Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Feminismus -> Genderismus -> Relativismus

Nikos, Athen, Friday, 19.06.2009, 09:24 (vor 6035 Tagen) @ Mus Lim

Man ist mehr oder weniger zwangsläufig zu Relativismus gelandet.


Wieso zwangsläufig?

So wie das im Moment aussieht: Weil bisher die Religionen sich als unzureichend erwiesen haben, die Nöte des zeitgenössischen Menschen Rechnung zu tragen.

Warum also, wenn es so zwangsläufig ist, den "Umweg" über die Religion?

Es ist kein Umweg, sondern nur eine Entwicklung, nicht im Sinne von "besser werden" sondern von sich verändern. Man sucht weiterhin, vergleicht die Erfahrungen, und landet dann irgendwann auf Erkenntnissen. Man bedient sich zwar weiterhin der Festlegung von Gut und Böse, welche von Religion angeboten, halt sich aber ein Tür auf, eben um diese Festlegung auch an die eigenen Erfahrungen zu messen.

Das ist das, was mich besonders beunruhigt.

Es ist in jeden Fall beunruhigend, wenn anstelle von Religion gar nichts eintritt, oder aber nur DJ Bobo, Top Models, Formel-1-Rennfahrer, oder auch Nullen wie die Feministinnen. Es geht aber nicht mehr anders. Ein neue Weg ist eingeschlagen worden, solange man nicht auf die Nase fehlt, solange gibt es auch kein Rückkehr. Dass man bald auf die Nase fallen wird, das wird schwierig es nicht zu akzeptieren.

Ich denke, dass Sie uns hier mit der Verwendung des Begriffs Relativismus
in die Irre führen.
Religion ist zunächst erstmal etwas, was das Dieseits Sinn und Struktur
gibt.
Religion schafft auch Relativismus ab, indem sie sich auf Werte festlegt,
sich zu Gut und Böse, Richtig und Falsch verbildlich äußert. Das vermittelt
Sicherheit und Orientierung.

Ja, auf Werte festlegt. Nein, was das "verbindlich äussert" angeht. Die Menschen sind nicht so dumm, wie man denkt. Und über Gut und Böse kann man sich auch ständig streiten. Ein Messer ist gut wenn er einen Steak in verzehrbaren Stücken verkleinert, aber böse, wenn es eine Kehle durchschneidet. Ein Glass ist gut, weil man das Wasser mit auf dem Balkon bringen kann, aber böse, wenn man es einem Menschen auf dem Kopf haut. Nein, das Messer und der Glass sind weniger gute Beispiele, denn dahinter steckt immer noch der frei Wille eines Menschen. Was ist mit Gewalt? Ist Gewalt als Abwehr erlaubt? Ist Gewalt um Kartoffeln aus dem Boden zu holen ein Mittel? Das ist der Gund für den Abstand der Menschen von Religion: Der Anspruch, sich verbindlich über Gut und Böse zu äussern, ist gescheitert. Das erkennt man zB an Griechenland, wo neulich ein Kloster ein See an ganz normalen Immobilien-Haie verkaufte, und dabei Bankkonten mit mehreren Millionen Euro unterhielt. Oder daran, dass immer wieder Geschichte ans Tageslicht kommen, wo Priester sich an jugendlichen vergehen. Der normale Niko, der täglich zwolf Stunden am arbeiten ist, kann sich keinen Bezug zur Kirche mehr finden. Der geht, und der geht weit weg. Er sucht sich ein anderes Heim, und das ist für den meisten der Relativismus. Mangels Alternativen.

Es geht bei Religion nicht um "Beweise", denn Religion ist keine
Naturwissenschaft. Denn, Werte kann man nicht "beweisen" aber setzen und
vertreten. Das wirkt einerseits willkürlich, andererseits gibt es da das
darwinistische Argument. Gesellschaften mit untauglichen Werten bzw.
Religionen überleben nicht und gehen unter.

Sehrwohl unterliegen Religionen Beweise. Sonst können wir alle meine jetzt erschaffene Religion angehören, den Nikismus, bei der hauptsächlich es darum geht, mich zu verehren. Dabei fehlt aber definitiv die Lehre, der dokumentarische Beweis, und auch der tatsächliche Beweis, "Nikismus" kann sich also weiterhin eine Religion nennen, ich bezweifele aber ob diese Religion einen einzigen Anhänger haben wird. Nicht mal mich selbst. Wenn Gesellschaften unten gehen oder nicht, dann muss man auch sehen in welcher Kontext: Sind sie über Millionen von Leichen gegangen, so wie die meisten aktuell vorhandenen Religionen? Ja, das sind sie. Genau das will der Mensch nicht mehr mitverantworten. Wenn durch den Relativismus genau das gleiche passiert, steht auf einem anderen Blatt.

Jetzt mal eine Spekulation von mir, wegen der Frage, ob der Relativismus
zwangsläufig ist oder nicht. Wer sagt denn, dass es Relativismus nicht
schon früher gab und es aber die Gesellschaften und Kulturen mit Religion
sich besser entwickelten und erfolgreicher waren?

Erfolgreich zu sein bedeuted oft, dass die anderen eben nicht erfolgreich waren. Das ist der falscher Ansatz, gleichwohl aber die bisherige Realität. Wenn man unbedingt erfolgreich sein muss, dann darf es nur geschehen, wenn alle daran teilhaben.

Frieden ist, wie man erkennen kann, keine Frage von Festlegung von Werten von Anfag an. Umso mehr, wenn, erfahrunggemäss, an die Werte nicht festgehalten wird, sogar von den Menschen, die vor sich behaupten, sie wären damit direkt verbunden. Das wäre gleichzusetzen mit dem Erreichen eines Zieles, worin der einzellne dann eine nur untergeordnete Rolle spielen darf, eine sehr geringe und zweckentfremdete. Wahrer Frieden entsteht, wenn man die täglichen Angelegenheiten in der unmittelbaren Umgebung friedlich angeht. Insofern ist Frieden ein mühsamer Prozess. Ob sich das lohnen wird, das werden wir dann sehen. Jedenfalls steht für mich fest, dass die Menschen weg von der Religion sind, weil die Religion sich selbst in den Mittelpunkt bewegte, und die Menschen außer vor ließ. Relativismus bittet sich da Notlösung an.

Grüße
Nikos

--
*Es gibt KEINEN Grund für eine Nicht-Feministin, einem Mann, den sie liebt, KEINEN Kaffee zu machen!*


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