aber duster aus."

Na ja, unser Gehirn ist prinzipiell noch dasselbe wie vor 5.000 Jahren. So gesehen ist es kein Wunder, daß wir heute im Durchschnitt nicht logischer denken und handeln als unsere Vorfahren.

"Es hat auch etwas mit dem Leistungsdruck in unserer Gesellschaft zu tun. Solche Jugendliche sind zutiefst verunsichert, weil exrem widersprüchliche Botschaften auf sie einprasseln. Frustration führt dann zu unkoordinierten Entladungen."

Ja, das ist sicher auch ein Faktor.

"Frage ist, wer ist für diese Form der Verwahrlosung verantwortlich?"

Da sehe ich verschiedene Ursachen. Zunächst einmal falsche Vorgaben, Gesetze und Normen. Dann aber auch die Bequemlichkeit mancher Eltern und die allgemeine Mode, Verantwortung auf andere abzuwälzen. Dann kommt noch die Wirtschaft dazu, die sich die Kinder als Konsumenten erhalten möchte und alles tut, um ihre materiellen Ansprüche noch zu erhöhen.

Ganz übel wird es aber erst kommen, wenn die Bemühungen um ein Kinderwahlrecht oder auch nur um Herabsetzung des Wahlalters Erfolg haben werden. Was dann abgehen wird, kann man aus einer Aussage eines Jungen auf einer Veranstaltung der Grünen zum Thema Kinderwahlrecht ableiten: "Wenn eine Partei die Schule abschafft, dann würde ich die wählen!"

Freundliche Grüße
von Garfield


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